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Impfstart für Seeleute: Hamburg will Signal aussenden

Impfstart für Seeleute: Hamburg will Signal aussenden

Impfstart für Seeleute: Hamburg will Signal aussenden

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Seemann wird im Seemannsclub Duckdalben gegen das Coronavirus geimpft. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

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Lockdown am Arbeitsplatz statt Homeoffice: Hunderttausende Seeleute halten die Weltwirtschaft am Laufen, haben aber selbst besonders unter der Corona-Krise zu leiden. Hamburg will ihnen wieder eine bessere Chance auf Landgänge und Heimreisen geben - durch Impfungen.

Am Internationalen Tag des Seefahrers hat Hamburg mit der Impfung von Seeleuten gegen das Coronavirus begonnen. «Wir hoffen sehr, dass von diesem Termin ein Signal an die deutschen Häfen ausgeht, die Seeleute unabhängig von ihrer Nationalität zu impfen», sagte am Freitag das Geschäftsführende Präsidiumsmitglied im Verband Deutscher Reeder, Ralf Nagel. Häfen weltweit sollten sich der Impfaktion anschließen.

Es gebe 1,7 Millionen Seeleute auf 60.000 Handelsschiffen. Zurzeit dürften die Schiffscrews in vielen asiatischen Ländern nicht an Land gehen. Teilweise werde sogar die medizinische Versorgung verweigert, was ein krasser Bruch des Internationalen Seearbeitsübereinkommens sei. «Wir haben riesige Schwierigkeiten, wir organisieren Flugzeuge, wir tun alles, aber wir können nichts machen, weil die Staaten dichtmachen», klagte Nagel.

Die ersten 40 Seeleute aus Indien wurden am Freitag im Seemannsclub Duckdalben in Hamburg-Waltershof geimpft, unmittelbar nach dem Ertönen zahlreicher Schiffshörner im Hafen. Die Männer bekamen jeweils ihre erste Dosis Astrazeneca. Der Mediziner Jens de Boer vom Hafenärztlichen Dienst erklärte, der Vorteil des Impfstoffs sei die lange Zeitspanne bis zur Zweitimpfung. Die zweite Dosis könne verabreicht werden, wenn das Schiff, auf dem die Impflinge arbeiteten, das nächste Mal Hamburg anlaufe.

Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) wies auf den Nutzen der Impfungen für Hamburg hin. Nach der Bundesimpfverordnung dürften eigentlich nur Menschen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland geimpft werden. Hamburg weiche davon ab und zähle die Seeleute unabhängig von ihrer Nationalität zur Impfpriorität 3. «Mobilität trägt zur Dynamisierung der Pandemie bei», warnte die Senatorin auch mit Blick auf die als ansteckender geltende Delta-Variante des Virus. Den Impfstoff stellt Hamburg aus seinem Kontingent bereit. Die Behörde geht davon aus, dass der Hafenärztliche Dienst in den nächsten Monaten Hunderte Seeleute impft.

Weil Impfstoff weiterhin knapp ist, sei es den Reedereien nicht gelungen, ihre Mitarbeiter auf den Schiffen immunisieren zu lassen, berichtete Nagel. Nur in den US-Häfen werde geimpft. Seit kurzem hätten die Reeder in den Niederlanden eine Übereinkunft mit der Regierung geschlossen, wonach Seeleute auf dort registrierten Schiffen geimpft werden dürften.

Mit dem Ertönen der Schiffshörner unter dem Motto #ShoutOutForSeafarers (Gruß an Seefahrer) wollte die Schifffahrt auf die andauernde Crew-Wechsel-Krise aufmerksam machen. Noch immer sitzen Seeleute in Häfen fest. De Boer nannte etwa 25 Männer aus dem pazifischen Inselstaat Kiribati in Hamburg, die zum Teil zwei Jahre nicht zu Hause gewesen seien. Die einzig mögliche Flugroute gehe über Fidschi, aber dieser Staat erlaube auch im Transit keine Durchreise. «Wir hoffen, wenn wir die Kiribati impfen, dass sie dann eine bessere Chance haben», sagte der Arzt.

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs sprach zum Tag des Seefahrers den Besatzungen der Handelsschiffe ihren Dank aus: «Seeleute sind für Menschen auf dem Festland meist unsichtbar. Sie arbeiten still und zuverlässig in der globalen Lieferkette und leisten gerade jetzt in der Pandemie beinahe Übermenschliches.»

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