Gangroboter

Schritt für Schritt zur Mobilität zurück

Schritt für Schritt zur Mobilität zurück

Schritt für Schritt zur Mobilität zurück

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Patient beim Training mit dem Gangroboter
Patient Carsten trainiert unter der Aufsicht seines Physiotherapeuten Martin Windahl zum ersten Mal mit dem Gangroboter. Foto: Karin Riggelsen

Das Sonderburger Krankenhaus hat einen neuen Mitarbeiter: Er ist 185 Kilogramm schwer, hört auf den Namen Andago V2.0 und ist - ein Roboter.

„Es hat sich fast wie ein Spiel angefühlt“, meint der 41-jährige Carsten, nachdem er am Donnerstag als einer der ersten Patienten überhaupt den neuen Gangroboter Adago V2.0 im Sonderburger Krankenhaus ausprobieren durfte. Es ist der Erste seiner Art in einem dänischen Krankenhaus.

Anders Rintza vom dänischen Medizintechnikunternehmen Intramedic A/S lieferte ihn am Donnerstagmorgen höchstpersönlich im Krankenhaus ab, stellte das Robotiksystem vor und gab acht Physiotherapeuten aus dem Sygehus Sønderjylland (Krankenhauswesen Nordschleswig) auch gleich eine vierstündige Einführung in die Bedienung des Gangroboters.

Das neue Robotiksystem soll beim Gang- und Gleichgewichtstraining mit den Patienten helfen, indem es das Sturzrisiko eliminiert und vollständige Bewegungsfreiheit beim Training ermöglicht. „Patient und Therapeut können sich so ausschließlich auf das Training fokussieren“, erklärt Anders Rintza begeistert. Außerdem misst der Roboter die zurückgelegten Meter, sodass die Therapeuten die Fortschritte des Patienten über einen längeren Zeitraum auch mit Zahlen dokumentieren können.

Die Physiotherapeuten bekommen eine Einführung, wie man den Roboter benutzt
Anders Rintza gibt den Physiotherapeuten vom Sygehus Sønderjylland eine Einführung in die Bedienung des Gangroboters. Foto: Karin Riggelsen

 

Eine Frage des Vertrauens

Der Roboter ist mit Sensoren ausgestattet, die Hindernisse wahrnehmen können und den Roboter zum Stoppen bringen, bevor der Patient irgendwo gegenlaufen oder über etwas stolpern kann. Außerdem ahmt der Roboter die Bewegungen des Patienten nach, das heißt, der Patient braucht sich nicht um die Steuerung des Roboters zu kümmern und kann sich voll und ganz auf das Gehen konzentrieren.

In den Verankerungen der Sicherungsgurte sind weitere Sensoren eingebaut, die die Bewegungen des Patienten wahrnehmen. Sollte der Patient beispielsweise stolpern oder das Gleichgewicht verlieren, nimmt der Sensor das wahr, stoppt das Gerät und fängt den Patienten mithilfe des Sicherungsgurtes auf. Außerdem können die Patienten dank des Sicherungsgurtes zwischendurch Pausen einlegen und sich „hinsetzen“.

„Wenn die Patienten realisieren, dass sie sich auf den Roboter verlassen können, fühlen sie sich sicherer und trauen sich mehr beim Training. So können sie freier und intensiver trainieren“, erklärt Anders Rintza.

Wir können den Patienten so mehr auf Augenhöhe begegnen, weil die Patienten nicht aus dem Rollstuhl zu uns aufschauen müssen.

Nanna Meldgaard, Physiotherapeutin im Krankenhaus Sonderburg

 

Vorteil für Therapeuten und Patienten

Zwei Patienten durften den Gangroboter am Donnerstag direkt ausprobieren.

Der 41-jährige Carsten ist erst eine Woche zuvor aufgrund eines Bandscheibenvorfalls am Rücken operiert worden. Für ihn fühlte sich das Gehen mit dem Roboter fast wie ein „Spiel“ an, weil der Roboter ihm nicht das Gefühl gebe, das Laufen für ihn zu übernehmen, sondern ihm lediglich folge.

Sein Physiotherapeut Martin Wandahl sieht auch viele Vorteile im Training mit dem Gangroboter: „Einige Patienten können mithilfe des Gangroboters schon viel früher mit dem Gehtraining beginnen, denn dadurch, dass sie nicht fallen können, gibt es viel weniger Risiken. Außerdem ermöglicht der Roboter uns Therapeuten, einen Schritt zurückzutreten und uns auf das Gesamtbild des Patienten zu konzentrieren sowie seinen Gang und seine Haltung besser zu analysieren.“

Training mit dem Gangroboter im Sonderburger Krankenhaus
Physiotherapeut Martin Windahl kann dank des Roboters einen Schritt zurücktreten und die Körperhaltung seines Patienten besser analysieren. Foto: Karin Riggelsen

 

Mit den Patienten auf Augenhöhe

Seine Kollegin Nanna Meldgaard kann dem nur zustimmen. Sie ist die Physiotherapeutin der 70-jährigen Dauma, die nach einem Schlaganfall ihre linke Körperhälfte nur sehr eingeschränkt bewegen kann. Nanna Meldgaard findet besonders positiv an dem Gangroboter, dass er den Betroffenen eine gewisse Unabhängigkeit zurückgibt.

„Wir können den Patienten so mehr auf Augenhöhe begegnen, weil die Patienten nicht aus dem Rollstuhl zu uns aufschauen müssen“, fügt sie hinzu. Auch das Training mit körperlich überlegenen Menschen werde durch den Roboter erleichtert, weil der im Roboter integrierte elektrische Lift bei der Positionierung des Patienten helfen kann, sodass diesem beispielsweise direkt aus dem Rollstuhl geholfen werden kann. 

Lift im Roboter
Der im Roboter integrierte Lift hilft Dauma aus dem Rollstuhl. Physiotherapeutin Nanna kontrolliert dabei ihre Körperhaltung. Foto: Mikkel Dybtved-Ntarampa Andersen

 

Die Trainingsdauer mit dem Robotiksystem ist bei jeder Behandlung unterschiedlich. Dauma war nach 15 Minuten erschöpft, weil das Training mit dem Gangroboter ein sehr intensives Ganzkörper-Work-out ist, wie ihre Physiotherapeutin erklärt.

Der batteriebetriebe Roboter selbst hat aber eine Laufzeit von acht Stunden und kann dementsprechend einen ganzen Arbeitstag lang eingesetzt werden, bevor er wieder aufgeladen werden muss.

Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.