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Hamburg stoppt Impfterminvergabe: Hohe Inzidenz

Hamburg stoppt Impfterminvergabe: Hohe Inzidenz

Hamburg stoppt Impfterminvergabe: Hohe Inzidenz

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine Spritze wird vor den Schriftzug «Impfung» gehalten. Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild

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Für Hamburgs Kinder und Jugendliche soll es nach monatelangem Corona-Lockdown wieder ein Stückchen Normalität geben. Und manch Sonnenhungrigen zieht es schon wieder gen Süden. Frühling liegt in der Luft. Doch die Corona-Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Während Schulen und Kitas ab Montag teilweise öffnen und die ersten Urlauber wieder von Fuhlsbüttel nach Mallorca fliegen, geraten die Corona-Schutzimpfungen in Hamburg ins Stocken. Wegen reduzierter Liefermengen des Impfstoffs von Astrazeneca werde die Impfterminvergabe für unter 80-Jährige gestoppt, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Alle bereits vereinbarten Termine würden aber eingehalten.

Unterdessen stieg der Inzidenzwert - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - auf 86,8. Am Sonntag vor einer Woche hatte er noch bei 82,6 gelegen. 304 neu nachgewiesene Infektionen kamen am Wochenende hinzu, die Zahl der Corona-Toten stieg um 8 auf 1332.

Der Lagerbestand an Astrazeneca lag den Angaben zufolge am Sonntag bei etwa 13 700. Er werde gebraucht, um die bereits vereinbarten Impftermine einhalten zu können. «Neue Termine können immer nur dann vergeben werden, wenn neue Lieferungen eintreffen», sagte Helfrich. «Die Kürzung der Lieferungen hat deswegen zur Folge, dass zunächst in Hamburg keine Termine mehr vergeben werden können.» Ausgenommen seien nur über-80-Jährige, die in begrenztem Umfang nach wie vor telefonisch Termine vereinbaren könnten. «Die Terminvergabe kann wieder aufgenommen werden, sobald verlässliche Lieferplanungen vorliegen und weitere Lieferungen erfolgen», sagte er.

Astrazeneca hat für die kommende und die darauf folgende Woche die Lieferung von jeweils nur noch 4800 Impfdosen nach Hamburg angekündigt. Ursprünglich waren insgesamt mehr als 26 000 Dosen avisiert worden. Erst für die 13. Kalenderwoche hat der Hersteller mit 38 400 Dosen wieder eine größere Liefermenge in Aussicht gestellt.

Mit Wochenbeginn sollte in der Hansestadt nach drei Monaten Homeschooling der Präsenzunterricht in den Schulen wieder hochgefahren werden. Zunächst sollen die Grundschüler und die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen wieder wechselweise in den Klassenräumen und zu Hause unterrichtet werden. Auch die Kitas erweitern das Betreuungsangebot und wechseln vom erweiterten Notbetrieb in den eingeschränkten Regelbetrieb.

Begleitet werden sollen die Öffnungsschritte von einen Testprogramm. 4,7 Millionen Selbsttests hat die Stadt nach eigenen Angaben beschafft. Diese seien vor allem für Schulen und Kitas vorgesehen, hieß es. Erst in der vergangenen Woche waren nach den Kitamitarbeitern auch die Beschäftigten der Grundschulen zum Impfen aufgerufen worden. Auch sie sind nun vom Stopp der Terminvergabe betroffen.

Unterdessen hoben am Sonntag die ersten Mallorca-Reisenden wieder vom Flughafen in Fuhlsbüttel ab. Der Eurowings-Flieger war nach Angaben einer Airline-Sprecherin mit 153 Passagiere ausgebucht. Nachdem die Bundesregierung eine Reisewarnung aufgehoben und die Balearen von der Risikoliste des Robert Koch-Instituts gestrichen hat, ist es für Reisende seit Sonntag wieder möglich, von dort heimzukehren, ohne in Quarantäne zu müssen. Dennoch wurde weiter von «nicht notwendigen, touristischen Reisen» abgeraten.

Der CDU-Landesvorsitzende Christoph Ploß warnte derweil vor einer Klagewelle gegen die verschärfte Maskenpflicht. «Wir befinden uns in einer kritischen Lage, in der das Verständnis für Schutzmaßnahmen in der Bevölkerung sinkt, aber die Corona-Fallzahlen steigen», sagte er am Sonntag. Zugleich hielten die verschärften Regelungen für eine allgemeine Maskenpflicht, etwa für Jogger an Alster und Elbe oder für Erwachsene auf Spielplätzen, einer juristischen Prüfung nicht stand. «Es droht eine Dauer-Klagewelle, welche die Hamburger Gerichte enorm belasten wird. Auch das sollte SPD und Grünen zu denken geben.»

Am Freitag hatte das Verwaltungsgericht Hamburg einem Eilantrag gegen die Pflicht zum Tragen einer Maske in den Grünanlagen an Alster und Elbe an Wochenenden stattgegeben, allerdings gilt der Beschluss ausschließlich für den Antragsteller. Die Stadt kündigte Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht an. Medienberichten zufolge gab es einen ähnlichen erstinstanzlichen Beschluss hinsichtlich der Maskenpflicht auf Spielplätzen.

«Die Beschlüsse der Gerichte zeigen: Der rot-grüne Senat macht in dieser Situation handwerklich zu viele Fehler», kritisierte Ploß. «Nach den Gerichtsurteilen sollte der rot-grüne Senat unsinnige Maßnahmen wie die generelle Maskenpflicht für Jogger umgehend abschaffen und die Regeln verhältnismäßig gestalten.»

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