Sankelmark 2023

Vortrag über Minderheit: Kein Protest, dafür Ergänzungen und Fragen

Vortrag über Minderheit: Kein Protest, dafür Ergänzungen und Fragen

Kein Protest, dafür Ergänzungen und Fragen

Sankelmark
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Jon Thulstrup freute sich über Nachfragen und Ergänzungen nach seinem Vortrsag Foto: Karin Riggelsen

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Der nordschleswigsche Historiker Jon Thulstrup traf in Sankelmark auf offene Ohren, als er über die schwierige Vergangenheit der deutschen Minderheit sprach.

Der Vortrag des Historikers Jon Thulstrup über die Geschichte der deutschen Minderheit auf der Neujahrstagung in Sankelmark löste keine Gegenwehr oder Proteste im Publikum aus. Ganz im Gegenteil: Ergänzungen, Sachfragen oder persönliches Erleben – etwa beim Umgang mit der Pandemie und der Isolation als Forscher oder persönliche Zukunftspläne – dominierten die Diskussion.

Frage nach Gegenwehr

Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, fragte, ob Jon Thulstrup selbst auf Gegenwehr gestoßen sei, als dieser sich aufmachte, Interviewpartner zu finden. Erzählen wollten viele gern, aber den Namen veröffentlicht sehen, das wollten einige nicht, so Thulstrup. Als Forscher sei das für ihn natürlich bedauerlich, aber als Mensch könne er das nachvollziehen, in seinem Beruf gehe es schließlich auch um Ethik, so der Historiker. Vor allem bei den Familien, die in der Vergangenheit der Minderheit den Rücken gekehrt hatten, stieß er auf derartige Vorbehalte. Die Interviewpartner seien aber durchweg klar und präzise in ihren Aussagen gewesen, so Thulstrup.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, machte darauf aufmerksam, dass auch Angehörige von Gefallenen es ablehnten, dass die Namen ihrer Toten im damaligen sogenannten Ehrenhain, der jetzigen Gedenkstätte, veröffentlicht werden.

Keine Befangenheit

Eine Teilnehmerin gab zu bedenken, dass es in der deutschen Minderheit auch Menschen gab, die nichts mit dem NS-Regime zu tun haben wollten und zu dieser Zeit nicht wohlgelitten waren in der Minderheit.

Büchereidirektorin Claudia Knauer wollte wissen, ob der Vortragende als Mitglied der Minderheit sich nicht befangen fühle. Das verneinte Jon Thulstrup und verweis darauf, dass ein Däne, in dem Fall, die dänische Geschichte auch nicht erforschen könne.

Hinrich Jürgensen und Jon Thulstrup erinnerten an die 60er- und 70er-Jahre, in denen es Versuche von jungen Leuten gab, offener über die NS-Zeit zu reden. Sie hatten es schwer und gaben auf.

Auf die Frage, was seine Forschung von der bestehenden unterscheide, antwortete Jon Thulstrup, dass er in seiner Dissertation das Augenmerk auf die Basis der Minderheit richte und dabei eine Einteilung in Generationen vornehme, was bislang so nicht geschehen sei.

 

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