Landtagswahl 2022 in SH

Wegen Überhangmandaten: Der Kieler Landtag droht größer zu werden

Wegen Überhangmandaten: Der Kieler Landtag droht größer zu werden

Wegen Überhangmandaten: Der Kieler Landtag könnte wachsen

SHZ
Kiel
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Ab Sonntag noch mehr Abgeordnete? Der Landtag in Kiel. Foto: Petra Nowack via www.imago-images.de Foto: 90037

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Schon jetzt sitzen mehr Abgeordnete in Schleswig-Holsteins Parlament als vorgesehen, doch am Sonntag könnte ihre Zahl weiter steigen. Zudem steht ein spannender Wahlabend bevor – mit vielen Koalitionsoptionen.

Schleswig-Holsteins Landtag droht nach der Wahl am Sonntag weiter zu wachsen und seine Regelgröße von 69 Abgeordneten deutlich zu überschreiten. Schon jetzt hat das Parlament an der Kieler Förde 73 Sitze und damit 4 mehr als vorgesehen – doch künftig werden es womöglich sogar 79.

Das ergibt sich aus Berechnungen von shz.de anhand der jüngsten Umfragen von ARD und ZDF sowie den aktuellen Wahlkreisprojektionen des Berliner Internet-Portals Wahlkreisprognose.de. Dabei haben wir die im Landeswahlgesetz verankerte Sitzzuteilung nach dem Höchstzahlverfahren von Saint Laguë zugrunde gelegt.

Laut Prognose gewinnen SPD und Grüne nur je einen Wahlkreis

Laut Wahlkreisprognose.de gewinnt die in beiden Umfragen mit 38 Prozent weit vorn liegende CDU gleich 33 der 35 Wahlkreise im Land. Nur zwei Wahlkreise gehen demnach an die Konkurrenz – einer an die SPD und einer an die Grünen. Das würde dazu führen, dass die CDU zusätzlich zu den 28 Sitzen, die sie laut den Umfragen von ARD und ZDF aufgrund ihres Stimmenanteils erhält, weitere 5 Sitze bekommt, sogenannte Überhangmandate.

Die erhält eine Partei immer dann, wenn sie in den Wahlkreisen mehr Mandate direkt gewinnt, als ihr nach prozentualem Zweitstimmenanteil zustehen. Die anderen Parteien erhalten dann Ausgleichsmandate, um das proportionale Kräfteverhältnis wiederherzustellen. In diesem Fall wären das insgesamt ebenfalls 5. So wüchse der Landtag auf 79 Sitze (siehe Grafik).


CDU hätte ein Problem – nur 8 von 33 Abgeordneten wären Frauen

Für die CDU brächte ein Sieg in 33 der 35 Wahlkreise allerdings auch ein Problem mit sich: Nur 8 der 33 Abgeordneten wären Frauen – die Fraktion würde weiterhin von Männern dominiert. Daran könnte auch die abwechselnd mit Männern und Frauen besetzte CDU-Liste nichts ändern: Sie käme wie schon bei der Wahl vor fünf Jahren gar nicht zum Zuge, weil alle CDU-Mandate bereits an Wahlkreissieger gegangen sind.

Weiterlesen: Die CDU in Schleswig-Holstein hat ein Frauenproblem

Außerdem zeigen die Berechnungen, dass der Wahlabend spannend werden könnte: Während eine schwarz-grüne oder große Koalition sowohl laut ARD- als auch laut ZDF-Umfrage locker zustande kommen könnte, wäre es bei Schwarz-Gelb knapp. Nur laut der ARD-Prognose wären CDU und FDP in der Lage, eine gemeinsame Regierung bilden, mit einer Mehrheit von 41 zu 38 Sitzen. Der ZDF-Prognose zufolge wäre das dagegen nicht möglich, weil beide Parteien zusammen nur 39 Sitze bekämen. Dann würde es nur reichen, wenn auch der SSW mit ins Boot käme.

Fliegt die AfD raus, wäre auch eine Ampel rechnerisch möglich

Sollte die AfD an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, wäre zudem auch eine Ampelkoalition wie in Berlin rechnerisch machbar. Für eine Küstenampel aus SPD, Grünen und SSW wie von 2012 bis 2017 würde es aber auch dann nicht reichen.

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