Geschichte

Lebhafter Blick ins Nordschleswig von 1805 bis 1883

Lebhafter Blick ins Nordschleswig von 1805 bis 1883

Lebhafter Blick ins Nordschleswig von 1805 bis 1883

Apenrade/Aabenraa
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Die Kirche in Broacker. Foto: Volker Heesch

Heft 92 der Schriften der Heimatkundlichen AG Nordschleswig mit reicher Lebensgeschichte Claus Heinrich Clausens, Broacker.

Den Mitgliedern der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) ist das Heft 92, Jahrgang 2017,  der Schriften der HAG zugestellt worden. Das 191 Seiten starke Heft enthält die Erinnerungen des Müllers, Unternehmers und Erfinders Claus Heinrich Clausen (1805 bis 1883) aus Broacker, der im 19. Jahrhundert  vor allem in  seinem Heimatort jahrzehntelang das örtliche  Geschehen  geprägt hat.

Claus Heinrich Clausen hatte zehn Jahre vor seinem Tode mit der Aufzeichnung seiner Erinnerungen begonnen, die nicht nur Auskunft über eine interessante Lebensgeschichte liefern, sondern auch einen lebhaften Einblick ins Nordschleswig des 19. Jahrhunderts, das in diesem Zeitraum  Umbrüche durch die Herausbildung nationaler deutsch-dänischer Gegensätze, die Schleswigschen Kriege mit wechselnder Staatszugehörigkeit   und Einzug des „technischen Fortschritts“ erlebte.  Clausen gibt  mit seinen  Aufzeichnungen, die der HAG-Vorsitzende  Lorenz Peter Wree nicht nur zum Nutzen heutiger Leser geordnet und überarbeitet, sondern auch mit sehr informativen  Fußnoten und Kommentaren versehen hat, auch Eindrücke vom  menschlichen und religiösen  Empfinden eines Nordschleswigers vor 150 Jahren.

Die Lektüre ist nicht nur beeindruckend, weil er aus dem Blickwinkel eines hellwachen Menschen das Treiben der deutschen wie dänischen Akteure während der konfliktreichen Jahrzehnte im Raum Broacker beschreibt –   ohne  „Würzung“ seiner Sichtweise durch nationalistische Phrasen. Clausen geht darauf ein, dass die kriegerischen Ereignisse 1848-1850 sowie 1864 die Menschen in unserer Heimat unabhängig von der Zugehörigkeit zum einen oder zum anderen nationalen Lager heimsuchten. So lässt Clausen die heutige Leserschaft die Konflikte des 19. Jahrhunderts in einigem Abstand von den oft beschriebenen dramatischen Höhepunkten wie  der Schlacht auf der Düppeler Höhe nachempfinden.
Besonders beeindruckend an den Texten Clausens sind aber auch seine Ausführungen zum eigenen Familienleben, in dem sich  Charakterisierungen vieler Verwandter, Beschreibungen des  harten Alltagslebens und Schicksalsschläge wie Erkrankung und der Tod von Eltern, Ehepartner und vieler oft sehr kleiner Kinder ebenso finden wie Stolz auf  eigenen wirtschaftlichen  Erfolg.

Durch seine Berichte über Mitwirkung an der Gründung der örtlichen Sparkasse,  Engagement im Armenwesen oder  für Geräte zur Feuerbekämpfung   stellt Clausen Nordschleswig als  ein lebendiges Gemeinwesen mit   Regelung vieler Dinge offenbar ohne Einwirkung der Obrigkeit vor. Man erfährt u. a. auch etwas über das Schulwesen in Nordschleswig in den Jahren  nach 1850, als  Clausen seine  Kinder in die deutsche Privatschule nach Hoyer schickte, die auf Betreiben des Spitzenmanns der Dänen im Westküstenort, Apotheker Nagel, gegründet worden war.   Interessant sind  Ausführungen über Reisen, bei denen der tüchtige Dorfbewohner  selbstbewusst selbst an fernen Orten wie England oder im südlichen Deutschland auftreten konnte.

Das neue HAG-Heft kann über das Haus Nordschleswig in Apenrade, Tel. 74623833,  erworben werden.
 

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