Deutsche Minderheit

„Deutsche Selbsthilfe“: Stipendien und passive Mitgliedschaft für Jugendliche

„Deutsche Selbsthilfe“: Stipendien für Jugendliche

„Deutsche Selbsthilfe“: Stipendien für Jugendliche

Nordschleswig
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Geschäftsführerin Anja Eggert verabschiedete den Vorsitzenden Carsten Petersen (rechts) nach 15 Jahren aus dem Amt. Foto: Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig

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Die Finanzierungseinrichtung der deutschen Minderheit in Nordschleswig traf sich in Mölby zur Jahreshauptversammlung. Neben dem Rückblick wurde auch nach vorn geschaut. Und der frische Wind in der Selbsthilfe dürfte einigen zugutekommen. Insbesondere ausgewählte Schülerinnen und Schüler der deutschen Schulen dürfen sich freuen.

„Wir wollen zeigen: Wir haben zugehört“, erklärt die Geschäftsführerin der Deutschen Selbsthilfe (DSN) Anja Eggert unter dem Verweis auf die Neuerungen, die am 14. Juni in der alten Schule Mölby besprochen wurden, anschließend im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Die Jahreshauptversammlung der Deutschen Selbsthilfe beginnt zunächst mit einer guten Nachricht: Dänemark hat die Inflation in den Griff bekommen, und über eine mögliche Rezession wird im Königreich nicht mehr gesprochen.

Aufatmen ist angesagt, schließlich war die Unsicherheit vor einem Jahr noch groß. Mit den guten Nachrichten fällt auch eine Reihe an Veränderungen der Deutschen Selbsthilfe zusammen. Auch eine Verabschiedung hat es am Mittwoch gegeben. 

Bei der Jahresversammlung wurden viele Neuerungen besprochen. Foto: Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig

Großes Ziel: Selbsthilfe bekannter und beliebter machen 

Bekannter werden, das ist der Wunsch der Deutschen Selbsthilfe. Carsten Petersen, Vorsitzender der Deutschen Selbsthilfe, teilte den Besucherinnen und Besuchern mit: „Wir haben derzeit 1034 Mitglieder, das sind 53 weniger als im Vorjahr.“

Die Mitgliederzahlen sind rückläufig, deswegen ist es wichtig, den Menschen in Nordschleswig die Selbstlhilfe näherzubringen und präsent zu sein, denn: „Das Angebot der DSN ist konkurrenzfähig“, erklärt Vorsitzender Carsten Petersen. Der Zinssatz der Darlehen bei der DSN wurde vor einiger Zeit auf 3,5 Prozent gesenkt und bleibt vorerst auch bei diesem Satz. 

Hoffnung liegt auf der Jugend 

Um dieses, laut der Deutschen Selbsthilfe, gute Angebot an die Menschen in Nordschleswig zu bringen, setzt der Verein auf die Jugend: „Erstmals vergeben wir für die Abgangsklassen der deutschen Schulen in Hadersleben, Tingleff, Tondern und Apenrade Stipendien“, sagt Anja Eggert. Die ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten sind eigens von den Schulen bestimmt worden. Und sie gehen noch einen Schritt weiter: „Wir möchten eine passive Mitgliedschaft für Minderjährige einführen“, erklärt die Geschäftsführerin.

Wie bei der aktiven Mitgliedschaft haben so junge Menschen unter 18 Jahren die Möglichkeit, sich frühzeitig um ihre finanzielle Zukunft zu kümmern. Über die Vorteile der passiven Mitgliedschaft weiß Anja Eggert: „Die Jugendlichen unter 18 Jahren zahlen, anders als bei der aktiven Mitgliedschaft, einmalig 30 Kronen. Die passive Mitgliedschaft läuft bis zum Erreichen des 25. Lebensjahres, wenn nicht vorher ein Bedarf auf ein Darlehen entstehen sollte“, erklärt sie. 

 

Wir möchten eine passive Mitgliedschaft für Minderjährige einführen

Anja Eggert, Geschäftsführerin der Deutschen Selbsthilfe Nordschleswig

Zudem hat die passive Mitgliedschaft im minderjährigen Alter noch einen weiteren Vorteil: „Anders als neue erwachsene Mitglieder, haben passive Mitglieder oft die geforderte einjährige Mitgliedschaft erfüllt. Das ist besonders bei jungen Menschen, wenn das erste Auto oder ein Umzug ansteht, interessant“, so Anja Eggert. Normalerweise müssen neue Mitglieder ein Jahr lang aktives Mitglied der Deutschen Selbsthilfe sein, bis sie einen Antrag stellen dürfen. 

29 Delegierte, davon ein Vorstandsmitglied und weitere fünf Vorstandsmitglieder, waren anwesend. Foto: Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig

Einfacherer Zugang zum Erbenkonto

Eine weitere Neuerung der Selbsthilfe widmet sich dem Erbenkonto. Während bislang sämtliche Anträge bis zum September des Jahres abgegeben werden mussten, um bewilligt zu werden, ändert sich das in Zukunft. So können Vereine und Institutionen im Laufe des Jahres fortlaufend informelle „kleinere“ Anträge stellen und müssen nicht bis zum letzten Jahresquartal warten. Diese Anträge werden dann auch, anders als zuvor, dem Vorstand fortlaufend vorgelegt, der darüber entscheidet, ob ein Antrag sofort bewilligt oder abgelehnt wird oder doch bis September warten muss.

„Dieser Wunsch wurde bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr geäußert, und wir sind diesem nachgegangen“, so die Geschäftsführerin. So könnten Vereine und Verbände noch schneller an einen Zuschuss kommen, um etwa Projekte rascher zu verwirklichen. 

Das ist vor allem durch die Kapitalanlage des Erbenkontos über die Deutsche Selbsthilfe möglich, da sie Zinsen auf dieses Konto auszahlen kann, erklärt Anja Eggert: „Durch den Niedrigzins hatte das Erbenkonto nur begrenzte Mittel. Das hat sich nun geändert.“

Im Vereinsjahr 2022 wurden neun Anträge beim Erbenkonto gestellt, sechs davon in einer Höhe von knapp 70.000 Kronen wurden bewilligt. Es gibt aber noch einen gewissen Spielraum für die kommenden Jahre. Die Reserve hierfür beträgt Ultimo 2022 186.000 Kronen. 

So sah die diesjährige Tagesordnung der Jahreshauptversammlung aus. Foto: Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig

Darlehenslaufzeit kann verlängert werden

Grundsätzlich verleiht die Deutsche Selbsthilfe Darlehen für eine Laufzeit von fünf Jahren. Diese Laufzeit kann nun in Einzelfällen auf bis zu zehn Jahre verlängert werden. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Darlehen im Bereich Immobilien und ist eine Antwort auf die Kapitalausstattung der Selbsthilfe, die derart hoch ist, dass ohne Probleme bedeutend mehr Darlehen bewilligt werden könnten. 

Im vergangenem Jahr wurden so von 28 Anträgen 22 mit in einer Gesamthöhe von 1.436.000 Kronen bewilligt. Dabei ist kein Antrag abgelehnt worden, sondern sechs Anträge wurden eigenständig zurückgezogen. 

Abschied nach 15 Jahren 

Und dann stand auch noch eine Verabschiedung auf der Agenda der Jahreshauptversammlung: Carsten Petersen, der 15 Jahre bei der Deutschen Selbsthilfe Nordschleswig und davon 13 Jahre im Vorstand aktiv war, musste sein Amt niederlegen: „Er konnte sich leider nicht wiederwählen lassen“, sagt die Geschäftsführerin Anja Eggert. Mit einem Geschenkgutschein und dankenden Abschiedsworten ging es dann zum Büfett über. 

Herzlich wurde Carsten Petersen verabschiedet. Foto: Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig

Wahlen:

Peter Meyer wurde für weitere drei Jahre in den Vorstand wiedergewählt.

Für Carsten Petersen tritt Britta Schneiders aus Hadersleben die Nachfolge an. Der Vorstand konstituiert sich im August selbst.

 

Die Revisoren Hans Hinrich Matzen und Hans Christian Bock würden für ein Jahr für ihr Amt als Revisor wiedergewählt.

 

 

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Geschichte der Minderheit will gelernt sein“