Nordschleswigsche Mundart

BDN-Kunstkonsulentin: „Nordschleswig-Deutsch ist kein falsches Deutsch“

BDN-Kunstkonsulentin: „Nordschleswig-Deutsch ist kein falsches Deutsch“

„Nordschleswig-Deutsch ist kein falsches Deutsch"

Knivsberg/Knivsbjerg  
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BDN-Kunstkonsulentin Jana Surkus (r.) erklärt Teilnehmenden, wie sie ihren Stop-Motion-Film verbessern können.
BDN-Kunstkonsulentin Jana Surkus (r.) zieht mit ihrem Film-und Sprachprojekt durch die Minderheiten-Schulen. Foto: Anna Ittner

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Dank Fördermitteln des Auswärtigen Amtes beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler der deutschen Schulen in Nordschleswig derzeit auf kreative Weise mit der Identität und Sprache in der Minderheit. Ziel des Projekts ist es unter anderem, ein GIF-Paket mit nordschleswig-deutschen Ausdrücken zu erstellen, das für jeden bei WhatsApp oder Messenger zugänglich sein soll.

Im Rahmen eines größeren Filmprojekts besucht Jana Surkus im November und Dezember die Schulen der deutschen Minderheit. Die Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen beschäftigen sich unter ihrer Anleitung damit, typische nordschleswig-deutsche Sätze oder Ausdrücke in selbsterstellten GIFs zu verwenden und dabei ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie die deutsche Sprache innerhalb der Minderheit und im Raum Nordschleswig zum Ausdruck kommt. Ausdrücke wie „wir schnacken“, „tillykke mit deinem Geburtstag“ oder „bist du heute mit zu Fußball?“ hört man schließlich nur hier.

Die Abkürzung GIF steht für „Graphics Interchange Format" und bezeichnet Videosticker, die man auf Kommunikationsapps wie WhatsApp oder Messenger benutzen kann.

Eines der im Workshop entstandenen GIFs. Foto: Jana Surkus

„Ich finde es interessant, mit den Jugendlichen darüber zu sprechen, dass wir hier in Nordschleswig ein besonderes Deutsch sprechen. Sich darüber im Klaren zu sein, wie wir sprechen, aber gleichzeitig hervorzuheben, dass es eben kein falsches Deutsch ist, sondern eine lokale Mundart, finde ich wichtig“, meint die Jugendkunstkonsulentin des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Jana Surkus, die kreative Projekte für Kinder in ganz Nordschleswig leitet.

Unsere Mundart sollten wir mit Lokalstolz betrachten, pflegen und sprechen, so wie zum Beispiel auch die Bayern stolz sind auf ihr ‚Mia san Mia‘. In unserem Nordschleswig-Deutsch gibt es so schöne Wortblumen … und diese Ausdrücke sollten wir auch mit Freude verwenden.

Jana Surkus

Finanziert wird das Projekt mit Fördermitteln des Auswärtigen Amtes, mit dem Ziel, in deutscher Sprache Minderheitenidentität und -kultur zu fördern und zu vermitteln. Bereits in den vergangenen Wochen besuchten Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen den besonderen Film- und Sprach-Workshop in der Bildungsstätte Knivsberg und am 18. November fand zudem ein offener GIF-Workshop auf dem Knivsberg statt, an dem Interessierte teilnehmen durften. Nun zieht Surkus mit dem Projekt durch die Schulen.

„Wir haben die Mittel dankenswerterweise vom Auswärtigen Amt bekommen und dadurch auf dem Knivsberg ein Filmstudio einrichten können. Das Ziel ist es, hiermit die Begeisterung für die deutsche Sprache zu fördern. Deshalb hatten wir auch die Idee, ein großes Schulprojekt durchzuführen, bei dem wir uns mit den nordschleswig-deutschen Ausdrücken auseinandersetzen. Daraufhin haben wir uns entschieden, dass wir GIFs erarbeiten – also diese kleinen GIF-Animationen aus etwa drei bis sechs Bildern“, sagt Surkus. Sie hat hierfür einen Löwen vorgezeichnet, den die Schülerinnen und Schüler mit nordschleswig-deutschen Äußerungen ergänzen.

Aus vielen Schnipseln entsteht am Ende einer kurzer Fim – eine GIF.
Aus vielen Schnipseln entsteht am Ende ein GIF. Foto: Anna Ittner

So können die Schülerinnen und Schüler Arme, Beine und Gesichtsausdrücke mit der sogenannten Stop-Motion-Technik zusammenlegen, fotografieren und in einer App zu einem kurzen Film zusammensetzen.

 

„Hierbei kann man sehr gut Sprache thematisieren und sich mit unserer lokalen Mundart beschäftigen. Diese sollten wir auch mit ein bisschen Lokalstolz betrachten, pflegen und sprechen, so wie zum Beispiel auch die Bayern stolz sind auf ihr ‚Mia san Mia‘. Bei uns gibt es so schöne Wortblumen, wie ‚du schnüderst‘. So darf man hier reden und diese Ausdrücke sollten wir auch mit Freude verwenden“, sagt Surkus.

Die GIFs beinhalten einen nordschleswig-deutschen Ausdruck. Foto: Jana Surkus

Das Ziel des Projekts sei der BDN-Kunstkonsulentin zufolge, die schönsten GIFs auszuwählen und diese allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

 

„Man kennt das ja bei seinem Smartphone, wenn man bei WhatsApp oder Messenger Sticker verschickt. Das wäre mein Traumziel, wenn wir am Ende so ein nordschleswig-deutsches GIF-Paket hätten, das alle in Nordschleswig auch wirklich für ihre Kommunikation verwenden können – beispielsweise mit ‚Danke für heute‘. Wenn man bei WhatsApp oder Messenger Sticker auswählt, wäre es mein Traum, wenn dort in Zukunft auch unsere GIFs zu finden wären“, so Surkus.

Foto: Jana Surkus
Foto: Jana Surkus
Foto: Jana Surkus
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