Natur an der Westküste

Ritterschlag für Wanderweg: Aufstieg in die internationale Liga

Ritterschlag für Wanderweg: Aufstieg in internationale Liga

Ritterschlag für Wanderweg: Aufstieg in internationale Liga

Legan/Lægan
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Sie wollten die geführte Wanderung nicht abwarten und machten sich auf eigene Faust auf den Weg. Foto: Elise Rahbek

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Das Diplom für den Marskstien ist ein weiterer Meilenstein des Tonderner-Marsch-Projekts, meint Bürgermeister Henrik Frandsen. Der 54 Kilometer lange Wanderweg durch die Marsch und Köge zählt jetzt zu den besten Europas.

„Wir wissen, dass wir viel Qualität vorzuweisen haben, wussten aber nicht, dass man Qualität auch zertifizieren kann", meinte Bürgermeister Henrik Frandsen stolz, als ihm der Beweis für die Aufnahme des 54 Kilometer langen Marskstien in den Kreis „Leading Quality Trail – best of Europe“ überreicht wurde. Die Feierlichkeit fand beim Schöpfwerk in Legan statt, an dem der Wanderweg auch vorbeiführt. Die Auszeichnung vergibt die europäische Wanderorganisation „European Ramblers Association" vorgenommen. Einen entsprechenden Qualitätsstempel haben nur der Gendarmstien und der Mols Bjerge-Vandresti in Dänemark. „Wir gehören jetzt zu den Besten Europas, und darüber sind wir stolz“, freute er sich.

Deutschland und die Niederlande sind ein großer Markt.

Lis Nielsen, Ehrenvorsitzende der europäischen Wanderorganisation „European Ramblers Association"

„Einige meinen vielleicht, dass sie viel schönere Wanderwege als euren haben. Aber ihr habt euren Wanderpfad so in Schuss gebracht, dass er die Bedingungen für die Aufnahme in diesen Kreis erfüllt. Viele sprechen darüber, ihren Wanderweg auf Vordermann zu bringen. Aber nichts passiert. Ihr habt es aber gestemmt“, erklärte die Ehrenvorsitzende der europäischen Wandervereinigung „European Ramblers Association“, Lis Nielsen, die auch Vorsitzende von Dansk Vandrelaug in Kopenhagen (København) ist.

 

Signe Pedersen, Sekretariatsmitarbeiterin der Tonderner-Marsch-Initiative, mit dem Diplom Foto: Elise Rahbek

Im Marskstien stecke Potenzial. Die Auszeichnung sei besonders deutschen Wanderern bekannt. „Deutschland und die Niederlande sind daher ein großer Markt. Wer sich um die Aufnahme bewirbt, muss europaweit die gleichen Bedingungen erfüllen. Dann ist es egal, ob der Wanderweg entlang tschechischer Flüsse, in den Alpen oder in Portugal verläuft. Mit diesem Prädikat wird garantiert, dass man unterwegs etwas erleben kann. Und das tut man seit heute auf 20 zertifizierten Wanderwegen in Europa“, unterstrich sie. In Europa gebe es 60 Wanderorganisationen mit drei Millionen Mitgliedern. „Und wir werden natürlich Werbung für euren Marschenweg im Ausland machen“, versicherte Lis Nielsen, die als Wanderexpertin gilt.

Lis Nielsen im Gespräch mit Bürgermeister Henrik Frandsen und Vizekommunaldirektor Keld Hansen Foto: Elise Rahbek

Die Weite, der Platz, der hohe Himmel

„Das Besondere an diesem Wanderpfad sind der weite Ausblick, den ich aber auch von den Pampas Argentiniens kenne, der Platz, der hohe Himmel und eine 100-prozentig gute Beschilderung. Ihr könnt auch mit der Nähe zum Meer, dem Nationalpark und der Natur punkten. Das Gelände ist eben, sodass nicht zum Bergeerklimmen herausgefordert wird. Daher ist der Pfad auch für ältere Jahrgänge interessant. Und man begegnet keinen finsteren Typen, wenn man auf eigene Faust unterwegs ist“, meinte Lis Nielsen. 

Kein guter erster Eindruck

Fünf Jahre dauerte es, bis der Marskstien fertig war und ausgezeichnet werden konnte. „Ich hatte so meine Zweifel, denn im April 2019 ging ich meine erste Etappe von Hoyer nach Mögeltondern. Hinweisschilder waren nahezu nicht existent. Das Gras stand hoch. Hier ist lange keiner mehr gewesen, dachte ich“, lachte die Ehrenvorsitzende der europäischen Wanderorganisation.

Mit der Auszeichnung ist ein weiterer Meilenstein der Tonderner-Marsch-Initiative erreicht worden.

Henrik Frandsen Bürgermeister

Henrik Frandsen dankte nicht nur den Geldgebern, ­ unter anderem der Nordea-Stiftung –, sondern auch den Freiwilligen, die die Strecke abgegangen sind und ihre Daten erfasst hatten. Sie hätten viele Kilometer auf dem Wanderweg zurückgelegt. „Es liegt ein großes Stück Arbeit hinter uns. Mit der Auszeichnung ist ein weiterer Meilenstein der Tonderner-Marsch-Initiative erreicht worden“, freute sich Frandsen.

Projekt läuft bis 2021

Das fünfjährige Marschprojekt wird vom A. P. Møller Fonds, dem Nordea-Fonds, Realdania und der Kommune Tondern finanziell gestemmt und durchgeführt. 2016 erfolgt der Start, Ziel ist es, die Tonderner Marsch attraktiver als Wohnort für jetzige und neue Bürgerinnen und Bürger und als Standort für die Wirtschaft zu machen sowie noch mehr Touristen in die Region zu locken. Fast 300 Millionen Kronen stehen dafür zur Verfügung. Die Projektzeit ist um ein Jahr verlängert worden.

 

Lis Nielsen ist schon auf dem Marskstien gewandert. Foto: Elise Rahbek

Nach dem Überreichen des Diploms – das Original wird seinen Platz in der Mühle in Hoyer als Tor zur Tonderner Marsch haben – nahm sie die zweite Teilstrecke von der Pumpenstation in Legan (Lægan) bis nach Ruttebüll (Rudbøl) in Angriff. Und am Freitag wolle sie von Ruttebüll nach Hoyer (Højer) gehen, verriet sie.

Ein großer Geldgeber für die Umsetzung der Tonderner-Marsch-Initiative ist die Stiftung Nordea-Fonds. Ihre Projektberaterin für Naturvorhaben, Lene Rydal Jørgensen, gestand bei der Diplomüberreichung, noch nicht auf dem Marskstien gewandert zu sein. „Meine Mutter war aber hier und war begeistert. Sie freut sich immer, in die freie Natur zu kommen."

 

Vor der nächsten Wanderetappe gönnen sich Herdis Hamann, Margrethe Abildgaard und Inge Hede (v. l.) ein Stück Kuchen und einen Kaffee. Foto: Elise Rahbek

Nach dem offiziellen Teil machten sich Lis Nielsen und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Fuß auf den Weg nach Ruttebüll. Unter ihnen waren auch Inge Hede und Herdis Hamann, beide Tondern, und Margrethe Abildgaard aus Hoyer. Sie waren schon von Tondern nach Legan marschiert. „Ich bin die Strecke schon oft gegangen und glaube, dass ich ganz rum gewesen bin“, meinte Inge Hede. Auf die Damen wartet am Sonnabend ein grenzüberschreitender Marsch von Jarplund bis nach Randershof (Rønshoved).

 

Entlang des Marskstien sind in Mögeltondern, in Hoyer, Emmerleff (Emmerlev) und in Legan sind Shelter mit Grillplatz gebaut worden, die sich je nach Windrichtung drehen lassen. So bieten sie den übernachtenden Gästen mehr Schutz. Foto: Tønder Marsk Initiativet

European Ramblers Association

Die Organistion ist eine Dachorganisation von 65 Wandervereinen aus 34 europäischen Staaten. Ihr offizieller Sitz ist in Kassel, das Büro liegt in Prag. Sie wurde am 19. Oktober 1969 von Wanderorganisationen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Belgien gegründet. Heute gehören ihr mehr als fünf Millionen Mitglieder an. Sie betreut die europäischen Fernwanderwege und veranstaltet regelmäßig das europäische Wanderertreffen EURORANDO.

 

 

 

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