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Corona-Inzidenz steigt weiter: Impfen lassen!

Corona-Inzidenz steigt weiter: Impfen lassen!

Corona-Inzidenz steigt weiter: Impfen lassen!

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Peter Tschentscher (SPD) spricht. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

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In keinem anderen Bundesland ist die Sieben-Tage-Inzidenz so hoch wie in Hamburg. Wer sich weiter nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen will, muss sich nun auf mehr Tests einstellen - und diese vom 11. Oktober an auch bezahlen.

Angesichts einer Beinahe-Verdopplung der Sieben-Tage-Inzidenz binnen einer Woche in Hamburg hat Bürgermeister Peter Tschentscher die Menschen einmal mehr eindringlich aufgefordert, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. «Bund und Länder sind sich einig, dass der weitere Verlauf der Pandemie, die Infektionszahlen, das, was möglicherweise noch auf uns zukommt, jetzt sehr, sehr stark von der Impfaktivität, von den Impfquoten abhängt», sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Hamburg im Anschluss an die Ministerpräsidentenkonferenz. Alle, die das könnten, sollten jetzt unbedingt ein Impfangebot annehmen.

Wer das nicht mache, müsse sich künftig häufiger etwa bei Restaurantbesuchen, bei Veranstaltungen oder beim Sport im Innenbereich testen lassen. «Für Nichtgeimpfte müssen wir diese Testpflicht aufrechterhalten in Hamburg beziehungsweise einführen dort, wo es sie derzeit nicht gibt.» Tschentscher wies auch darauf hin, dass der Bund am 11. Oktober das Angebot kostenloser Bürgertests beende. Kostenlos können sich dann nur noch Menschen testen lassen, für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt - etwa Schwangere oder unter 18-Jährige.

Dann würden Bund und Länder neben der Inzidenz unter anderem auch die Impfquote, die Zahl der schweren Erkrankungen und die Belastung des Gesundheitswesens genau beobachten, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen. «Es wird darauf hinauslaufen, dass es dann, wenn die jetzigen Anstrengungen nicht ausreichen, Beschränkungen vor allem für Ungeimpfte geben wird», sagte Tschentscher. Dieser Konsequenz müssten sich diese bewusst sein.

Laut Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) wurden am Dienstagvormittag in Hamburg 19 Corona-Fälle intensivmedizinisch behandelt, darunter zwölf Menschen, die invasiv beatmet werden mussten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden bis einschließlich Montag fast 983 000 Menschen und damit 53,2 Prozent der Hamburger vollständig geimpft. Eine Erstimpfung haben gut 1,2 Millionen Hamburger (65,2 Prozent) bekommen.

Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen kletterte am Dienstag nach Angaben der Gesundheitsbehörde auf 69,1. Vor einer Woche lag sie noch bei 35,8, am Montag bei 63,6. Nach einer anderen Berechnungsmethode des RKI liegt Hamburg bei der Sieben-Tage-Inzidenz bei 59,4. Das ist im Ländervergleich der bundesweit mit Abstand höchste Wert. Schuld daran seien vor allem die Reiserückkehrer und die schlechte Einreiseverordnung des Bundes, sagte Tschentscher. Diese sei erst zum August verbessert worden, was Hamburg und Schleswig-Holstein wegen des frühen Endes der Sommerferien aber nichts mehr nütze.

Die AfD in der Hamburgischen Bürgerschaft sprach von einer Impfpflicht durch die Hintertür. Die Beschlüsse führten zu einer Spaltung der Gesellschaft, sagte Fraktionschef Dirk Nockemann. Auch die Linken zeigten sich unzufrieden. Statt Corona-Tests kostenpflichtig zu machen, sollten die Menschen etwa mit Sonderurlaub zu einer Impfung animiert werden. «Studien zeigen, dass Belohnungen ein wirksames Mittel sind, um die Impfbereitschaft zu erhöhen», sagte der Linken-Gesundheitsexperte Deniz Celik.

Handelskammer-Präses Norbert Aust forderte einheitliche Regeln für die Hamburger Wirtschaft - gerade im eng verflochtenen Wirtschaftsraum Norddeutschland. «Dabei sollte Geimpften und Genesenen schnellstmöglich einen Weg zurück zur Normalität in allen Bereichen wie den Besuch von Veranstaltungen, Restaurantbesuche, beim Einkauf und beim Reisen ermöglicht werden. Nur so können sich auch diese Branchen schnell erholen.»

Wegen der hohen Infektionszahlen dürfen nun noch weniger Besucher gleichzeitig auf den Hamburger Sommerdom. Die Zahl sei vorsorglich von 9500 auf 7500 Menschen reduziert worden, sagte eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Besucher müssen sich für den Dom vorab ein kostenloses Drei-Stunden-Zeitfenster-Ticket buchen. Bei dem Volksfest auf dem Heiligengeistfeld gelten Maskenpflicht sowie Abstands- und Hygieneregeln. Besucher müssen geimpft, genesen oder getestet sein.

Im zentralen Impfzentrum in den Messehallen gab es unterdessen am letzten Tag der Erstimpfungen noch einmal Andrang. Bis zum frühen Nachmittag seien bereits 4500 Erstimpfungen verabreicht worden, sagte der ärztliche Leiter des Zentrums in den Messehallen, Dirk Heinrich. «Die Halle ist voll.» Impfwillige müssten eine knappe Stunde Wartezeit einkalkulieren. «Das sieht nach einem richtig gut gefüllten Tag heute aus mit 7500, vielleicht 8000 Impfungen.»

Das Impfzentrum wird Ende des Monats geschlossen. Ab Mittwoch werden dort nur noch Zweitimpfungen verabreicht. Erstimpfungen sind aber weiterhin in diversen Krankenhäusern, bei Impfaktionen durch mobile Teams in den Bezirken sowie bei Haus- und Betriebsärzten möglich.

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