Thomas Lorenzen

Nordschleswig trauert um einen guten Freund

Nordschleswig trauert um einen guten Freund

Nordschleswig trauert um einen guten Freund

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Thomas Lorenzen
Thomas Lorenzen Foto: CDU Kreisverband Schleswig-Flensburg

In Meyn bei Schafflund ist der bekannte frühere CDU-Politiker Thomas Lorenzen im Alter von 80 Jahren gestorben.

Er ist lebenslang mit der deutschen Volksgruppe verbunden gewesen, erinnert sich der ehemalige BDN-Generalsekretär Peter Iver Johannsen an Thomas Lorenzen. Schon während seiner Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister an der Landwirtschaftsschule Flensburg kam er über die Schulleitung und vor allem über die Hauswirtschaftslehrerin Irma Hansen in Kontakt zum LHN und zur Volksgruppe. Kontakte, die er als stellvertretender Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Flensburg ab 1978 ausbaute. Politisch begann seine Kariere 1974 als Bürgermeister der Gemeinde Meyn, dann als Amtsvorsteher des Amtes Schafflund und  als Kreistagsabgeordneter des Kreises Schleswig Flensburg von 1970 bis 1979.

1979 wurde er CDU Landtagsmitglied und gehörte dem Landesparlament bis 1992 an. Von 1983 bis 1991 war er aktives Mitglied des Kieler Kontaktausschusses für die deutsche Minderheit. Zeitweise war er stellv. Vorsitzender der CDU Landtagsfraktion und Vorsitzender des Finanzausschusses. Er galt als ehrlicher und glaubwürdiger Politiker, nicht zuletzt zusammen mit Heiko Hoffmann bei der Aufklärung der Barschel-Affäre. Das war für seine Position in der CDU nicht von Vorteil, und er zog sich auch deshalb aus Enttäuschung früh aus der aktiven Politik zurück.

Er nahm bis zum letzten Jahr immer am Deutschen Tag in Nordschleswig teil, war engagierter Befürworter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und hat sie zusammen mit dem damaligen Amtsbürgermeister Kresten Philipsen  (zumindest hinter den Kulissen) mitgestaltet.

Als Landtagsabgeordneter und Mitglied des Kieler Kontaktausschusses hat er die deutsche Volksgruppe immer unterstützt, nicht zuletzt bei der Sicherung der Zuwendungen der Kieler Landesregierung. Die Förderung der deutschen Minderheit war ihm aber nicht nur ein politisches Anliegen, sondern auch ein persönliches, was auch zu einer jahrelangen (Skat-) Freundschaft mit deutschen Nordschleswigern führte.

Thomas Lorenzen war als Lokal- und Landespolitiker in die schweren Gegensätze zwischen deutscher Mehrheit und dänischer Minderheit in Meyn sozusagen hineingeboren worden.  Der SSW-Politiker K. O. Meyer war für die CDU und auch für ihn jahrelang ein rotes Tuch, aber als beide in den Ruhestand traten, da entwickelte sich zwischen ihnen, die ja in Meyn/Schafflund in unmittelbarer Nähe voneinander lebten, sogar eine Freundschaft, die  Meyer auch als späte Genugtuung seines Kampfes wertete.

Ein Beispiel für den Wandel in der Grenzlandsicht von Thomas Lorenzen war auch sein Beitrag, Spannungen zwischen dem SSW und der schleswig-holsteinischen CDU abzubauen, nachdem der damalige CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen durch Kürzungen der dänischen Schulzuschüsse heftige dänische Protesten hervorgerufen  hatte. Mit dem sozialdemokratischen Minister Benny Engelbrecht, damals Vorsitzender des Südschleswig-Ausschusses im Folketing, und dem CDU-Vorsitzenden Ingbert Liebing fand im Hause von Thomas Lorenzen ein Geheimtreffen statt, um der dänischen Seite hinter den Kulissen die  Gesprächs- und Kompromissbereitschaft der CDU zu signalisieren.

Sowohl der damalige CDU-Chef Ingbert Liebing als auch der jetzige Kieler Minderheiten-Beauftragte Johannes Callsen sind übrigens „Schüler“ von Thomas Lorenzen, der auch als Bauer große Wertschätzung genoss.

 

 

Mehr lesen