Holstein Kiel hat die Gelegenheit genutzt, zumindest für eine Nacht die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga zu erklimmen. Im Heimspiel gegen die Würzburger Kickers gelang den Norddeutschen am Freitagabend ein glücklicher 1:0 (0:0)-Erfolg. Denn der Foulelfmeter, den Alexander Mühling in der 60. Minute verwandelte, war äußerst umstritten. Während die sichtlich verärgerten Kickers weiterhin den letzten Tabellenplatz belegen, sprangen die Kieler nach ihrem fünften Spiel in Serie ohne Niederlage mit 42 Punkten auf Rang eins vor dem Hamburger SV (41), der erst am Samstag gegen die SpVgg Greuther Fürth antritt.

«Solche Spiele wie heute musst du gewinnen, wenn du oben bleiben willst. Und das ist natürlich unser Ziel», sagte Holstein-Trainer Ole Werner nach dem Dreier. Dass seine Mannschaft auch ein bisschen Glück mit dem Elfmeter-Pfiff hatte, räumte er unumwunden ein. «Natürlich war Würzburgs Torwart auch spät dran, aber ein klares Foul habe ich von da draußen auch nicht gesehen», urteilte der 32-Jährige.

Bei den Gästen drehte sich alles um den für sie erneut äußerst ärgerlichen Pfiff. «Wenn das Elfmeter ist, dann ist das nicht mehr meine Zeit. Dann können wir Tischtennis spielen», schimpfte Trainer Bernhard Trares, für dessen Team die Lage im Abstiegskampf bei nur zwölf Punkten auf dem Konto immer prekärer wird. Sportvorstand Sebastian Schuppan glaubt nicht mehr an Zufall. «Wenn du zwei solche Entscheidungen in einer Woche gegen dich kriegst, dann glaubst du an gar nichts mehr.» Die Würzburger fühlten sich «wie Fußabtreter».

Gegen die ungewöhnlicherweise erst am Spieltag per Charterflieger angereisten und defensiv gut gestaffelten Gäste taten sich die Kieler von Beginn an schwer. In einer ereignisarmen ersten Halbzeit boten sich ihnen durch Jannik Dehms zu hoch angesetzten Freistoß (21.) und Janni Serras zu unplatzierten Kopfball (32.) nur zwei Halbchancen.

Nach dem Wechsel brachte die Hereinnahme der wegen der Strapazen der Vorwochen zunächst geschonten Leistungsträger Fin Bartels und Mühling (57.) den Umschwung, da Letzterer kurz danach den Elfmeter zu seinem achten Saisontor nutzte. Der Videoassistent überprüfte das als Foul gewertete Eingreifen von Kickers-Keeper Hendrik Bonmann, der zwar zuerst den Ball, aber dann auch Jae-Sung Lee traf - es blieb beim Elfmeter. So standen am Ende frustrierte Gäste und zufriedene Kieler auf dem Feld. Einziger Wermutstropfen: Bartels kassierte seine fünfte Gelbe Karte und fehlt gesperrt im Spitzenspiel bei Greuther Fürth.