Umwelt

Plastik war gestern – neues Material in Kopenhagen entwickelt

Plastik war gestern – neues Material in Kopenhagen entwickelt

Plastik war gestern – neues Material aus Kopenhagen

RITZAU/AR
Nordschleswig/Kopenhagen
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Das neue Material besteht aus natürlichen Stoffen und ist vollständig abbaubar. Foto: picture alliance / dpa

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Plastik ist ein Material, das alle kennen und aus unserem Alltag fast nicht mehr wegzudenken ist. Es gibt jedoch einen entscheidenden Nachteil: Plastik verschmutzt unsere Umwelt und zersetzt sich extrem langsam. Daher haben Forschende an der Universität Kopenhagen ein neues Material entwickelt, um die Natur in Zukunft vor Müll zu schützen.

Forscherinnen und Forscher des Fachbereiches für Pflanzen- und Umweltwissenschaften der Uni Kopenhagen, haben ein alternatives Material zu Plastik entwickelt, um der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken. 

Es setzt sich aus Gerstenstärke und Zuckerrübenfasern zusammen. Während eine Plastiktüte 20 Jahre lang verrottet, hält der neue Stoff wohl nur zwei Monate, wie die Entwicklerinnen und Entwickler beschreiben. Gerade einmal neun Prozent der Kunststoffe werden weltweit recycelt. Alles andere wird verbrannt, landet auf riesigen Mülldeponien oder verrottet in der Natur. Wenn der Müll zu Mikroplastik zerfällt, wird es gefährlich. Mikroplastik ist überall, es gelangt in die Meere: Tiere nehmen es auf und der Mensch dadurch ebenfalls. Laut der australischen Universität Newcastle nehmen wir in der Woche etwa 5 Gramm Mikroplastik auf. Das entspricht ungefähr der Menge einer Kreditkarte.

Ist der Begriff „Bioplastik“ irreführend?

Forscher Andreas Blennow hält nicht viel von dem bereits existierenden Begriff des „Bioplastiks“. Plastik mit dieser Kennzeichnung wird aus biologischen Materialien hergestellt. Trotzdem ist der Stoff nicht vollständig abbaubar, nur unter den besonderen Bedingungen einer industriellen Kompostieranlage. 

„Ich halte den Namen für unpassend, denn die gängigsten Arten von Biokunststoffen bauen sich nicht einfach ab, wenn sie in die Natur geworfen werden. Es kann viele Jahre dauern, und ein Teil davon verwandelt sich dann immer noch in umweltschädliches Mikroplastik“, sagt Andreas Blennow laut Pressemitteilung. 

Die Gersten-Zuckerrüben-Mischung wird dagegen „Biokompositmaterial“ genannt, weil es aus natürlichen Stoffen besteht und auf natürliche Weise abgebaut werden kann. 

Die Hauptbestandteile des Materials heißen Amylose und Zellulose. 

Amylose wird aus einigen Nutzpflanzen gewonnen, zum Beispiel Mais, Kartoffeln oder auch Gerste. 

Zellulose kommt als Kohlenhydrat in allen Pflanzen vor, besonders in Baumwollfasern. 

In Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus wurde ein Ableger eines bereits bestehenden Unternehmens, ein sogenanntes Spin-off-Unternehmen, gegründet. Eine neu entwickelte Gerstensorte soll reine Amylose produzieren, um die Reaktion mit Wasser zu garantieren. 

 

Die Zuckerrüben, aus denen die Zellulose entnommen wird, sind Abfall aus den dänischen Zuckerfabriken. 

„Sowohl Amylose als auch Zellulose bilden mit ihren Molekülen lange starke Ketten, und indem wir sie zusammenmischen, können wir ein haltbares und flexibles Material schaffen, das möglicherweise als Einkaufstaschen, oder Verpackungen für die Ware verwendet werden kann, die wir derzeit in Plastik einwickeln“, erklärt Andreas Blennow. 

Wie wird das neue „Plastik“ hergestellt?

Die Rohstoffe werden entweder in Wasser aufgelöst und zusammengemischt oder unter Druck erhitzt. Daraus entstehen Pellets, die dann in die gewünschte Form gepresst werden können. 

Wie schnell das Gerstenmaterial im Handel landet, kann Blennow noch nicht sagen. Prototypen für Lebensmittelverpackungen sind bereits im Gespräch. Dafür arbeite man mit zwei dänischen Verpackungsunternehmen zusammen. „Ich halte es für realistisch, dass innerhalb von ein bis fünf Jahren verschiedene Prototypen für weiche und harte Verpackungen wie Schalen, Flaschen und Beutel entwickelt werden,“ schließt der Forscher seine Ausführungen ab. 

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