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Neuer Stadtmeister: „Schach ist für alle“

Neuer Stadtmeister: „Schach ist für alle“

Neuer Stadtmeister: „Schach ist für alle“

Monika Thomsen
Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Simon Fly-Petersen spielte bereits in seiner Kindheit Schach. Foto: Monika Thomsen

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Simon Fly-Petersen, der aus einer schachbegeisterten Familie kommt, bezwang in Tondern den Titelverteidiger am Schachbrett. Er gibt Einblick in seine Faszination von dem Denksport und erzählt, warum er als Kind immer gewonnen hat.

Der Denksport Schach ist im Leben von Simon Fly-Petersen kein neues Element. Neu ist aber, dass er sich jetzt mit dem Titel als Tonderner Schach-Stadtmeister schmücken kann.

Er setzte sich kürzlich gegen Titelverteidiger Helge Andersen durch. Die Stadtmeisterschaft von „Tønder Skakklub“ hat in der Wiedaustadt eine lange Tradition. Wird die Meisterschaft doch schon seit 1949 ausgerichtet.

Das war lange vor Simon Fly-Petersens Zeit. „Ich habe schon als Kind Schach gespielt. Bis ich 14 oder 15 Jahre alt war. Ich habe es im Schachclub hier in Tondern und in der Familie gelernt. Mein Opa war damals Mitglied im Schachclub“, erzählt Simon Fly Petersen, Tondern.

Rund zwei Jahrzehnte ohne Schach

Als Jugendlicher legte der ehemalige Schüler der Ludwig-Andresen-Schule eine lange Pause im Schachspielen ein. Bis die Corona-Pandemie kam.

„Da habe ich wieder mit dem Schachspielen angefangen. Später wurde es dann auch seriös, und ich fing wieder im Club an zu spielen“, so der 38-Jährige.

Er berichtet, dass das Schachspielen nach Corona einen Aufschwung erlebt hat und gegenwärtig überall boomt. Während es im privaten Kreis eher gemütlich zuging, sei es im Club ernster, und der Wettbewerb spiele eine Rolle.

Simon Fly-Petersen (l.) und Titelverteidiger Helge Andersen bei der entscheidenden Partie am Schachbrett Foto: Privat

Ein Spiel ohne Altersgrenzen

„Im Club gibt es erfahrene Spieler, die seit 50 Jahren und länger spielen.“ Dazu gehört sein früherer Lehrmeister Kaj Elkjær Larsen mit seinen über 90 Jahren.

„Er hat mir seinerzeit das Schachspielen beigebracht. Es ist für ihn auch ein wenig lustig zu sehen, wie seine früheren Schüler sich entwickelt haben“, so Simon Fly-Petersen. Der vielfache Stadtmeister Kaj Elkjær Larsen hatte sich zuletzt vor 2020 die Stadtmeisterschaft gesichert.

Lange Partien brachten die Entscheidung

Nun hat Fly-Petersen den Vorsitzenden des Schachclubs, Helge Andersen, der zwölfmal Stadtmeister gewesen ist, vom Thron gestoßen. Das Stadtturnier lief über mehrere Abende im Herbst. Beim Turnierende hatten Helge Andersen, der 2021 und 2022 den Sieg holte, und Simon Fly-Andersen dieselbe Punktzahl.

Danach musste eine Entscheidung her. Der erste Abend endete auch mit einem Remis. „Am zweiten Abend habe ich gewonnen. Eine solche Partie kann schon vier Stunden dauern. Dann ist man gut geschafft, wenn man nach Hause kommt“, so der dreifache Vater.

Simon Fly-Petersen (r.) beim Spielenachmittag der deutschen Vereine und Einrichtungen während der Kulturtage in der LAS Foto: Monika Thomsen

Unendlich viele Möglichkeiten

„Es ist cool zu gewinnen. Laut der Bewertungszahlen hätte Helge Andersen mich theoretisch bezwingen können. Entscheidend ist aber die Partie, die wir spielen, das ist spannend und macht Spaß. Es gibt zig Möglichkeiten, und das Spiel kann sich in die eine oder andere Richtung entwickeln. Dabei ändert sich dann auch die Strategie. In der letzten Partie hatten wir 60 Züge, da gibt es viele verschiedene Szenarien. Derjenige, der an diesem Tag am besten rechnet oder am wenigsten Fehler macht, der gewinnt“, so der Stadtmeister.

„Es liegt an einem selbst“

Und was fasziniert ihn am Schach? „Es gehört zu einigen der wenigen Spiele, bei denen man alle Informationen hat. Es gibt nur dich und deinen Gegenspieler. Es liegt zu 100 Prozent an einem selbst, und man kann die Schuld nicht auf schlechte Karten oder Würfel schieben. Bei den ersten vier bis fünf Schachzügen gibt es Millionen von Möglichkeiten. Es wird nie langweilig“, so Fly-Petersen, der als Projektleiter bei der Naturbehörde Wattenmeer arbeitet.

Das Alter spielt keine Rolle

„Im Schachclub haben wir einen guten Zusammenhalt und ein kameradschaftliches Verhältnis querbeet durch die Altersgruppen. Wir sind unterschiedlich alt und kommen aus verschiedenen Jobs. Beim Schach kann ein achtjähriger Junge auch einen 70-Jährigen besiegen. Das Alter spielt keine Rolle. Entscheidend ist das Geschehen am Brett“, erklärt Simon Fly-Petersen.

Überholt sei die Vorstellung, dass man in einem Kellerraum voller Rauch sitzen würde. „Es geht ganz modern zu. Es kommen zwar schon jetzt viele, wir würden aber gerne noch mehr Schachspielerinnen und Schachspieler haben.“

Die Treffen des Schachclubs finden jeweils montags, 19 Uhr, im Keller des Gymnasiums statt. Der Verein zählt 28 Mitglieder, aber nicht alle sind aktiv. 15 Personen beteiligten sich am Stadtturnier. Wenn sich eine Gruppe von drei bis vier Neulingen findet, können diese in den Denksport eingeführt werden.

Simon Fly-Petersen engagiert sich mit seinem Vater und Bruder, um den Schach-Nachwuchs anzulernen. Foto: Monika Thomsen

Generationsübergreifendes Engagement

Simon, sein Bruder Steffen und ihr Vater Broder sind nicht nur Clubmitglieder, sondern in Regie der drei Petersen-Herren läuft jeweils montags im Medborgerhus in Tondern der Schulschach des Vereins für Kinder. „Da machen etwa 15 Kinder mit. Unter anderem auch meine Tochter“, erzählt Simon Fly-Petersen.

Die siebenjährige Ene gehört zur nächsten Generation in der schachbegeisterten Familie.

„Schach ist für alle“

„In alten Tagen hieß es, dass man intelligent sein muss, um Schach zu spielen. Das halte ich für falsch. Aus meiner Sicht ist das ein Vorurteil. Schach ist für alle, die Lust haben, nach den Regeln zu spielen. Meine Kinder und auch die meines Bruders spielen ein wenig“, so der Vater von Kindern im Alter von drei, fünf und sieben Jahren.

„Es ist ein fantastisches Spiel für Kinder. Sie lernen, stillzusitzen und etwas vorauszudenken. Sie müssen sich gedulden, bis das Gegenüber den nächsten Zug gemacht hat. Dabei lernen sie ein gesundes Verhaltensmuster und auch das Rechnen. In unserer Familie haben wir immer Spaß am Schachspielen gehabt“, so Simon Fly-Petersen.

Wenn er an das Schachspielen in seiner Kindheit denkt, erinnert er sich, dass er und sein Bruder bei den Partien mit ihrem Opa immer gewonnen haben.  

„Es ist mir erst als Erwachsener bewusst geworden, dass mein Opa uns immer gewinnen ließ“, sagt der frischgebackene Stadtmeister mit einem Lachen.

 

 

 

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