Wirtschaftspolitik

Familienunternehmen offen für Zweitauflage von Jamaika

Familienunternehmen offen für Zweitauflage von Jamaika

Familienunternehmen offen für Zweitauflage von Jamaika

dpa
Eckernförde (dpa/lno) -
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Rüdiger Behn, Geschäftsführer der Waldemar Behn GmbH, steht in einer Lagerhalle seines Unternehmens. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Sind die Grünen ein rotes Tuch für die Wirtschaft? Da hat sich auch im Norden einiges geändert. Der Verband der Familienunternehmer lobt Anstrengungen von Jamaika, wünscht sich aber auch mehr Tempo, weniger Bürokratie und kräftige Impulse zu...

Die Familienunternehmer in Schleswig-Holstein könnten sich gut mit einer Zweitauflage der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP arrangieren. «Was gut funktioniert, sollte man fortführen», sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Die Familienunternehmer, Rüdiger Behn, der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Landtagswahl am 8. Mai. «Jamaika hat in Deutschland unter den Landesregierungen die höchste Zustimmung der Bevölkerung.» Trotz Wahlkampf arbeite die Regierung ohne großes Parteiengezänk.

«Wir hatten uns sehr gefreut, als Jamaika 2017 das Ziel verkündete, den Norden zum mittelstandsfreundlichsten Bundesland zu machen», sagte Behn, der in Eckernförde ein Spirituosenunternehmen leitet. «Allerdings hätten wir ein höheres Tempo etwa bei der Digitalisierung erhofft, wobei die Pandemie da sicher einiges erschwert hat.»

Behn lobte Anstrengungen Jamaikas zur Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und zum Ausbau des Glasfasernetzes für schnelles Internet. Vorrangig für die nächste Zeit seien eine zügige Digitalisierung in Verwaltung und Bildung sowie zur Gewinnung von Fachkräften eine bessere Werbung für den Wirtschaftsstandort.

Im Blick auf die Grünen sagte Behn, diese hätten sich der wirtschaftlichen Realität angenähert. Die Familienunternehmer wiederum wüssten, wie wichtig klassische grüne Themen wie ökologische Nachhaltigkeit sind. «Deshalb sind die Berührungsängste vielleicht nicht mehr so groß.» Auch fänden sich viele junge Leute nur noch bei Grünen und FDP wieder. «Insofern wäre es wichtig, wenn beide Parteien weiter mitspielen, denn die jungen Menschen sind unsere Zukunft.»

Beim Aufbau einer digitalen Verwaltung sei das Land zu langsam, speziell im Vergleich zu Nordeuropa, sagte Behn. Dringend nötig sei auch die Beschleunigung von Verfahren. Baugenehmigungen bräuchten so viel Zeit, dass dies die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gefährde.

Der von Behn geführte Verband umfasst 180 Schleswig-Holsteinische Unternehmen mit meist einigen dutzend Mitarbeitern. Viele seien auf den Weltmärkten erfolgreich, so in Medizintechnik und Ernährungswirtschaft.

Gegen Fachkräftemangel fordert Behn eine Marketing-Offensive. «Schleswig-Holstein muss sich schärfer profilieren und besser zeigen, wie attraktiv es ist, hier zu leben und zu arbeiten.» Nur so könne man Fachkräfte aus Stuttgart, Frankfurt oder Berlin holen und Studenten zum Bleiben motivieren. Benötigt werde auch ein Migrationsgesetz: «Wir müssen Menschen aus dem Ausland herholen.» Besonders gravierend sei der Fachkräftemangel im IT-Bereich, aber auch bei einfachen Tätigkeiten.

Aus Behns Sicht müssten Schüler besser verstehen, was es heißt, Unternehmer zu sein. Dafür müssten sich Schulen und Wirtschaft einander stärker öffnen. Ein gutes Instrument seien Schülerpraktika; diese allein reichten aber nicht.

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