Gewerkschaften

IG Metall: Mehr Frauen und Start-up-Beschäftigte gewinnen

IG Metall: Mehr Frauen und Start-up-Beschäftigte gewinnen

IG Metall: Mehr Frauen und Start-up-Beschäftigte gewinnen

dpa
Hamburg
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Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Foto: Markus Scholz/dpa/Archivbild

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Die IG Metall ist die größte der acht Einzelgewerkschaften im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), hat aber die niedrigste Frauenquote überhaupt. Das will IG Metall-Bezirksleiter Friedrich ändern und sich auch verstärkt um Start-up-Beschäftigt...

Die IG Metall Küste will verstärkt Frauen und Beschäftigte junger Start-up-Unternehmen als Gewerkschaftsmitglieder gewinnen. In diesem Jahr habe die IG Metall Küste die zweitmeisten Eintritte in ihrer Geschichte verzeichnet, bei den Auszubildenden entschieden sich 20 Prozent mehr als im Vorjahr für einen Beitritt, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich der Deutschen Presse-Agentur. Insofern funktioniere der Ansatz, die Mitglieder zu beteiligen und nicht über deren Köpfe hinweg zu entscheiden. «Gerade auch in den Auseinandersetzungen, wo es um mehr Geld geht, um mehr Sicherheit, um mehr Zukunft, kommt das gut an.»

Gleichwohl müsse die Gewerkschaft weiblicher werden, betonte der Gewerkschaftsboss. Bundesweiten Statistiken des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge ist die IG Metall zwar die größte der acht DGB-Gewerkschaften, hat aber mit rund 18 Prozent den geringsten Frauenanteil. «Da können wir noch viel lernen. Themen wie Entgeltgerechtigkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und besseren Arbeitszeitenmodellen müssen wir in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen» sagte Friedrich. Es sei wichtig, dass Kolleginnen in der ersten Reihe sichtbar seien und die Politik prägten. Positiv sei, dass im Norden die fünf größten Geschäftsstellen der IG Metall von Frauen geführt werden.

«Wir müssen als Gewerkschaft Frauen einladen, mehr bei uns mitzumachen», sagte Friedrich. Das setze aber voraus, dass etwa über die Terminierung von abendlichen Sitzungen oder Seminaren nachgedacht werden müsse. Das helfe auch jungen Vätern. Mit Blick auf eine dann oft notwendige Kinderbetreuung sagte Friedrich: «Da werden wir uns weiterentwickeln müssen.»

Gleiches gelte für den Bereich von Start-up-Unternehmen. «Das ist ein Thema, wo wir noch weit weg sind», sagte Friedrich. In dem Moment, wo das Start-up aufgebaut werde, herrsche in der Regel viel Euphorie und auch die Gründer seien zu vielen Sachen bereit. Doch wenn die Unternehmen dann größer würden und die ersten Krisen kämen, dann fielen Arbeitgeber oft in klassische Muster zurück, wollten alles alleine entscheiden und seien nicht mehr so freundlich und offen. «Und da fehlt dann Mitbestimmung, da fehlen dann verlässliche Tarifverträge.»

Die IG Metall habe da noch keine verlässlichen Antworten, zumal auch die dort Beschäftigten oft anders tickten. So sei bekannt, dass junge, neue Beschäftigte von Start-ups in der Regel wenig Interesse an geregelten Arbeitszeiten hätten, dafür aber eine Beteiligung am Unternehmen spannend fänden. «Wie gehen wir damit um? Wollen wir das dann in so einem Betrieb in die Tarifpolitik aufnehmen oder geht das nicht, weil die jungen Leute neben dem Arbeitsplatzrisiko dann noch einem wirtschaftlichen Risiko unterlägen?» Dieser Diskussion müsse sich die IG Metall stellen, sagte Friedrich.

Entscheidend sei immer, dass die Beschäftigten mitgenommen würden, nichts über sie hinweg entschieden werde, betonte Friedrich. Da könne es dann durchaus sein, dass am Anfang Tarifverträge mit nur wenigen Punkten ausgehandelt würden. «Gerade da, wo es noch nie oder schon lange keinen Tarifvertrag gegeben hat, ist es nicht immer möglich, dass von heute auf morgen der Flächentarifvertrag zu 100 Prozent übernommen wird», sagte Friedrich.

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