Instandsetzung

Glockenspiel: 15 Tonnen landeten sicher auf der Erde

Glockenspiel: 15 Tonnen landeten sicher auf der Erde

Glockenspiel: 15 Tonnen landeten sicher auf der Erde

Lügumkloster/Løgumkloster
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Das Glockenspiel auf dem Weg auf die Erde. Foto: Brigitta Lassen

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Die 24 neuen Glocken werden Klosters Wahrzeichen wieder zum größten in Europa machen. Es werde damit in die Weltklasse aufsteigen, so Experte Peter Langberg. Mit 73 Glocken können nahezu alle für Glockenspiele geschriebenen Kompositionen gespielt werden. Die Instandsetzung läuft bis November.

Den Atem hielten die Verantwortlichen und erschienenen Schaulustigen an, als am Mittwochvormittag das 15 Tonnen schwere Glockenspiel in Lügumkloster von einem großen Kran von seinem Gerüst abgehoben und nach unten transportiert wurde.

Die Aktion, die vom Spezialisten und Berater der Kommune Tondern, Christian Møller, geleitet wurde, verlief ohne Probleme, obwohl sich einige der eingerosteten Bolzen, mit denen die Glockenkonstruktion am Gerüst befestigt waren, nicht ohne Weiteres lösen ließen.

Die Bolzen, mit denen das Glockenspiel am Gerüst befestigt sind, wollten sich nicht alle „freiwillig“ ergeben. Foto: Brigitta Lassen

Nun geht es für das ca. 8 Meter hohe und fast 15 Tonnen schwere Glockenspiel erst einmal zur Instandsetzung, bei der es gleichzeitig um 24 neue Glocken vergrößert wird. Mit 73 Glocken wird das 51 Jahre alte Glockenspiel das größte in Europa werden. Größere gebe es nur in Amerika, erzählt Peter Langberg. Er war 30 Jahre der Leiter der von ihm gegründeten Kirchenmusikschule in Lügumkloster und gilt als Dänemarks bester Glockenspieler. Er unterrichtet immer noch an seinem früheren Arbeitsplatz.

„Die neuen Glocken werden leichter als die alten sein und haben einen höheren Klang. Mit den 73 Glocken kann man künftig 99,9 Prozent der Musik spielen, die für Glockenspiele geschrieben worden ist. Bislang waren es 90 Prozent“, so der 78-jährige Langberg, der vor einigen Monaten nach Ballum gezogen ist. Er hat viele Konzerte gegeben, sowohl an der Orgel als auch auf dem Glockenspiel. Heute bedient er auch das Glockenspiel des Rathauses in Aarhus und in Vor Frelsers Kirke in Kopenhagen.

Auch Peter Langberg rechts und andere Schaulustige mussten die Demontage des 24 Meter hohen Glockenturms verewigen. Foto: Brigitta Lassen

Mit dem neuen Klangvolumen würden der Unterricht in Lügumkloster und Konzerte wesentlich attraktiver werden, ist er sich sicher. Das Glockenspiel werde in die Weltklasse-Liga aufsteigen. Die größte der neuen Glocken wird 1,8 Tonnen wiegen. Die kleinste zehn Kilogramm. Die bisher kleinsten bringen es auf ein Gewicht von 25 Kilogramm.

Der frühere Rektor der Kirchenmusikschule ist auch ausgebildeter Organist. Er ließ in der Schule sofort die Glockenspielausbildung einrichten. In der Kirchenmusikschule mit Abteilungen in Odense, Tarm und Horsens werden auch Organistinnen und Organisten, Kirchensängerinnen und -sänger sowie Chorleiterinnen und Chorleiter ausgebildet.

Jens Møller ist seit vier Jahren Vorsitzender des Glockenspiels. Foto: Brigitta Lassen

Auch der Vorsitzende des Glockenspiels, Jens Møller, und sein Vize Carsten Tygesen, schauten sich das Zerlegen des 24 Meter hohen Glockenturms an. Nach diesem Akt werde wegen des Klostermarkts erst einmal eine Pause eingelegt. Danach werde das Treppengerüst eingehüllt und sandgestrahlt, um Farbreste und Rostflecken zu beseitigen. Die rostigen Stufen werden durch rostfreie ersetzt, erzählt Møller. 

Aus Sicherheitsgründen ist der Glockenturm schon seit vier Jahren gesperrt. Am 19. August 2025 soll er wieder eingeweiht werden, auf den Tag genau 52 Jahre nach der ersten Einweihung, die von Königin Margrethe II. vorgenommen wurde. Sie war bei diesem Termin nur einige Monate Monarchin, nachdem ihr Vater, König Frederik IX., 1972 verstorben war. Nach ihm ist das Glockenspiel benannt. 

Auch der 92-jährige Hans Wobeser (l.) und sein Kumpel Werner waren mit ihren beiden Betreuern vom Pflegeheim, Dennis Mortensen (l.) und Daniel Lauritzen, gekommen. „Ich bin in der Lillegade geboren und höre so gern das Glockenspiel“, erzählt Wobeser. Foto: Brigitta Lassen

Das neue Oberhaupt des dänischen Königshauses kam 1973 in Begleitung ihrer Mutter Ingrid, ihres Mannes Prinz Henrik und ihrer beiden Söhne Joachim und Frederik nach Lügumkloster. Dass das Glockenspiel den Namen von König Frederik IX. trägt, sei als eine Ehrerweisung an das Königshaus zu verstehen.

Royale Schirmherrschaft öffnete Türen

Der letzte Schirmherr aus dem Königshaus war Prinz Joachim. Anfang des Jahres teilte das Königshaus mit, dass sie das Protektorat abgeben wolle, was Enttäuschung in Lügumkloster auslöste, erzählt Jens Møller. Das royale Schirmherrschaft habe man auch für Marketingzwecke eingesetzt. Das habe Türen geöffnet.

Dass Joachim als letzter Schirmherr zum 19. August 2025 eingeladen würde, wäre naheliegend, so der seit vier Jahren amtierende Vorsitzende des Glockenturms.

6,5 Millionen Kronen hat der Vorstand für die Instandsetzung des Glockenspiels gesammelt. Die Kommune Tondern bewilligte eine halbe Million Kronen für die Vorarbeit. Der Glockenturm wurde vor 15 Jahren schon mal generalüberholt, damals aber ohne das Glockenspiel.

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