Pandemie

Corona-Inzidenz über 1000: Kritik an Bürgertest-Verordnung

Corona-Inzidenz über 1000: Kritik an Bürgertest-Verordnung

Corona-Inzidenz über 1000: Kritik an Bürgertest-Verordnung

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Einem Jugendlichen wird ein Nasenabstrich für einen Corona-Test entnommen. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild

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Trotz neuer Gebühr rechnet die KVSH nicht mit weniger Bürgertests. Die neue Verordnung sei nicht vermittelbar. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland wieder eine vierstellige Corona-Inzidenz.

Als derzeit einziges Bundesland hat Schleswig-Holstein bei der Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen wieder den Wert 1000 überschritten. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag hervor. Nach Angaben der Landesmeldestelle (Stand Mittwoch 18.08 Uhr) lag die Zahl der registrierten Neuinfektionen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner binnen sieben Tagen zuletzt bei 1032,8. Im Frühjahr hatte sie länger über 1000 gelegen, seit dem 29. April dann immer darunter.

Am Mittwoch wurden 6800 neue Corona-Fälle gemeldet, eine Woche zuvor waren es 5057. In den Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge 411 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus behandelt. Vor einer Woche waren es 329. Auf einer Intensivstation lagen 29 Corona-Patienten - nach 20 am Mittwoch zuvor. Von ihnen wurden 15 beatmet; etwa doppelt so viele wie zu Monatsbeginn.

Die Inzidenz liefert aber kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Unterdessen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) die neue Verordnung für Bürgertests scharf kritisiert. «Wir gehen nicht davon aus, dass die Testmenge zurückgeht, weil die Anspruchsberechtigung, ein Ausnahmefall zu sein, letztlich von jedem Bürger geltend gemacht werden kann», sagte die Vorstandsvorsitzende Monika Schliffke der Deutschen Presse-Agentur. «Die Testverordnung des Bundes ist intransparent, nicht vermittelbar und öffnet Manipulationen Tür und Tor.»

Der Bund hatte entschieden, dass es ab Ende Juni keine kostenlosen Bürgertests in Teststellen und Apotheken mehr für alle geben soll. Gratis bleiben die Schnelltests nur für bestimmte Risikogruppen - in der Regel werden von diesem Donnerstag an aber je drei Euro aus eigener Tasche fällig.

Im Juni wurden laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung in Schleswig-Holstein bislang bereits knapp 1,5 Millionen Bürgertests gemeldet, nach knapp 2,4 Millionen im Mai. Die Kosten gab der Verband mit rund 17 Millionen Euro für Juni und 27,3 Millionen für Mai an.

Bereits am Mittwoch hatte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein angekündigt, wegen einer Zunahme der Corona-Fälle in der Belegschaft Stationen zu schließen. Es könne zu Wartezeiten und Einschränkungen in der Versorgung planbarer, nicht verschiebbarer Eingriffe kommen. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) sprach von einer landesweit angespannten Lage in Kliniken. Sie rief dazu auf, bei einer Coronaerkrankung auch nach der fünftägigen verpflichtenden Isolation zu Hause zu bleiben, wenn ein Selbsttest weiterhin positiv ist oder wenn noch Symptome vorliegen.

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