Spatenstich

Grüne Oase: Hamburg bekommt Park auf Tunneldach

Grüne Oase: Hamburg bekommt Park auf Tunneldach

Grüne Oase: Hamburg bekommt Park auf Tunneldach

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Spaten stehen für den Spatenstich für einen Park auf dem Autobahndeckel Stellingen in einem Sandhaufen bereit. Foto: Marcus Brandt/dpa

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Gleich drei Senatoren feiern einen Park über der Autobahn: Wo früher die A7 den Westen Hamburgs spaltete, sollen demnächst Bäume stehen, Kinder spielen und Bienen summen. Ein ähnliches Verkehrsprojekt im Süden der Stadt löst bei den...

Vogelgezwitscher statt Autolärm - dieser Traum für Tausende Anwohner der A7 in Hamburg-Stellingen geht in Erfüllung. Gut zwei Jahre nach Fertigstellung des 900 Meter langen Lärmschutztunnels wird auf dem Tunneldach über der achtspurigen Autobahn ein Park angelegt. Die Senatoren für Verkehr, Umwelt und Stadtentwicklung, Anjes Tjarks, Jens Kerstan (beide Grüne) und Karen Pein (SPD), machten am Mittwoch gemeinsam mit Vertreterinnen des Bezirksamts Eimsbüttel den ersten symbolischen Spatenstich für die neue Grünfläche. Bis zum Sommer nächsten Jahres sollen auf dem Betondeckel Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden. Auch 41 Kleingärten sowie Sport- und Spielmöglichkeiten sind geplant. Die 5,3 Hektar große Anlage kostet 5,7 Millionen Euro.

Der Lärmschutztunnel über der verbreiterten Autobahn war im Februar 2021 vollständig in Betrieb genommen worden. Inzwischen wurden auf dem Tunneldach 63.000 Tonnen Erde aufgeschüttet und erste Wege gebaut. Die Grünanlage soll nicht nur den mehr als vier Jahrzehnte zerschnittenen Stadtteil wieder vereinen, sondern auch Anschluss an ein Naherholungsgebiet schaffen.

Seit September vergangenen Jahres gibt es bereits einen drei Hektar großen Park auf dem weiter nördlich gelegenen Lärmschutztunnel in Hamburg-Schnelsen. Dieser 550 Meter lange Tunnel über der dort sechsspurigen Autobahn war Ende 2019 fertiggestellt worden. Ein dritter Lärmschutztunnel mit einer Länge von gut zwei Kilometern ist im Bereich Altona in Bau. Er soll 2028 in Betrieb genommen werden. Auch dieses Bauwerk soll die bislang geteilten Stadtteile östlich und westlich der A7 durch eine Grünanlage auf dem Tunneldach verbinden.

«Manche Maßnahmen sind einfach eine Win-Win-Situation», sagte Kerstan. Das Gründach sei praktizierter Lärmschutz, eine Stadtteilreparatur und eine Maßnahme zur Klimaanpassung. Es würden mehr Bäume gepflanzt, als zum Ausgleich für die Verbreiterung der Autobahn auf acht Spuren erforderlich seien. Zehntausende Anwohner bekämen eine grüne Oase, Wildbienen und andere Insekten in den Wildblumenflächen einen Lebensraum.

Der Grund für das Projekt sei der Ausbau der A7, sagte Tjarks. Täglich rollten 130.000 bis 140.000 Fahrzeuge über die wichtige Nord-Süd-Achse. «Es ist insgesamt ein richtiges Projekt», sagte der Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Die A7 verbinde den Hafen mit dem Rest Europas. Der Verkehr müsse vernünftig fließen, aber zugleich der Schaden für die Umwelt minimiert werden.

Gebäude können aufgrund der Statik nicht auf den Lärmschutztunneln gebaut werden. Dennoch ermöglichen die 27 Hektar großen Grünflächen die Errichtung von 3800 Wohneinheiten an anderer Stelle in Hamburg. Kleingärten können verlagert werden, zugleich entstehen Ausgleichsflächen für Bauprojekte. «Insofern ist dies auch eine Flächenrochade», sagte Stadtentwicklungssenatorin Pein.

Ein weiterer Lärmschutztunnel mit einer Länge von 1,5 Kilometern ist in Hamburg-Wilhelmsburg geplant. Dieser «Deckel» soll die Anwohner vor dem Lärm der künftigen A26-Ost schützen, die als 9,7 Kilometer lange Hafenpassage die A7 bei Hamburg-Moorburg mit der A1 bei Stillhorn verbinden soll. Die Grünen sehen das Projekt kritisch, haben ihm aber im Koalitionsvertrag mit der SPD zugestimmt. «Der Bund ist derjenige, der das vorantreibt», sagte Tjarks. «Und wenn man das macht, ist es natürlich sehr wichtig, dass man auch den Schaden dort - insbesondere die Lärmemissionen - minimiert.» Insofern sei der Deckel in Wilhelmsburg ein richtiger Schritt.

Kerstan sagte: «Die A26-Ost ist im Koalitionsvertrag vereinbart, und daran halten wir uns.» Wann und wo die Autobahn gebaut werde, sei aber Sache des Bundes. Wenn es so weit sei, dann müsse es so umweltverträglich wie möglich gemacht werden.

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