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Bau von Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen rückt näher

Bau von Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen rückt näher

Bau von Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen rückt näher

dpa
Kiel/Berlin (dpa/lno) -
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Eine Wiese in der Gemeinde Norderwöhrden bei Heide. Foto: Christian Charisius/dpa

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Zweifel waren gewachsen, doch nun gibt es positive Signale: Der Konzern Northvolt unternimmt weitere Schritte zum Bau einer Batteriefabrik in Dithmarschen. Tausende neue Arbeitsplätze sollen mit Milliardeninvestitionen entstehen. Das letzte Wort...

Durchbruch für das größte Industrievorhaben in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten: Mit Unterstützung von Bund und Land treibt der schwedische Konzern Northvolt den Bau einer großen Batteriezellfabrik für Elektroautos in Heide (Kreis Dithmarschen) zügig voran. Die Förderung stehe noch unter Vorbehalt der Genehmigung durch die EU-Kommission, teilten Bundeswirtschaftsministerium, Landesregierung und Northvolt am Freitag mit.

«Im Fall von Northvolt wird die Förderung eine milliardenschwere private Investition freisetzen, die 3000 direkte Arbeitsplätze in Heide und Tausende weitere in der umliegenden Industrie und im Dienstleistungssektor schaffen wird», hieß es in der Mitteilung. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem Durchbruch für die Ansiedlung der sogenannten Gigafabrik. «Das ist für uns ein bedeutender Schritt hin zu dem Ziel, erstes klimaneutrales Industrieland 2040 zu werden.» Ziel ist, dass 2026 die ersten Batteriezellen die Fabrik verlassen.

Das jährliche Produktionsvolumen nach Hochlauf der Fabrik soll 60 Gigawattstunden betragen und rund eine Million Elektrofahrzeuge mit Batteriezellen aus deutscher Produktion versorgen. «Wir sind dankbar für alle Bemühungen, die bisher von der Bundesregierung, der schleswig-holsteinischen Landesregierung, der EU-Kommission und lokal in Dithmarschen unternommen wurden», sagte Northvolt-Chef Peter Carlsson laut Mitteilung. «Mit diesem Engagement der Bundesregierung im Rücken hat Northvolt beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau in Heide zu gehen.»

Carlsson hatte noch vor einiger Zeit signalisiert, der Bau in Heide könnte sich verzögern. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA. Deshalb könnte sich das Unternehmen zunächst dort ansiedeln. Als Investitionsvolumen für Heide waren bis zu 4,5 Milliarden Euro genannt worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur prüft Northvolt nun, zwei Bauprojekte in Angriff zu nehmen. Zur Auswahl stehen neben Heide Standorte in den USA und Kanada.

Northvolt will die Vorbereitungen für den Bau in Schleswig-Holstein vorantreiben und die endgültige Baugenehmigung einholen. Alle Beteiligten streben laut Mitteilung an, diese Voraussetzungen in diesem Jahr zu erfüllen, damit die Bauarbeiten beginnen können. Northvolt hatte Standortvorteile der Westküste betont. Dort wird an Land und auf dem Meer viel Windstrom erzeugt - den die Fabrik in großen Mengen benötigt.

Für das Vorhaben wird eine Förderung auf Basis des «Temporary Crisis and Transition Framework» (TCTF) vorbereitet. Dies ist der beihilferechtliche Rahmen, den die EU-Staaten bei der Ausgestaltung ihrer Fördermaßnahmen nutzen können. Sollte die EU-Kommission die Finanzierung genehmigen, wird der TCTF erstmals in Deutschland angewandt. Bundesregierung und EU-Kommission seien in ersten konstruktiven Gesprächen, hieß es.

Es sei großartig, dass die EU mit dem TCTF den Weg für die Ansiedlung eröffnet und in kürzester Zeit eine Antwort auf neue US-Subventionen gegeben habe, sagte Günther. Günther rechnet in etwa einem halben Jahr mit der endgültigen Entscheidung. Zur Höhe des Fördervolumens lasse sich noch keine Aussage treffen. «Wir müssen abwarten, was auf europäischer Ebene entschieden wird.» Die schwarz-grüne Landesregierung habe im Haushalt einen Landesteil von 50 Millionen Euro bereitgestellt.

Deutschland könne sich auf eines der wichtigsten Leuchtturmprojekte der Energie- und Verkehrswende freuen, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). «Mit dem neuen TCTF hat die EU-Kommission einen klaren Weg zur Sicherung wichtiger industrieller Investitionen in Europa in grüne Schlüsseltechnologien eröffnet.» Günther dankte den Gemeindevertretern vor Ort und der Bundesregierung für deren Unterstützung, insbesondere Habeck. «Ohne sein beherztes Handeln auch innerhalb der Bundesregierung wäre es nicht möglich gewesen.»

Grünen-Bundeschef Omid Nouripour sprach von einer Bestätigung für den Standort Deutschland. «Die Batterien des Unternehmens für Elektroautos und Energiespeicher sind eine Schlüsseltechnologie für den klimagerechten Umbau unserer Wirtschaft.» Habeck setze mit der Unterstützung solcher Technologien das klare Signal, dass Deutschland konkurrenzfähig sei.

Große Freude herrschte auch im Landtag: «Das heutige Bekenntnis von Northvolt ist ein historischer Erfolg für die Region Heide sowie den ganzen Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein und zeigt, dass unsere Vision vom klimaneutralen Industrieland zunehmend real wird», meinte CDU-Fraktionschef Tobias Koch. SPD-Kollege Thomas Losse-Müller dankte Habeck. «Mit entschlossenen Subventionen und den Planungen für den Industriestrompreis zeigen sie, dass die Ampel #Industriepoltik kann!», twitterte er.

Die Vorsitzende des DGB Nord, Laura Pooth, sieht den Wirtschaftsstandort gestärkt. «Man kann Schleswig-Holstein nur gratulieren.» Die Landesregierung müsse schnell die Infrastruktur für das Unternehmen und die künftigen Beschäftigten organisieren. «Es gilt, Wohnungen, Straßen, Schulen und Kitas zu bauen. Außerdem braucht die Region dringend neue Bus- und Bahnlinien.»

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