Ehrenamt

Der „Weihnachtsmann“ des Jahres ist eine Frau aus Tondern

Der „Weihnachtsmann“ des Jahres ist eine Frau aus Tondern

Der „Weihnachtsmann“ des Jahres ist eine Frau aus Tondern

Tondern/Tønder
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Als Weihnachtsfrau ist Vivi-Ann Clausen immer dabei, wenn der große Weihnachtsmanntross im November durch Tondern marschiert (Archivfoto). Foto: Erik Petersen

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Vivi-Ann Clausen wurde bei der Generalversammlung von den Mitgliedern von Dansk Julemands Laug geehrt. Sie ist stolz und baff über diese Auszeichnung.

Welch ein Wochenende für das Ehepaar Vivi-Ann und Frank Clausen aus Tondern. Am Sonnabend wurde die 60-Jährige zum „Weihnachtsmann des Jahres“ gekürt, wenige Stunden später setzte sie sich mit ihrem Mann ins Flugzeug nach Ägypten, wo sie eine Woche Urlaub verbringen wollen.

„Ich war high von der Ehrung und nochmal high, als das Flugzeug abhob“, sagt Vivi-Ann Clausen. Erstmals hielt die Gilde der dänischen Weihnachtsfamilie ihre Generalversammlung in Tondern ab. Dort treffen sie sich sonst jedes Jahr im November, wenn Tønder Juleby eingeläutet wurde.

„Nun sollten sie die Stadt auch mal ohne Weihnachtsschmuck erleben und 40 Mitglieder kamen aus ganz Dänemark“, sagt Clausen, die auch Hauptorganisatorin ist. Bei der Generalversammlung wird seit 1996 der Weihnachtsmann des Jahres geehrt.

Einer Weihnachtskönig würdig: Vivi-Ann Clausen in vollem Ornat. Foto: privat

Die Mitglieder stimmen vor dem Jahrestreffen per Mail in einer geheimen Wahl auf ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten. Nur der Weihnachtsmann des Vorjahres kennt das Ergebnis und es fiel in diesem Jahr äußerst knapp aus. Mit einer Stimme mehr gewann Vivi-Ann Clausen vor Finn Lassen, der Weihnachtsmann in Augustenburg (Augustenborg) ist.

Weihnachten im Blut

„Ich war baff, ich bin glücklich. Ich freue mich und bin stolz“, so die Weihnachtsfrau des Jahres. Sie hat Weihnachten im Blut. Auch ihre beiden Schwestern und ihre Mutter teilen beziehungsweise teilten diese Leidenschaft. „Weihnachten ist etwas ganz Besonders“, erklärt sie einen Tag nach ihrer Ankunft in Tondern.

Aus ganz Dänemark kommen im November die Weihnachtsmänner und -frauen und Wichtel nach Tondern (Archivfoto). Foto: Erik Petersen

Vivi-Ann Clausen ist der gute Geist der Weihnachtsgilde und erledigt praktische Aufgaben im Handumdrehen und beweist große Hilfsbereitschaft. 

Als äußeres Zeichen ihrer Würde bekam sie bei der Ehrung einen roten Weihnachtsmannumhang, eine Krone und ein Zepter sowie einen Wanderpokal. Diese wichtigen Utensilien bleiben in ihrer Obhut bis zur nächsten Generalversammlung.

Umhang und Krone sind zu groß

Mit diesen ehrenvollen Zeichen der Majestätin wird sie – diesmal vor ihrem Mann – den Weihnachtsumzug in Tondern in diesem Jahr anführen. Bis dahin muss sie den viel zu langen Umhang gekürzt haben. Unter der viel zu großen Krone muss sie eine Nissehue tragen, damit sie ihr nicht vom Kopf rutscht.

Es ist für mich eine große Ehre. Welch eine Anerkennung meiner Arbeit.

Vivi-Ann Clausen

Auf dem Wanderpokal stehen fünf weitere Namen anderer Frauen, die diesen Titel schon gewonnen haben.

Als Vivi-Ann bei der Generalversammlung zur Siegerin ausgerufen wurde, konnte sie ihre Tränen nicht verbergen. „Es ist für mich eine große Ehre. Welch eine Anerkennung meiner Arbeit“, freut sie sich.

„Mir macht mein Ehrenamt Freude und ich mache es gerne, ohne dass meine Familie in der Advents- und Weihnachtszeit zu kurz kommt“, erzählt die Mutter von zwei Töchtern und fünffache Großmutter.

Sie sorgt auch in jedem Jahr dafür, dass ihr Mann – seines Amtes würdig – gekleidet ist, wenn für ihn die geschäftige Weihnachtszeit beginnt und er durch Tonderns Fußgängerzone geht und Süßigkeit verteilt.

Ihren Mann, der in seinem wirklichen Leben Briefträger ist, bekommt sie in der Vorweihnachtszeit nur selten vor seinem Feierabend zu Gesicht. Er ist mittlerweile seit 30 Jahren Tonderns Weihnachtsmann. So lange ist Vivi-Ann Clausen auch seine Gehilfin und sein Rückhalt.

Vivi-Ann und Frank Clausen beim Kongress der Weihnachtsmanngilde, der im Sommer abgehalten wird. Foto: privat

Der Titel bleibt sozusagen in der Familie, denn Frank Clausen wurde 2001 zum Weihnachtsmann des Jahres geehrt.

Dass das Amt des Weihnachtsmanns in Dänemark von Männern ausgeübt wird, ist für sie kein Problem. „Wir kennen aber eine Frau in Deutschland, die in ihrem Ort der Weihnachtsmann ist.“

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