Schleswig-Holstein & Hamburg

Ermittlungen wegen Störung von Vortrag in Gedenkstätte

Ermittlungen wegen Störung von Vortrag in Gedenkstätte

Ermittlungen wegen Störung von Vortrag in Gedenkstätte

dpa
Ahrensbök (dpa/lno) -
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Polizei und Staatsanwaltschaft Lübeck ermitteln wegen der Störung eines Online-Vortrags zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus durch sechs mutmaßliche Rechtsradikale. Der Vorfall habe sich am 27. Januar während des Vortrags des Historikers und Zeitzeugen Jörg Wollenberg ereignet, teilte der Leiter der Gedenkstätte Ahrensbök (Kreis Ostholstein), Sebastian Sakautzki, im Internet mit. Zuvor hatte der «Ostholsteiner Anzeiger» berichtet.

Neben Schmierereien seien auch Hakenkreuze in die Kameras gehalten worden, sagte Sakautzki der Zeitung. Die Unbekannten hätten «Heil Hitler» skandiert und im Hintergrund Aufnahmen von Neonazi-Aufmärschen gezeigt. Aufgrund der Berichterstattung sei ein Ermittlungsvorgang gegen unbekannt eingeleitet worden, teilte Oberstaatsanwalt Christian Braunwarth am Dienstag mit.

Nach seinen Angaben kommt wegen des Zeigens des Hitler-Grußes ebenso wie für die Darstellung von Kennzeichen ehemaliger nationalsozialistischer Organisationen der Tatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (Paragraf 86a Abs. 1 StGB) in Betracht. Derartige Taten können mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (BGSH) und die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein (LAGSH) reagierten am Dienstag empört auf die Störung. «Wir wenden uns mit Nachdruck gegen diesen Versuch der Verhinderung des Gedenkens der NS-Opfer und unterstützen die Gedenkstätte Ahrensbök und ihren Trägerverein in jeder Hinsicht», teilten der Vorstandsvorsitzende der BGSH, Gerhard Fouquet, und die Vorstandsvorsitzende der LAGSH, Uta Körby, mit.

Sie appellierten an den Kreis Ostholstein und die Landesregierung, der Gedenkstätte Ahrensbök Schutz und Unterstützung zu gewähren. «Dieser für Schleswig-Holstein im Feld der Erinnerungskultur einzigartige Vorfall macht erneut deutlich, wie verroht und demokratiefeindlich der rechtsextreme Rand der Gesellschaft agiert.»

Der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gegen Rechtsextremismus, Tobias von Pein, nannte die Störung des Vortrags «ekelerregend». Er erwarte, dass die Behörden in aller Entschiedenheit vorgehen. «Die SPD steht fest an der Seite der Gedenkstätte Ahrensbök und von Prof. Wollenberg.»

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