Deutsches Pastorat

Hoyergaard: Ein wenig Wehmut, gepaart mit großer Bewunderung

Hoyergaard: Ein wenig Wehmut gepaart mit großer Bewunderung

Hoyergaard: Ein wenig Wehmut, gepaart mit großer Bewunderung

Hoyer/Højer
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Die Besucher mussten Schlange stehen, bevor es ins frühere Pastorat ging. Foto: Elise Rahbek

Es muss Unmengen Geld gekostet haben, das frühere deutsche Pastorat in Hoyer zu restaurieren. Die Mittel brachte die Stiftung Realdania im Rahmen der Tonderner-Marsch-Initiative auf. Was es gekostet hat, bleibt ein Geheimnis.

„Wenn man nach Hoyer kommt, kommen immer wieder viele Menschen", meinte Bürgermeister Henrik Frandsen am Freitag. Das bestätigt sich,  als der von der Stiftung Realdania durch und durch restaurierte Hoyergaard in Hoyers Ortsmitte der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Denn es strömten unzählige Gäste zum historischen Haus, das ab 2020 Sitz des neuen Kinderschullandheims wird, das vom Fonds des Meiereikonzerns Arla betrieben werden wird. 

Rein in die Puschen und ab gehts. Foto: Elise Rahbek

Mit blauen Pantoffeln

Mit blauen über die Schuhe gezogenen Plastikpantoffeln schoben sich die Menschenmengen über die Holzfußböden durch das ehemalige deutsche Pastorat, das den früheren Bauernfamilien über Generationen und später auch der Pastorenfamilie der Nordschleswigschen Gemeinde viel Platz zur Entfaltung geboten hat. Auch der früher nur zur Hälfe genutzte Dachboden ist jetzt mit Zimmern voll ausgebaut worden. 

Immer wieder klangen „Ah“ und „Oh“ durch die noch nach Farbe duftenden Räume, in denen sich die Konservatoren zum Beispiel mit einer Rasierklinge Stück für Stück durch die Tapetenschichten gearbeitet haten, um zu den originalen Farben des Anwesens vorzudringen.

Auch Mitglieder der deutschen Gemeinschaft aus Hoyer und Umgebung sahen sich an, was aus dem früheren deutschen Pastorat geworden ist, wo sie an Gemeindeabenden oder auch am Konfirmandenunterricht teilgenommen hatten oder als junges Mädchen in Stellung gewesen sind.

Sie bewunderten das gelungene Ergebnis dieser Generalüberholung, obwohl vereinzelt auch ein wenig Wehmut aufkam, das deutsche Pastorat verloren zu haben.

Auch Realdania-Byg-Direktor Peter Cederholm (links) war zum Tag der offenen Tür nach Hoyer gekommen. Foto: Elise Rahbek

Lieber so als Leerstand

Karin Thimsen, Hoyer, war sich nicht im Zweifel, dass für das Haus genau der richtige Verwendungszweck gefunden worden ist. „Eine Privatperson hätte dieses große Haus nie auf diese Weise restaurieren können. So ist es viel besser, als wenn das Haus leer gestanden hätte und verfallen würde“, meint die 81-Jährige aus Hoyer.

Mit dem früheren Gemeindehaus verbindet sie nicht nur Erinnerungen an Gemeindeabende. Der frühere Gemeinderaum wurde seinerzeit auch als deutscher Kindergarten genutzt. Dort arbeitete sie, bis ihre eigenen drei Kinder geboren wurden. Auch Ilse Schau, Ehefrau des damaligen Pastors, half als ausgebildete Erzieherin bei der Betreuung der Kinder. Die Hoyeranerin Edda Hansen geborene Schmidt erinnerte sich an die Kindergartenzeit im Pastorat und wusste sogar noch, wo die Sandkisten gestanden hatten.

Realdania-Byg-Direktor Peter Cederholm hieß die Besucher willkommen. Foto: Elise Rahbek

Drei Jahrhunderte Baukultur

Ende 2016 kaufte Realdania By & Byg im Rahmen der Tonderner-Marsch-Initiative das unter Denkmalschutz stehende Anwesen, das aus drei Gebäuden besteht. Neben dem Wohnhaus des früheren landwirtschaftlichen Anwesens, Baujahr 1823, wurden auch die im Heimatschutz gebaute Sönnichsen-Villa (Baujahr 1906) und ein Stall aus dem 17. Jahrhundert restauriert. Im Wirtschaftsgebäude werden bald die Küchen eingerichtet, wo Schulkinder das Kochen mit gesunden Produkten erlernen sollen. Die drei Gebäude zeigen Baukultur über drei Jahrhunderte.

Bürgermeister Henrik Frandsen sagte vor den vielen Besuchern, unter denen sich auch Realdania-Direktor Peter Cederholm befand, dass dem „Tor zur Tonderner Marsch“ fantastische äußere Rahmen geboten worden seien. Die fertiggestellte Restaurierung der drei Gebäude sei ein sichtbares Ergebnis der Tonderner-Marsch-Initiative. Es würde dem Ort Wind unter die Flügel verleihen. Die Räume würden bald mit neuem Leben erfüllt, wenn die Schulkinder kommen. Die Restaurierung sei nur dank Realdania möglich gewesen. Ihre Mitarbeiter seien mit einer vorbildlichen Gründlichkeit ans Werk gegangen. Gründlichkeit würde sich auszahlen, und die beteiligten Handwerker seien von dieser Arbeit inspiriert worden.

„Ihr werdet die Kinder bestimmt gut in Empfang nehmen, wenn sie sich durch den Ort und die Marsch begeben“, meinte Frandsen an die Hoyeraner gewandt. 

Bürgermeister Henrik Frandsen freute sich über das Kommen der vielen Besucher. Foto: Elise Rahbek
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