Musik

Der Husumer Philipp Rubach ist Rapper – und Bademeister

Der Husumer Philipp Rubach ist Rapper – und Bademeister

Der Husumer Philipp Rubach ist Rapper – und Bademeister

Frank Spyra/shz.de
Husum
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Über Umwege ist Philipp Rubach nun wieder in Nordfriesland. Anfang August tritt der Husumer Rapper bei den Hafentagen auf. Foto: Frank Spyra

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Wenn er in Badeshorts seine Runden um die Becken des Erlebnisfreibads Bredstedt dreht – um keinen Spruch verlegen und als Oberbekleidung häufig nur die Sonnenbrille –, könnte man Philipp Rubach für das Stereotyp eines Bademeisters halten. A...

„Wer ist denn hier der Bademeister?“, fragt das kleine Mädchen in die Männergruppe, die neben dem Aufsichtshäuschen unter einem Schirm im Freibad Bredstedt vor der Sonne Schutz sucht. „Sitzt vor dir“, antwortet einer von ihnen ohne eine Mine zu verziehen. Der Mann mit der Sonnenbrille, den strohblonden Haaren und dem ziemlich breiten Kreuz ist Philipp Rubach. Aber der Husumer ist nicht nur das. Er ist auch Musiker.

Ein Leben für die Musik – und das Wasser

Und das nicht seit gestern. „Mit fünf habe ich angefangen, Gitarre zu spielen“, erzählt der 27-Jährige rückblickend. Heute spielt er auch noch Klavier und Schlagzeug. Auch die Beats einiger seiner Songs hat er selbst produziert. Seit mehr als 20 Jahren führt Rubach also ein Leben mit der Musik. Sein zweites Standbein steht fest im Wasser. Rubach ist gelernter Rettungsschwimmer, auch seine Arbeit als Bademeister ist mehr als nur ein Job für ihn.

Rubach oder Planet Nox, wie er auf der Bühne heißt, sitzt ein paar Tage später nicht am Beckenrad, sondern in einem Café im Husumer Hafen. Sein bisher erfolgreichster Song heißt „Junge aus dem Norden“ und hat bei Youtube mehr als 100.000 Klicks.

Regen prasselt in dicken Tropfen auf die kurzerhand umfunktionierten Sonnenschirme. „Ende 2018 bin ich nach Bern in der Schweiz gegangen“, erzählt er. Dort habe er seinen jetzigen Produzenten, Ben Mühlethaler, kennengelernt. Mit ihm kam die Reichweite. Heute findet man Planet Nox bei Youtube, Spotify, auf Twitter und Facebook.

Freiwilliges Exil in der Schweiz

Warum in die Schweiz? „Ich hatte einige Jobs hier im Norden – als Trockenbauer zum Beispiel. Schwere, körperliche Arbeit, keine Zeit für die Musik. Ich habe mich wie ein Roboter gefühlt.“ Ein Tapetenwechsel wurde nötig. Die Tapete war dann rot mit einem weißen Kreuz drauf, weil sein Bruder bereits in Bern lebte.

Er fand einen Job in einem Sicherheitsunternehmen. „Dort haben wir Knackis oder Psychiatrieinsassen bewacht, wenn die beispielsweise ins Krankenhaus mussten.“ Auch in einer Anlaufstelle für Drogenabhängige war Rubach tätig.

Ein Erlebnis blieb ihm besonders in Erinnerung. Rubach und seine Kollegen mussten einen Insassen in Isolationshaft verbringen. „Ich war der letzte an der Tür, bevor sich der Riegel schloss. Der Mann war ein Schwerverbrecher. Aber den Blick, den er mir durch den Sehschlitz zuwarf, vergesse ich nie. Ich hatte Mitleid.“ Für Rubach spielt beides eine Rolle: sich behaupten und den eigenen Weg finden, sich ausdrücken und Zugehörigkeit erfahren.

Zurück an die Waterkant: Planet Nox wieder in Nordfriesland

Und warum wieder gen Heimat? „Ich hatte Heimweh nach der Nordsee, nach meiner Familie, nach dem ganzen Nordfriesland-Vibe“, sagt er. Wieder: suchen und finden, Sehnsucht und Heimweh – immer im Wechsel wie Ebbe und Flut, aber doch eins – wie die Nordsee. Auch musikalisch habe er jetzt seine Heimat gefunden: zwischen Rap und Pop. „Super, danke. Das ist lieb“, sagt er der Kellnerin, die Pommes und Cola serviert und den Gedanken unterbricht.

„Ich bin kein Justin Bieber, der in Los Angeles auf einer Treppe sitzt, bis irgendjemand vorbeikommt und sagt: Dich will ich“, sagt Rubach. Er glaube nicht daran, plötzlich entdeckt zu werden. „Dafür gibt es in Nordfriesland nicht genügend Treppen.“ Er müsse sich seine Brötchen verdienen, für seine Musik arbeiten. Deswegen auch der Job als Bademeister. Auch hier schließt sich ein Kreis. Badleiter Bernd Ingwersen brachte Rubach einst das Schwimmen bei.

Was ist denn besser, das Studio oder der Live-Auftritt? „Es ist beides mega-geil. Die Konzentration im Studio, aber auch die Stimmung vor den Fans.“ Die sieht er Anfang August wieder. Am 6. tritt er bei den Husumer Hafentagen auf, der Junge aus dem Norden.

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