Schleswig-Holstein & Hamburg

Gastgewerbe im Norden schwer enttäuscht von Corona-Politik

Gastgewerbe im Norden schwer enttäuscht von Corona-Politik

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dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Osterurlaub light im eigenen Land - das Gastgewerbe im Norden wäre damit nicht zufrieden. Besonders kritisch blickt sein Verband Dehoga nach Berlin. Auch die Unternehmensverbände verlangen Betriebsöffnungen.

Mit großer Enttäuschung verfolgt das Gastgewerbe in Schleswig-Holstein die Corona-Politik von Bund und Ländern. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kritisierte am Montag, dass in den Plänen der Küstenländer für «kontaktarmen Osterurlaub» Hotellerie und Gastronomie keine Rolle spielen, sondern nur sogenannte Selbstversorger wie Ferienwohnungen. «Das ist natürlich wieder ein Schlag ins Gesicht der Branche, deren Hygienekonzepte in den letzten Monaten rauf und runter gelobt wurden», sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Scholtis der Deutschen Presse-Agentur. «Trotzdem werden wir im Abseits gelassen.»

Die Landesregierungen von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen hatten am Sonntag angekündigt, sie wollten Osterurlaub im jeweils eigenen Land ermöglichen. Demnach sollen Ferien in Einrichtungen mit Selbstversorgung und eigenen sanitären Anlagen erlaubt sein. Dies würde gelten für Ferienwohnungen, Ferienhäuser, Campingwagen und Wohnmobile. Das Thema stand auch zur Debatte für den Bund-Länder-Gipfel am Montag zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie.

«Wir fordern eine Gleichbehandlung, wie sie das Grundgesetz vorschreibt», sagte Scholtis. «Wenn körpernahe Dienstleistungen möglich sind in geschlossenen Räumen, dann soll mir mal ein vernünftiger Mensch erklären, warum dann nicht in der Außengastronomie ein Cappuccino serviert werden kann.» Das sei nicht nachvollziehbar und unlogisch. «Aber hier geht es nicht nur um Unlogik, sondern es geht um die Existenzen von Menschen, von Betriebsinhabern, von Arbeitnehmern, von ganzen Familien, die immer weiter auf dem Spiel stehen.» In der Branche herrsche völliges Unverständnis, sagte Scholtis.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte am 4. März angekündigt, bei unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen 7 Tagen könne die Außengastronomie zum 22. März öffnen. Doch dazu kam es nicht. Die Inzidenz ist im Norden zuletzt kontinuierlich gestiegen, war mit 59,9 am Sonntagabend aber die niedrigste in Deutschland.

«Es ist widersinnig, unsere Tourismus- und Gastronomiebetriebe ohne Grund zu benachteiligen», sagte der Präsident der Unternehmensverbände, Uli Wachholtz, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Risiken einer langen Anreise über Flughäfen und in Flugzeugen wie nach Mallorca erhöhten eindeutig das Risiko einer Corona-Ansteckung. «Deshalb ist es umso unverständlicher, warum unsere Betriebe geschlossen bleiben sollen.»

Wenn man nach Mallorca fliegen dürfe, dann müsse Urlaub auch im eigenen Land möglich sein, sagte Wachholtz. «Dass dabei die Hygieneregeln natürlich strikt eingehalten werden müssen, ist selbstverständlich.» Sehr hilfreich wären hier auch verbindliche Corona-Tests.

«Es steht zu befürchten, dass das Bundeskanzleramt wiederholt so einen Druck aufbaut, dass einzelne Bundesländer sich dem nicht entziehen werden», sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Scholtis im Blick auf die Bund-Länder-Gespräche. Er forderte eine Abkehr vom Inzidenzwert als alleinigem Maßstab. «Da gibt es ja sehr viel mehr Kriterien. Aber das wird ja überhaupt nicht mehr gehört - hier wird gnadenlos eine Linie durchgezogen, egal, wie falsch sie ist.»

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