Schleswig-Holstein & Hamburg

Bürgerschaft erklärt epidemische Notlage

Bürgerschaft erklärt epidemische Notlage

Bürgerschaft erklärt epidemische Notlage

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Die Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft sitzen während einer Sitzung im Saal. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

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In Hamburg erreicht die Corona-Pandemie neue Höchststände. Um schärfere Maßnahmen ergreifen zu können, braucht der Senat die Feststellung der pandemischen Notlage. In der Bürgerschaft gibt es dafür eine große Mehrheit.

Angesichts deutlich steigender Corona-Zahlen hat die Hamburgische Bürgerschaft am Mittwoch die epidemische Notlage für die Stadt erklärt. Der Schritt wurde formell nötig, da die neue Bundesregierung die epidemische Lage von nationaler Tragweite Ende November hatte auslaufen lassen - und damit die Möglichkeiten des Senats im Kampf gegen die Pandemie stark eingeschränkt waren.

Der gemeinsame Antrag von SPD, Grünen und CDU, die Notlage für Hamburg zu erklären, erhielt breite Zustimmung. Nur die AfD votierte in namentlicher Abstimmung dagegen, die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein enthielt sich.

Mit der Erklärung der Notlage können von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossene Maßnahmen umgesetzt werden. In Hamburg wird so unter anderem an Silvester ein An- und Versammlungsverbot sowie ein Feuerwerksverbot an besonders publikumsträchtigen Plätzen möglich.

Im Wesentlichen gehe es darum, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und «einschneidende Maßnahmen im Falle eines Falles ergreifen zu können», sagte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD).

«Wir möchten als CDU-Fraktion dies nicht als Persilschein verstanden wissen», sagte der Gesundheitsexperte Stephan Gamm. Auch kritisierte er das Tempo bei den Booster-Impfungen. «Hamburg hätte schon deutlich mehr erreichen können.»

Der Gesundheitsexperte der Linksfraktion, Deniz Celik, monierte, dass der rot-grüne Senat an den sechs Monaten Abstand zwischen Zweit- und Booster-Impfung festhalte - damit «würgt er unnötig die Impfkampagne ab». Zudem seien nicht rechtzeitig flächendeckend Impfangebote geschaffen worden.

Die AfD griff den rot-grünen Senat auch wegen der seit Mittwoch geltenden Maskenpflicht bei Demonstrationen scharf an. «Das ist ein ganz schwaches Bild für die Demokratie. Wir fürchten, der Maskenzwang führt dazu, Demonstrationen aufzulösen», sagte Fraktionschef Dirk Nockemann. Generell werde durch die Corona-Maßnahmen «unmoralischer und unethischer Druck auf Ungeimpfte» ausgeübt.

Die Maskenpflicht sei auch bei den seit Wochen stattfindenden Demonstrationen Tausender Impfgegner in Hamburg eine angemessene Auflage, sagte Grünen-Fraktionschefin Jennifer Jasberg. «Dem irrationalen Verhalten von ein paar Tausend, zumeist angereisten Menschen, stehen mittlerweile knapp drei Millionen Entscheidungen für solidarisches Verhalten in der Stadt gegenüber. Denn: So oft wurde in Hamburg bereits eine Entscheidung für eine Impfung getroffen.»

Unterdessen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen mit 283,7 auf einen neuen Höchststand. 994 neu nachgewiesene Ansteckungen kamen am Mittwoch in der Hansestadt hinzu. Seit Februar 2020 haben sich in der Hansestadt mindestens 125 148 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Davon gelten 108 300 nach RKI-Schätzungen als genesen. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus in Hamburg gestorben sind, erhöhte sich um 3 auf 1929.

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