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Encrochat-Daten führen zu rund 300 Ermittlungsverfahren

Encrochat-Daten führen zu rund 300 Ermittlungsverfahren

Encrochat-Daten führen zu rund 300 Ermittlungsverfahren

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Die Entschlüsselung des von Kriminellen genutzten Encrochat-Netzwerkes durch französische Ermittler stellt die Hamburger Polizei und Staatsanwaltschaft vor enorme Herausforderungen. Der Senat beschloss darum am Dienstag, 52 neue Stellen bei den Ermittlungsbehörden schaffen. 28 davon sollen bei Gerichten und Staatsanwaltschaften entstehen, weitere 34 temporär bei der Polizei, wie Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) erklärte. Für die Personalaufstockung sollen neun Millionen Euro bereitgestellt werden.

Die verschlüsselten Handys, die App und die Chats des Kommunikationsdienstleisters Encrochat waren vor allem von Kriminellen für den Waffen- und Drogenhandel genutzt worden. Im vergangenen Jahr war es französischen Behörden gelungen, den Code zu knacken.

Europol habe Millionen geheimer Nachrichten abschöpfen können, hieß es. Dabei gehe es etwa um den Schmuggel von Kokain im Tonnenbereich. «Die Dimensionen sind atemberaubend», sagte Gallina. Die Datensätze, die an die Hamburger Behörden übermittelt wurden, hätten bislang zu rund 300 Ermittlungsverfahren bei Staatsanwaltschaft und Polizei geführt. In 50 Fällen sei bereits Anklage erhoben worden. Nach Angaben von Innensenator Andy Grote (SPD) wurden 255 Wohnungen durchsucht und 117 Haftbefehle vollstreckt. Die Ermittler hätten Geld im zweistelligen Millionenbereich sichergestellt.

Die 71-köpfige «BAO Hammer» (Besondere Aufbauorganisation) beim Landeskriminalamt solle nun verstärkt werden. «Das, was wir jetzt auf dem Tisch liegen haben, wird uns über Jahre beschäftigen», sagte Grote. Inzwischen sei mit Sky ECC bereits ein weiteres Krypto-Netzwerk geknackt worden. Das LKA habe hier eine einzigartige Chance für Ermittlungen, auch gegen die Hintermänner des organisierten Verbrechens. «Man kann sagen: Wir stehen jetzt wirklich am Teich mit den großen Fischen, die Netze sind ausgeworfen und jetzt wollen wir sie auch an Land ziehen», sagte der Innensenator.

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Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
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