US-Besuch

Der wohl größte Botschafter in Dänemark besuchte Tondern

Der wohl größte Botschafter in Dänemark Tondern

Der wohl größte Botschafter in Dänemark in Tondern

Tondern/Tønder
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Der amtierende Botschafter Stuart Dwyer sitzt einen Wegner-Stuhl Probe. Foto: Brigitta Lassen

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Bürgermeister Jørgen Popp Petersen begrüßte am Dienstag den US-Diplomaten Stuart Dwyer. Am Vortag hatte dieser Sonderburg besucht. Endstation seiner Jütland-Reise war Ripen.

Mit seinen mehr als zwei Metern ist Stuart Dwyer derzeit wohl der größte Botschafter in Dänemark. Am Montag besuchte er Sonderburg (Sønderborg). Am Dienstag weilte der amtierende Botschafter der Vereinigten Staaten in Tondern und verriet auf die Frage von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), ob er vielleicht Basketballspieler gewesen sei? Nein, lachte Dwyer, er liebe das Skifahren.

Er ist zurzeit Chef der amerikanischen Botschaft in Kopenhagen, da die USA aufgrund politischer Differenzen im Senat noch keinen neuen Botschafter für Dänemark ernannt haben.

Die Stadt Tondern und die Marsch von oben gesehen: Kommunaldirektor Lars Møldrup (rechts), sein Stellvertreter Keld Hansen und Bürgermeister Jørgen Popp Petersen informierten den Diplomaten. Foto: Brigitta Lassen

So groß wie der hohe Gast auch ist, noch höher ist der Tonderner Wasserturm, der auf ausdrücklichen Wunsch des US-Gasts besucht wurde. Der Diplomat wurde in die Möbelkunst des Tonderaners Hans J. Wegner eingeführt. Um auf die oberste Etage zu gelangen, nutzten die Delegation und die Gastgeber noch den Fahrstuhl. Runter ging es zu Fuß, und so konnte Dwyer die vielseitigen Kreationen des weltberühmten Möbeldesigners Wegner in Augenschein nehmen und einige sogar Probe sitzen – darunter welche, die für den großen Mann wie geschaffen waren.

So lässig wie Hans J. Wegner (Fotografie) sitzt Diplomat Stuart Dwyer nicht. Foto: Brigitta Lassen

Kennedy machte es vor

Museumsmitarbeiterin Anne Marie Overgaard präsentierte ihm auch den schönen Fischschrank, den Wegner eigentlich nur aus Spaß geschaffen hatte, ohne dass das Möbelstück je in die Produktion gegangen war. Halt gemacht wurde auch bei einem Bild des  früheren US-Präsidenten John F. Kennedy im Wegner-Werk The Chair. In diesem saß einer der mächtigsten Männer der Welt 1960 bei einem Duell mit seinem Konkurrenten Richard Nixon bei der ersten vom Fernsehen übertragenen Wahlsendung. Kennedy hatte Rückenprobleme und wollte bequem sitzen und wählte deswegen den Wegner-Stuhl. Noch heute ist dieses Modell das Flaggschiff der Wegner-Produktionen.

 

Anne Marie Ludvigsen präsentiert dem amerikanischen Gast aus Kopenhagen den Fischschrank von Hans J. Wegner. Foto: Brigitta Lassen

Zum Empfangskomitee zählte in Tondern nicht nur Popp Petersen. Er wurde verstärkt von Kommunaldirektor Lars Møldrup, dessen Stellvertreter Keld Hansen, der musikalischen Chefin des Tønder Festivals, Maria Theessink, und dem Direktor des Tonderner Wirtschaftsrats, Peter Engel-Andreasen. Denn „nur“ um die Kunst ging es beim Dwyer-Besuch in Tondern nicht, der eigentlich schon 2020 hätte stattfinden sollen.

Das Empfangskomitee vor dem Rathaus: Festivalchefin Maria Theessink, Vizekommunaldirektor Keld Hansen und sein Vorgesetzter Lars Møldrup. Dazu zählte auch noch Peter Engel-Andreasen, Vorsitzender des Wirtschaftsrats. Foto: Brigitta Lassen

Grenznähe, Pendler und Familie

Er interessierte sich auch dafür, wie die Kommune wirtschaftlich aufgestellt ist. Popp erzählte ihm, dass Dwyer in eine landwirtschaftlich geprägte Region gekommen sei, mit vielen kleineren Unternehmen, aber auch – wenn auch wenigen – weltweit agierenden Firmen und nannte in diesem Zusammenhang die Hydro-Werke und Ecco. Und der Tourismus spiele eine große Rolle.

Dass die Grenzen während der Pandemie-Zeit geschlossen waren, war fürchterlich für die Pendlerinnen und Pendler. Auch Familienbesuche konnten nicht stattfinden.

Jørgen Popp Petersen, Bürgermeister

 

Auch die Grenznähe fand das Interesse des hohen Besuchs und wie sich diese auf Tondern auswirken würde. Die Gastgeber erzählten über die vielen deutschen Pendler, die von Deutschland zum Arbeiten in die Kommune fuhren, worauf Stuart Dwyer erstaunt fragte, ob die Grenzgänger alle aus der dänischen Minderheit kämen. Doch die Gastgeber erzählten ihm, dass es für die Bevölkerung zu beiden Seiten das Natürlichste der Welt sei, im Nachbarland zu arbeiten. „Dass die Grenzen während der Pandemie-Zeit geschlossen waren, war fürchterlich für die Pendlerinnen und Pendler. Auch Familienbesuche konnten nicht stattfinden", bedauerte Popp Petersen. Die Schleswigsche Partei hat sich immer wieder für die Öffnung der Grenze eingesetzt.

 

Bei strahlendem Sonnenschein nahm Bürgermeister Jørgen Popp Petersen den amtierenden Botschafter Stuart Dwyer in Empfang. Foto: Brigitta Lassen

Auch der frühe Deutsch-Unterricht an dänischen Volksschulen wurde als Zeichen des hohen Stellenwertes der Nachbarsprache erläutert, da Deutschland ein wichtiger Partner Dänemarks sei, so die Gastgeber. Gute Sprachkenntnisse seien wichtig, so Popp Petersen. Keld Hansens Kommentar bewegte Stuart Dwyer dazu, sich mit einem großen Lächeln im Namen des Landes zu entschuldigen, als Hansen darüber erzählte, dass seine Generation Deutsch durch das deutsche Fernsehprogramm erlernt hatten. Dieser Unterricht vor dem TV sei aufgrund der vielen US-Programme nicht mehr gefragt.

Viele Deutsche kaufen Häuser in Dänemark

Lars Møldrup machte auch auf die vielen Deutschen aufmerksam, die sich in den vergangenen Jahren in Dänemark angesiedelt haben. 50 Prozent der verkauften Häuser sind an deutsche Staatsbürger gegangen.

Auf die Frage Dwyers in Bezug auf die Zukunft und den Herausforderungen der Kommune, erklärte der Bürgermeister, dass man sehr darum bemüht sei, mehr Ausbildungsmöglichkeiten in die Kommune zu holen.

Einwandfreie Englisch-Kenntnisse bewies Jørgen Popp Petersen beim Besuch von Stuart Dwyer. Foto: Brigitta Lassen

Nach vielen Inputs und einem anschließenden Kurzgespräch mit Popp Petersen unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurden die dicken BMWs wieder gestartet. Weiter ging es nach Ripen (Ribe), wo ein Besuch des Jacob A. Riis Museums auf dem Programm stand – ein dänisch-amerikanischer Journalist und Fotograf, der aus der Domstadt stammte. Er emigrierte in die USA und starb 1914 in Massachusetts.

Esbjerg war der Abschluss des zweiten Reisetags. Dwyers Jütland-Tournee endete am Mittwoch mit Besuchen im Legoland in Billund und in Aarhus.

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