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Flensburger Werft zufrieden mit Jahr 2021
Flensburger Werft zufrieden mit Jahr 2021
Flensburger Werft zufrieden mit Jahr 2021
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2020 war ein turbulentes Jahr mit leeren Auftragsbüchern, Insolvenz und Kurzarbeit für die seit Jahren angeschlagene, traditionsreiche Flensburger Werft. Nach einem Neustart kämpfte die FSG sich 2021 zurück und übernimmt sogar eine andere Werft.
Nach schwierigen Jahren ist die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) 2021 trotz Corona-Pandemie wieder in ruhigeren Fahrwassern angekommen. «Insgesamt würde ich das Jahr 2021 als gute Entwicklung bewerten», sagte Geschäftsführer Philipp Maracke der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Neustart im Herbst 2020 habe die FSG zwei neue Aufträge gewinnen können. So gab es vor einem Jahr, am 30. Dezember 2020, die erste Kiellegung seit langem. Auftraggeber für die Roro-Fähre ist IVP Invest, ein Unternehmen von Investor Lars Windhorst, der mit seiner Tennor Holding auch Eigentümer der FSG ist.
Der zweite Auftrag über eine Fähre mit Flüssiggas-Antrieb (LNG) wurde im September 2021 mit der australischen Reederei «SeaRoad» abgeschlossen. Im Gegensatz zu dem bereits Kiel gelegten Schiff ist diese Roro-Fähre eine Neuentwicklung. «Der Auftrag gibt uns erst mal ordentlich zu tun für die nahe bis mittlere Zukunft.» Die Ablieferung an «SeaRoad» ist für das vierte Quartal 2023 vereinbart. Der Auftrag hat einen Wert von mehr als 100 Millionen Euro. Zudem sei der Vertrieb an mehreren Projekten dran, von denen zwei schon relativ konkret seien, sagte Maracke.
Vor gut einem Jahr stand es hingegen noch Spitz auf Knopf für die traditionsreiche Werft. Zurück lag ein turbulentes Jahr 2020 mit einer Insolvenz, einem Neustart mit halbierter Mannschaft, leeren Auftragsbüchern und Kurzarbeit. Mittlerweile sind bis auf wenige Ausnahmen alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück. Zudem hat die FSG im Sommer die international renommierte Superjachten-Werft Nobiskrug in Rendsburg gekauft, die im April Insolvenz beantragt hatte. «Wir glauben, dass das eine gute Ergänzung im Produktportfolio ist», sagte Maracke. Nach dem wirtschaftlichen Übergang im August laufe die Zusammenführung. «Ziel ist eine hochgradige Integration der beiden Unternehmen. Wir wollen alle Fachbereiche, die man sinnvoll zusammenlegen kann, zusammenlegen.»
Die Standorte und beide Marken bleiben nach Angaben Marackes erhalten. «Nobiskrug tritt an für Jachten und die FSG für Marineschiffe, Roro- und Ropax-Fähren sowie Behörden- und Spezialschiffe». Die FSG sei europaweit aktiv am Vertrieb von Marineprojekten dran. «Die Strategie, dass wir uns an den Marinemarkt zurückorientieren wollen, wird intensiv verfolgt», sagte Maracke. Die FSG hat rund 360, Nobiskrug rund 280 Mitarbeiter. Die deutsche Werftenlandschaft ist nach Ansicht von Maracke total unterschiedlich. «Es gibt die Werften, die bis zur Decke voll sind mit Marineschiffbau und Jachtbau. Und es gibt die, die keinen Auftrag mehr haben.» Man könne also nicht sagen, den Werften insgesamt gehe es schlecht. «Wir befinden uns ein bisschen in der Mitte.» Nobiskrug bediente ein Segment, das wahnsinnig stark sei. «Da ist die Nachfrage gerade sehr, sehr groß. Und mit den Themen bei der FSG sind wir in einem starken Wettbewerb.»
Ein Thema, dass auch die FSG umtreibt, ist das der klimafreundlicheren Antriebstechnologien. Die FSG und ihre Kunden setzen bei ihren neuen Fähren aktuell auf einen LNG-Antrieb (Flüssiggas), der weniger Schadstoffe ausstößt. Er glaube, LNG sei die richtige Antwort für den Mittelfristübergang auf andere Technologien, sagte Maracke. Zu einem Großteil bestellten Reedereien heute noch immer Schiffe mit konventionellem Antrieb. Und Schiffe seien darauf angelegt, die nächsten 20 bis 30 Jahre im Markt zu sein. «Deswegen bin ich der Meinung, dass LNG aktuell die beste verfügbare Technologie ist hinsichtlich des Antriebs und der Infrastruktur.» Die Frage sei ja zunächst einmal, «machen wir überhaupt was oder lassen wir es beim Alten». Darüber hinaus beschäftige sich die Werft auch mit zukunftweisenderen Technologien.