Wirtschaftskrise

Architekt aus Tondern: In der Baubranche geht es den richtigen Weg

Architekt: In der Baubranche geht es den richtigen Weg

Architekt: In der Baubranche geht es den richtigen Weg

Tondern/Tønder
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Architekt Uwe Nielsen (2. v. l.) und Heinrich Matzen (r.) waren am Bau des neuen PTI-Verwaltungssitzes beteiligt. Hier beim ersten Spatenstich mit PTI-Juniorchef Carsten Lorenzen und Seniorchef Jürgen Lorenzen (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek Ohlsen

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Uwe Nielsen sieht zuversichtlich in die Zukunft. Seine Firma ist breit aufgestellt. Schwieriger haben es die Handwerksbetriebe. Ob es sich bei der momentanen Situation um eine normale Winterflaute oder um einen tatsächlichen Rückgang handelt, fragt sich ein Maurermeister nach einer „hysterisch hohen Bauaktivität“.

Die Baubranche hat es in diesem Jahr schwer gehabt. Steigende Energie- und Materialpreise haben unter anderem den Bau von Standardhäusern (typehuse) zum Erliegen gebracht.

Die Firma Eurodan hat daher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen müssen. Bis Herbst haben dort 30 Angestellte ihren Job verloren. Zu Entlassungen musste auch die Firma Milton Huse schreiten. Im Herbst wurden 24 Beschäftigte gekündigt, da im ersten Halbjahr dieses Jahres 49 Prozent weniger Standardhäuser gebaut wurden, verglichen mit dem Ergebnis im entsprechenden Zeitraum im Vorjahr. Der Grund sei eine Mischung aus steigenden Zinsen und der Inflation, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, so die Firmenleitung.

Entsprechend ist es auch dem Unternehmen Huscompagniet ergangen, die eine Niederlassung geschlossen hat und 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kündigen musste.

Firma ist breit aufgestellt

Von einer Krise am Bau ist das Tonderner Architekturunternehmen von Uwe Nielsen nicht betroffen. Der Grund ist: Die Firma ist breit aufgestellt und ist nicht nur vom Bau von Einfamilienhäusern oder Genossenschaftswohnungen abhängig.

In seiner Firma werden zwar auch Einfamilienhäuser und Wohnungen nach ihren Zeichnungen von Privatleuten errichtet, die sich aber zurzeit eher in Zurückhaltung üben. Ihre finanzielle Situation lässt den Bau eines Eigenheims nicht zu und die Geldinstitute gewähren keine Kredite.

Für die Handwerker hat die Wirtschaftskrise negative Konsequenzen. Sie bekommen nicht die Bauaufträge, die sie gewohnt gewesen sind.

Architekt Uwe Nielsen

Zu den Aufgaben von Nielsens Firma Arkkon arkitekter Aps in Tondern gehören auch Neubauten von der Industrie und öffentliche Projekte. Doch auch der Bau von vier neuen Wohnungen erfuhr eine zeitliche Zurücksetzung. Mittlerweile befänden sich aber zwei davon im Bau, berichtet Nielsen.

 „Für die Handwerker hat die Wirtschaftskrise negative Konsequenzen. Sie bekommen nicht die Bauaufträge, die sie gewohnt gewesen sind.“

„Ich wage allerdings zu behaupten, dass sich die Situation stabilisiert hat und dass es wieder in die richtige Richtung geht“, erklärt der Architekt.

Wer „zahlt“ die Zeche?

Vor bösen Überraschungen könne man sich durch einen gründlichen Kostenvoranschlag und einem realistischen Budget schützen.

Der Bauherr, dessen Projekt von gestiegenen Energie- und Materialpreise sich während der Bauphase verteuert, muss selbst die Mehrkosten tragen, es sei denn, die Handwerker haben im Vertrag einen festen Preis ohne Vorbehalte festgesetzt. Dann bleiben sie auf den Mehrkosten sitzen.

Heinrich Matzen (r.) und Bauherr Jürgen Lorenzen, Seniorchef der Firma PTI in Tondern (Archivfoto). Foto: Elise Rahbek Ohlsen

Ob die rückläufige Auftragslage mit der saisonbedingten Flaute während der Wintermonate oder tatsächlich ein Zeichen der gegenwärtigen Krise ist, wagt Firmenchef Heinrich Matzen in Rohrkarr (Rørkær) nicht zum jetzigen Zeitpunkt zu entscheiden.

Seine Maurerfirma baut hauptsächlich für die Wirtschaft und Privatleute, während Auftrage von öffentlichen Instanzen eher zur Seltenheit zählen. Daher sei die Firma gut aufgestellt.

Keine neuen Großaufträge

„Man muss aber bedenken, dass wir am Ende einer hysterischen Phase in den ersten neun Monaten des Jahres mit einer ungewöhnlich hohen Bauaktivität stehen. Wir müssen aber dennoch feststellen, dass wir kürzlich große Bauvorhaben abgeschlossen haben, neue sind jedoch nicht dazugekommen“, weiß der Firmenchef zu berichten.

Die höheren Preise hätten in seinem Unternehmen noch nicht dazu geführt, dass Bauherren auf die Bremse getreten haben, obwohl ein kleiner Rückgang natürlich bemerkbar sei.

„Wir müssen das erste Quartal abwarten oder vielleicht sogar drei Monate weiter in die Zukunft blicken, wie sich die Lage mit höheren Preisen und Zinserhöhungen entwickelt. Das sagt mir mein Bauchgefühl“, erklärt er.

Aufgrund des milden Wetters hat er in den vergangenen Jahren keine Mitarbeiter wegen der Winterpause nach Hause schicken müssen.

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