Geschichte

Gedenkfeier in Neuengamme ohne offizielle Russland-Vertreter

Gedenkfeier in Neuengamme ohne offizielle Russland-Vertreter

Gedenkfeier in Neuengamme ohne offizielle Russland-Vertreter

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Claudia Roth (Grüne), Kulturstaatsministerin, spricht. Foto: Hendrik Schmidt/dpa/Archivbild

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Mehrere Hundert Menschen haben am Mittwoch in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme der Befreiung des Lagers vor 78 Jahren gedacht. Unter den Teilnehmern der Gedenkfeier waren mehrere Überlebende des Lagers aus Deutschland, England, Israel, Polen und Schweden. Am ehemaligen Arrestbunker legten sie Kränze nieder. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte in ihrer Ansprache: «Dass die Wege, auf denen sie hierher gezwungen wurden, uns heute verbinden, wieder verbinden - als Europäer, war nur um den Preis des Erinnerns möglich. Ohne Sie, die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, wäre es nicht möglich gewesen.»

Im KZ Neuengamme und seinen 85 Außenlagern waren nach Angaben der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte mehr als 100.000 Menschen inhaftiert worden. Mindestens 42.900 kamen ums Leben. Am 3. Mai 1945 hatten britische Truppen Hamburg kampflos besetzt. Dieser Tag sei ein bedeutender Gedenktag in Hamburg, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Ansprache und betonte: «Der 3. Mai 1945 steht zugleich für unsere historische Verantwortung, Demokratie und Freiheit zu verteidigen und entschlossen gegen Antisemitismus und Diskriminierung einzutreten.»

Regierungsvertreter aus Russland und Belarus waren bei der Veranstaltung wie schon vor einem Jahr nicht willkommen. «KZ-Gedenkstätten sind als zentrale Erinnerungsorte der Gesellschaft in ihrer Arbeit stark von aktuellen Ereignissen geprägt», sagte der Vorstand der Gedenkstätten-Stiftung, Prof. Oliver von Wrochem. «So begehen wir das gemeinsame Gedenken am 3. Mai nun bereits im zweiten Jahr vor dem Hintergrund des andauernden völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, der unendliches Leid über so viele Menschen gebracht hat.» Der Krieg habe auch die Arbeit der Stiftung und den Blick auf die Erinnerungskulturen im östlichen Europa verändert.

Nach Kritik von ukrainischer Seite soll das denkmalgeschützte Mahnmal in Neuengamme verändert werden. Künftig soll es auch einen Länderstein für die Ukraine geben. Aus der damaligen Sowjetrepublik stammte die größte Häftlingsgruppe in Neuengamme. Das 1965 eingeweihte Mahnmal benennt bislang auf 22 Steinen die Herkunftsnationen der Gefangenen; auf einem steht die russische Abkürzung für UdSSR.

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