Prozess gegen Soldat

KSK: Umgang mit Munition auch Vertrauenssache

KSK: Umgang mit Munition auch Vertrauenssache

KSK: Umgang mit Munition auch Vertrauenssache

dpa
Leipzig
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Bundeswehrsoldaten der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) trainieren den Häuserkampf und eine Geiselbefreiung. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Mit Munition wurde beim Kommando Spezialkräfte (KSK) nicht gespart. Das System auch auf Vertrauen. Gerechtfertigt war dies aber wohl nicht immer, wie die Erkenntnisse in einem Leipziger Prozess zeigen.

Im Prozess um das Waffenversteck eines Elitesoldaten aus Sachsen hat ein Offizier Unregelmäßigkeiten bei der Munitionsausgabe während Gefechtsübungen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) eingeräumt.

Es habe Schießen gegeben, bei denen die vorgeschriebene Trennung zwischen dem Leitenden der Übung und dem Herausgeber der Munition augenscheinlich nicht erfolgt sei, sagte am Freitag ein Oberstleutnant des KSK als Zeuge vor dem Landgericht Leipzig. Bei speziellen Gefechtsübungen, die über Stunden und auch Tage gingen, habe sich jeder Soldat so viel Munition genommen, wie er zu brauchen glaubte.

Das System habe auch auf Vertrauen basiert und in der Verantwortung des Leitenden der Schießübungen gelegen, der sich an die Vorschriften zu halten habe. Alle Soldaten seien aber darüber belehrt worden, dass Verstöße mit Freiheitsstrafen geahndet werden können. Geheime Munitionskisten habe es seiner Kenntnis nach nicht gegeben, betonte der 44-Jährige, der aber erst seit 2019 in der Einheit tätig ist.

Ein 46 Jahre alter Elitesoldat der Spezialeinheit muss sich wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz verantworten. Bei einer Durchsuchung seines Grundstücks in Collm (Landkreis Nordsachsen) hatten die Ermittler im vergangenen Mai unter anderem zwei Kilogramm professionellen Sprengstoff sowie Schriften mit rechtsextremen Inhalten entdeckt. Zudem hatte der Soldat im Garten mehrere Tausend Stück Gewehr- und Pistolenmunition, ein Sturmgewehr AK47, eine Armbrust, eine Nebelhandgranate sowie Schusswaffen und Waffenteile vergraben. Der Angeklagte war jahrelang Leitender bei Schießübungen des KSK.

Der Zeuge - als Offizier beim KSK für Waffenbewirtschaftung zuständig - betonte, dass die Gefechtsübungen beim KSK deutlich komplexer gewesen seien als bei herkömmlichen Schießübungen der Bundeswehr. So sei sehr viel mehr Munition verschossen worden, bei einwöchigen Übungen auch schon mal im sechsstelligen Bereich. Anschließend sei nicht überprüft worden, wie viel jeder einzelne Soldat verschossen hatte. Der Oberstleutnant betonte, dass ihm keine geheimen Munitionskisten bekannt seien.

Der Fall ist auch politisch brisant, nachdem bekannt geworden war, dass die Elitesoldaten von März bis Mai vergangenen Jahres gehortete oder womöglich auch gestohlene Munition abgeben konnten, ohne dass Konsequenzen drohten. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) prüft wegen der Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Munition beim Kommando Spezialkräfte (KSK) ein gerichtliches Disziplinarverfahren gegen den Kommandeur. Dieser hatte die straffreie Sammelaktion für Munition am 1. April 2020 eigenständig durch mündlichen Befehl angeordnet.

Nach Angaben des Oberstleutnants vom Freitag wurden dabei mehr als
50.000 Munitionsartikel abgegeben. Erkenntnisse, woher diese stammen, gebe es aber nicht. Zudem seien die abgelieferten Artikel zuvor beim KSK nicht als Differenz aufgetaucht und somit nicht vermisst worden. Ein großer Anteil der Munition sei auch alt gewesen.

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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