Interview

„Harro Hallmann: Was trinken – zu Weihnachten?“

„Harro Hallmann: Was trinken – zu Weihnachten?“

„Harro Hallmann: Was trinken – zu Weihnachten?“

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Vielleicht liegt noch eine Flasche edler Roter im Keller? Ansonsten hat Harro Hallmann drei Tipps, die zu den meisten Weihnachtsessen passen sollten (Symbolfoto). Foto: krakenimages/unsplash

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Tipps vom Experten: Welche Getränke passen zu den gängigen Weihnachtsgerichten? Und wo bekomme ich die? Wir haben nachgefragt.

Während die Frage nach dem, was an Weihnachten gegessen wird, sich häufig erübrigt – weil die meisten Familien da ihre Traditionen haben – kann die Frage nach dem passenden Getränk durchaus eine Herausforderung sein.

Eine Herausforderung, für die wir jetzt Erste Hilfe leisten. Und zwar mit fachkundigen Ratschlägen von Harro Hallmann.

Der Kommunikationschef des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Dänemark, Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), der auch das Sekretariat der Minderheit in Kopenhagen leitet, betreibt nebenbei die Wein-Info-Webseite tyskvin.dk und organisiert unter anderem Weinproben.

Im Folgenden geben wir ausschließlich Tipps für alkoholhaltige Getränke, es gibt aber natürlich auch Getränke mit ähnlichen Geschmackseigenschaften oder Varianten ohne Alkohol.

 
Harro Hallmann
Harro Hallmann gibt sein Wissen über Wein gerne weiter (Archivfoto). Foto: Nele Dauelsberg

Harro, zu einem gelungenen Festmahl gehören auch immer die richtigen Getränke. Mit Faxe und Fanta ist es zu Weihnachten nicht unbedingt getan. Worauf müssen wir achten, damit sich da ein kulinarischer Kreis schließt?

„Die meisten von uns in der Minderheit – so vermute ich, aber das ist durchaus ein interessantes Thema für eine Forschungsarbeit – werden Weihnachten Ente, Pute und/oder Schweinebraten essen. Dazu Rotkohl (und bei mir, weil das mein Lieblingsgemüse ist, auch Rosenkohl), süße Kartoffeln und eine kräftige Soße. Das ist weinmäßig eine Herausforderung, denn die Süße der Kartoffeln, die Säure im Rotkohl und das Fett in Ente und Braten müssen eine passende Antwort finden.“

Das klingt nach einer Wissenschaft für sich. Doch du hast ja versprochen, uns einige Tipps zu geben, wie wir beim Thema Getränke zu Weihnachten nichts falsch machen.

„Ich hätte da drei Vorschläge.“

Prima. Tipp Nummer eins?

„Riesling Auslese. Ein schöner Riesling verbindet knackige Säure mit eleganter Süße. Für das Weihnachtsessen sollte es aber schon eine fruchtigere Version sein, zum Beispiel ein Kabinett oder eine Auslese. Kaufen würde ich diesen zum Beispiel beim Citti Markt in Flensburg, der eine sehr gute Weinabteilung hat. Bei der Auswahl sollte man für diesen festlichen Anlass durchaus einen Wein von einem VDP-Produzenten, das ist der Verband der Prädikatsweingüter, aussuchen. Dort stimmt die Qualität immer, wenn auch die Preise etwas höher sind.“

Portwein
Portwein ist ein roter, seltener auch weißer Süßwein. Den Namen hat er von der portugiesischen Hafenstadt Porto, in die er traditionell nach seiner Produktion zur Reifung, Lagerung und zum internationalen Vertrieb verschifft wurde. Foto: Nils Baum

Dein zweiter Tipp klingt erst mal ungewöhnlich ...

„Portwein wird unterschätzt. Gute Vintage- oder Jahrgangsportweine gehören zu den besten und lagerfähigsten Weinen überhaupt. Mein eigener Jahrgang ist, was Rotwein angeht, alles andere als toll, aber der '63er Port gehört zu den besten Weinen des vergangenen Jahrhunderts. Sie vereinen das Beste in sich: reife Finesse mit jugendlicher Frische. Gute Portweine kauft man in Dänemark günstiger als in Deutschland, bekannt bei Kennern ist Brugsen in Give für sein breites Sortiment.“

Und wenn ich kein Kenner bin?

„Den Portwein empfehle ich hier, weil er es durch seine Konzentration und den hohen Alkoholgehalt gut mit den Herausforderungen zu Weihnachten aufnehmen kann. Es muss aber nicht unbedingt ein teurer Vintage sein, es geht auch günstiger. Ich habe gerade eine Blindverkostung gesehen, in dem ein Portwein für 45 Kronen gegen einen für 400 Kronen gewann. Der Gewinner-Port war Souza von Aldi in Dänemark. Den Port übrigens gerne bei 14 bis 16 Grad, das heißt ,kellerkalt', servieren.“

Mit deinem dritten Tipp beruhigst du jetzt alle, die auf ihr Bierchen zu Weihnachten nicht verzichten wollen. Und regional wird's auch!

„Traditionell werden kräftige Rotweine, zum Beispiel Amarone oder Rhone, zum Weihnachtsessen empfohlen. Eine Alternative ist ein schönes Weihnachtsbier. Eines der besten ist Ding Dong von Fuglsang. Das Bier hat einen runden, kräftigen Geschmack und 7,6 Prozent Alkohol. Nicht wenig, aber viel weniger als im Wein.“

Wer jetzt noch nicht das Richtige gefunden hat, was empfiehlst du?

„Das Allerwichtigste bei der Getränkeauswahl ist natürlich, dass man etwas findet, was einem mundet. Aber Weihnachten und Silvester sind auch gute Gelegenheiten, um die Flasche zu öffnen, die man schon so lange für den rechten Augenblick aufbewahrt hat. Und leider ist es dann oft zu spät, weil die meisten Weine dann doch nicht so haltbar sind ...“

 

Mehr lesen