Film-Gala

Tonderns Leonardo und Haderslebens Basse mit Erna im Krieg

Tonderns Leonardo und Haderslebens Basse mit Erna im Krieg

Tonderns Leonardo und Haderslebens Basse mit Erna im Krieg

Hadersleben/Haderslev
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Fragestunde mit Publikum: Regisseur und Schauspieler standen im Anschluss an den Film Rede und Antwort. Moderation: Lars Paaske. Foto: Ute Levisen

Diese Nordschleswiger haben’s einfach drauf! Davon konnte sich das Publikum in Hadersleben überzeugen, wo das Kosmorama zur Film-Gala eingeladen hatte. Regisseur Henrik Ruben Genz stellte bei seiner Einführung zu „Erna i Krig“ eine besondere Reise in Aussicht. Er hatte nicht zu viel versprochen.

Die Wächter von der Nachtwächter-Gilde in Hadersleben hatten den Morgenstern geputzt und am Eingang des Kosmoramas Aufstellung genommen, während das Premierenpublikum in den Filmpalast von Hadersleben strömte, um sich mit Erna in den Ersten Weltkrieg zu begeben. Dort hatte der neueste Film von Regisseur Henrik Ruben Genz Premiere. „Erna i Krig“ ist die Verfilmung des Romans von Erling Jepsen – und es ist bereits die dritte Filmproduktion, bei der die beiden gebürtigen Grammer zusammenarbeiten.

 

Unglaublich und nicht vorhersehbar

 

Trine Dyrholm spielt Erna. An ihrer Seite ziehen Anders W. Berthelsen, Ulrich Thomsen, Ari Alexander und Mads Langelund an die Westfront. Erna setzt ihr Leben aufs Spiel: Sie verkleidet sich als Mann, um ihrem einfältigen Sohn Kalle als Soldat beizustehen, als dieser gezwungen wird, für den deutschen Kaiser als Kanonenfutter in einen blutigen Krieg zu ziehen. Die Reise der Protagonisten ist ebenso unglaublich wie unvorhersehbar.

Die Wächter der Gilde bewachten die Film-Gala im Kosmorama. Foto: Ute Levisen

„Ich glaube ihm kein Wort“

Angeblich habe es tatsächlich eine Frau wie diese Erna gegeben, erzählt Genz: „Wenigstens glaubt Erling selbst daran. Ich glaube ihm kein Wort.“

Gruppenbild mit Regisseur Genz sowie Ari Alexander und Mads Langelund Foto: Ute Levisen

Für zwei weitere Nordschleswiger gab es bei den Dreharbeiten ein Wiedersehen: Mads Langelund aus Tondern und Ari Alexander, gebürtiger Haderslebener, standen bereits in dem Kriegsdrama „9. April“ gemeinsam vor der Kamera: „Ich war damals Statist  – Ari hatte eine größere Rolle“, erzählt der 25-Jährige, den einige vielleicht noch aus „Frygtelig lykkelig“ kennen – ebenfalls ein Jepsen-Roman, verfilmt von Genz.  

Torben Jølnæs, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und Mitinhaber zur Film-Gala eingeladen hatte, übergibt den Darstellern Mads Langelund und Ari Alexander die Eintrittskarten. Foto: Ute Levisen

Dreimal bereits hat der Regisseur mit Langelund gedreht: „Er ist mein Leonardo DiCaprio – und Ari mein Basse (bulderbasse) aus Hadersleben. Ari ist unglaublich raumgreifend – auch im Film.“

Ein eingespieltes Team

Es ist also ein eingespieltes Team, das nun mit Erna in den Krieg zieht. Glücklich ist Genz darüber, dass er eine der besten dänischen Schauspielerinnen, Trine Dyrholm, für die Rolle der Erna erwärmen konnte.

Stolze Mutter: Møllen-Schauspielerin Connie Tronbjerg ist stolz auf Sohn Ari. Foto: Ute Levisen

„Diese Rolle“, sagt Genz, „ist ihr wie auf den Leib geschneidert.“

In der Tat: „Erna i Krig“ ist ein beklemmendes und ungewöhnliches Kriegsdrama – vor allem dank Trine Dyrholms Darstellungskunst.

„Es gibt zahllose Kriegsfilme“, sagt Ari Alexander. „Dieser aber schildert den Krieg aus der Sicht einer Frau – und ist damit in meinen Augen etwas ganz Besonderes.“

Henrik Ruben Genz erzählt über den Film und die Drehorte unweit der russischen Grenze in Estland. Foto: Ute Levisen

Schutzengel im Schützengraben

Der Zuschauer erlebt den Krieg – es könnte jeder Krieg sein –, wie Genz sagt – an Ernas Seite. Dyrholm verkörpert ihre Rolle, den Schutzengel im Schützengraben, als gäbe es kein Morgen.

Vater Klaus Andersen sieht man den Stolz auf Sohn Ari nicht an, da beide eine Maske tragen: „Ich finde, Ari ist richtig gut.“ Foto: Ute Levisen

Überhaupt ist Genz mit dem Casting ein Glücksgriff gelungen – nicht nur mit seinen beiden jungen nordschleswigschen Landsleuten: Anders W. Berthelsen als Schmied aus Jels und Ulrich Thomsen als Pattburger Dorfsheriff gehen in diesem stimmungsvollen Kriegsdrama als Feldwebel-Doppel dem Seelenfrieden des Betrachters an die Kehle. Es ist beileibe keine leichte Kost, die sich Genz vorgenommen hat. Und das ist gut so.

Ari Alexander und Mads Langelund Foto: Ute Levisen
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