Restaurierungsprojekt

Nolde-Haus erstrahlt im neuen alten Glanz

Nolde-Haus erstrahlt im neuen alten Glanz

Nolde-Haus erstrahlt im neuen alten Glanz

Seebüll/Søbøl
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Der neue Eingangsbereich im Nolde-Haus und die freigelegte Treppe. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Das Wohn- und Atelierhaus in Seebüll ist für 8,5 Millionen Euro denkmalgerecht saniert worden. Die Besuchenden treffen neuerdings auf die ursprüngliche Entwurfsidee von Ada und Emil Nolde. Alte Farbschichten tauchten auf.

Dort, wo seinerzeit Ada und Emil Nolde mit dem Wagen in die Garage fuhren, führt es nun die Besucherinnen und Besucher in das neu restaurierte Nolde-Haus in Seebüll.

Nach der umfassenden Restaurierung, die mit viel Liebe zum Detail durchgeführt wurde, ist die Wohn- und Wirkungsstätte des Kunstmalers nach zwei Jahren Pause wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Jetzt haben wir die Rahmen dafür, dass noch mehr Menschen nach Seebüll kommen können.

Dr. Hans-Joachim Throl, Vorsitzender des Kuratoriums

 


„Von Ada gibt es die Legende, dass sie nicht gerne mit dem Wagen rückwärtsgefahren ist. Daher gab es die Durchfahrt durch das Haus“, berichtet Dr. Astrid Becker, stellvertretende Direktorin der Nolde-Stiftung.

 

Dr. Hans-Joachim Throl am Garagentor, durch das die Noldes früher ihren Wagen fuhren. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Farblich starke Rückkehr

Auf den frisch restaurierten Wänden, die farblich in die Vergangenheit zurückgeführt worden sind, gibt es bis zum 31. Oktober die einzigartige Möglichkeit, die verschiedenen Etappen des Restaurierungsprozesses in Augenschein zu nehmen.

Eine dokumentarische Ausstellung in den historischen Wänden, die erstmals stufenlos erschlossen werden können, spiegelt die aufwändige Sanierung wider.

Nach mehr als 60 Jahren ununterbrochenem Museumsbetrieb im einstigen Privathaus von Ada und Emil Nolde war die Zeit reif für eine Sanierung und technische Aufwertung.

Die alten Farben sind wieder zurückgekehrt. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Für die Zukunft gerüstet

„Jetzt haben wir die Rahmen dafür, dass noch mehr Menschen nach Seebüll kommen können“, erläutert Dr. Hans-Joachim Throl, Vorsitzender des Kuratoriums, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde.

Als herausragendes Künstlerhaus der Moderne von 1927 bis 1937 gebaut, sei das Nolde-Haus nicht für die 4,5 Millionen Besuchende seit Museumsbeginn konzipiert.

Die Noldes hatten in ihrem Testament verfügt, dass das Gesamtkunstwerk nach ihrem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.

Das Ehepaar Nolde und Seebüll
• 1867 Hans Emil Hansen wird im Dorf Nolde etwa 20 Kilometer östlich von Seebüll geboren.
•1902 heiratet er die dänische Schauspielerin Ada Vilstrup und der bitterarme, aber unbeirrte Künstler, nennt sich Emil Nolde.
• Die Sommer verbrachte das Ehepaar auf dem Land. Seit 1902 auf Alsen (Als) und ab 1914 im Bauernhaus Utenwarf nah der Wiedau in der jetzigen Kommune Tondern.
• In Seebüll gestalteten sie ihr „Zauberheim“.
• Emil Nolde entwarf die Architektur und der Garten fußte auf gemeinsame Überlegungen.
• Die Inneneinrichtung des Nolde-Hauses wurde teils von Emil Nolde entworfen und teils von beiden angefertigt.
• 1946 verstarb Ada nach fast 20 gemeinsamen Jahren in Seebüll.
• 1948 heiratete Emil Nolde die 26-jährige Studentin Jolanthe Erdmann, die er seit ihrer Kindheit kannte.
• 1956 stirbt Emil Nolde in seinem 89. Lebensjahr.
 

Bis zum 31. Oktober gibt es die einzigartige Möglichkeit, die dokumentarische Schau des Restaurierungsprozesses zu verfolgen. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Eine immense Kraftanstrengung“

„Unsere Überlegungen starteten 2017. Wir sind eine private Stiftung und das Nolde-Haus ist und war eine immense finanzielle Kraftanstrengung. Daher sind wir sehr dankbar, für die großzügige Unterstützung der Hermann-Reemtsma-Stiftung“, sagte Direktor Dr. Christian Ring, bei der Präsentation der restaurierten Räumlichkeiten.

In der Gesamtinvestition von 8,5 Millionen Euro sind auch Eigenmittel der Nolde-Stiftung enthalten.  

Fast 100 Jahre nach Baubeginn steht das Haus mit seiner eigenwilligen Silhouette nun wieder wie selbstverständlich da, wie die beiden Architektinnen Anja Bremer und Beate Kirsch, vom Hamburger Büro Kirsch Bremer, berichten.

Das restauerierte Nolde-Haus mit wieder geöffneten Nord-Fenstern (r.) Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Keine Standardlösungen

Sie bezeichneten die Aufgabe als überaus anspruchsvoll und extrem kompliziert.

Im Laufe des Prozesses habe es auch Momente des Erstaunens und des Erschreckens gegeben. „Wie hatte dieser Balken halten können? Er wurde sensibel verstärkt. Kein Detail konnte nach Standard gelöst werden“, so ihre Information.

Das Dach über das Wohnhaus wurde mit einer neuen Stahlkonstruktion ausgebaut. In dem Gebäude wurde die modernste Museumstechnik eingesetzt, von der so wenig wie möglich sichtbar ist. Auch ein neues ausgeklügeltes Lichtsystem gehört zur Ausstattung.

Das „Haupt" wurde abgehoben. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Kleine Kabinette entfernt

Während im Erdgeschoss die Wohnräume mit Originalmöblierung nahezu unangetastet waren, wichen im Obergeschoss die kleinteiligen Kabinette zugunsten der ursprünglichen Raumeinteilung.Von der schwarzen Bank an der gelben Wand im „Gartensaal“ entfaltet sich ein wundervoller Blick auf die im Garten gewachsene Farbsinfonie.

Guckt man aus dem kleinen Fenster in die andere Richtung, erblickt man weidende Rinder.

Der Blick aus den Nordfenstern im Atelier hat nur in dieser Saison Bestand. Ab 2023 hängt dort Kunst. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Ein intimer Arbeitsort

Den Blick aus Noldes wieder geöffneten Nordfenster im Atelier kann man nur in diesem Jahr genießen, da dort ab März 2023 sein neunteiliges Werk „Das Leben Christi“ Platz haben wird.

Von draußen sieht der Betrachtende hingegen die historischen Fenster. Das Atelier war ein intimer Arbeitsort, zu dem weder Familie noch Freunde Zutritt hatten. Nun kann die Öffentlichkeit diesen ungehindert in Augenschein nehmen

Jahresschau kehrt an angestammten Platz zurück

Ab März 2023 wird dann die 67. Jahresausstellung unter dem Motto „Zurück Zuhause“ erneut in diesem Gebäude zu finden sein. In diesem Jahr und 2021 sowie 2020 wurde die Jahresausstellung im Besucherforum präsentiert.

Direktor Dr. Christian Ring und Architektin Anja Bremer Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Das Herzstück"

Die Architektinnen hätten seit dem ersten Projektentwurf das Nolde-Haus überzeugend in die Gegenwart geholt.

„Seebüll lässt bis heute den Geist des Künstlers spielen. Es ist das Herzstück und das Zuhause Noldes. Ich bin stolz, dass wir es in neuem Glanz zeigen können“, sagte Direktor Dr. Christian Ring.
Seit 1906 verbrachten Ada und Emil Nolde die Sommer in dem an der Wiedau gelegenen kleinen Bauernhaus Utenwarf zwischen Legan (Lægan) und Ruttebüll (Rudbøl).

Ada und Emil Nolde anno 1941 im Garten Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Hier ist unser Platz sagte Ada, und sie waren sich schnell einig, das Wohn- und Atelierhaus zu bauen“, berichtete Dr. Hans-Joachim Throl.

Durch die Restaurierung sei die ursprüngliche Entwurfsidee von Ada und Emil Nolde sicht- und spürbar gemacht worden, so Throl.

 

 

Die Eintrittspreise
Erwachsene: € 12,00
Gruppen ab 10 Personen: p.P. € 10,00
Kinder bis 6 Jahren: Eintritt frei
Schüler / Studenten: € 8,00
Familienkarte (2 Erwachsene, 3 Kinder): € 24,00
Kombi-Ticket in Kooperation mit dem Kunstmuseum in Tondern (Tønder):
Erwachsene: € 16,00

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