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Bürgerschaft debattiert über steigenden Lehrerbedarf

Bürgerschaft debattiert über steigenden Lehrerbedarf

Bürgerschaft debattiert über steigenden Lehrerbedarf

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer. Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

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Hamburg steht im Vergleich zu einigen anderen Bundesländern gut dar, was den Lehrermangel angeht. Doch die Schülerzahlen steigen, ebenso der Lehrerbedarf. Wie er gedeckt werden kann, darüber streitet die Bürgerschaft.

Bildungssenator Ties Rabe (SPD) ist in der Hamburgischen Bürgerschaft Vorwürfen der Opposition entgegengetreten, Maßnahmen gegen einen Lehrkräftemangel verschlafen zu haben. Im vergangenen Jahr habe es mehr als 21.000 fest verbeamtete oder festangestellte Lehrkräfte an Hamburgs staatlichen Schulen gegeben - rund 30 Prozent mehr als bei seinem Amtsantritt, sagte Rabe am Mittwoch in der Aktuellen Stunde. Um den steigenden Lehrerbedarf zu begegnen und gute Bildung auch in Zukunft zu sichern, wolle der rot-grüne Senat unter anderem die Zahl der Referendariatsstellen erhöhen und Zugänge für Lehramtsstudierende sowie Quereinsteigerinnen und -einsteiger erleichtern.

Vertreterinnen von CDU und Linken kritisierten in der Debatte, dass in Hamburg schon jetzt 268 Vollzeitstellen nicht besetzt werden könnten. Über die Hälfte davon entfalle auf Stadtteilschulen - besonders in sozialen Brennpunkten und am Stadtrand sei die Besetzung schwierig, hieß es.

Die Bildungsexpertin der CDU, Birgit Stöver, bezeichnete die vom Senat geplanten Maßnahmen zudem als unkonkret: «Einzig konkret und wirklich motivierend für die jungen Leute ist die Erhöhung des Gehaltes.» Diese Maßnahme, nach der in Hamburg künftig Lehrkräfte an allen Schularten gleich bezahlt werden sollen, sei gerecht und angemessen, aber längst beschlossen und nicht neu. Ihre Partei begrüße, «dass der Lehrermangel jetzt endlich angegangen wird, aber die Vorschläge kommen zu spät und bleiben zu vage.»

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, betonte, dass die Lehrkräfteausbildung an Hochschulen für langfristige und nachhaltige Lösungen zentral sei. Eine Anfrage ihrer Fraktion habe ergeben, dass die Kapazitäten für Studienplätze in Master-Lehramtsstudiengängen seit 2018 stagnierten. «Statt der benötigten 900 Master-Absolvent:innen waren es in den letzten Jahren meist unter 600.» Es brauche verbindliche, bedarfsdeckende Zielzahlen für Lehramtsabsolventinnen und -absolventen, so die Linkenpolitikerin. «Studienplätze im Lehramt müssen massiv ausgebaut werden.»

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzender der AfD, Alexander Wolf, machte die Zuwanderung für die steigenden Schülerzahlen und damit für die Probleme verantwortlich. Mit Blick auf die Lehrerausbildung warnte er insbesondere davor, bei den Deutsch-Sprachkenntnissen Abstriche zu machen.

Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein bezeichnete die geplanten Maßnahmen rund um den Quereinstieg und die Beschäftigung von pensionierten Lehrkräften als «sinnvoll». Die Maßnahmen würden aber nur das Schlimmste verhindern. «Die bildungspolitischen Herausforderungen werden immer vielfältiger: KI, digitale Fähigkeiten werden in der Schule gefragter.» Dafür sei qualifiziertes Personal notwendig.

Rabe betonte, dass es bislang immer gelungen sei, die jährlich rund 1000 benötigten Lehrkräfte einzustellen. «Das zeigt, wenn man sich Mühe macht, dann geht das.» Der Senat werde bei den Referendariatsstellen jetzt noch einmal «eine Schippe drauflegen», sagte der Senator. «900 Referendare jedes Jahr ist das Ziel». Auch in Zukunft müssten in der Hamburger Schulbildung keine Abstriche gemacht werden. «Wir wollen die Qualität beibehalten, wir wollen die Ganztagsangebote beibehalten und wir wollen die kleinen Klassen beibehalten.»

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