Schleswig-Holstein & Hamburg

Inzidenz steigt leicht: Senatorin sieht Pendler als Ursache

Inzidenz steigt leicht: Senatorin sieht Pendler als Ursache

Inzidenz steigt leicht: Senatorin sieht Pendler als Ursache

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Abstrich für das Testverfahren auf das Coronavirus. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

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Die Zahl der Corona-Neuinfektionen lässt in Hamburg zurzeit keine Hoffnung auf ein schnelles Ende des Lockdowns zu. Deutschlandweit wird vermutet, dass sich ansteckendere Virus-Mutanten ausbreiten. Gesundheitssenatorin Leonhard hat eine andere Erklärung.

Trotz des andauernden Lockdowns ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Hamburg wieder gestiegen. Die Gesundheitsbehörde meldete am Mittwoch 237 neue Fälle. Das waren 86 mehr als am Dienstag und 18 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - erhöhte sich auf 68,1. Am Vortag hatte dieser Wert bei 67,1 gelegen, am Mittwoch vor einer Woche bei 68,4. Der Senat will die harten Maßnahmen zur Corona-Eindämmung erst lockern, wenn die Inzidenz unter 35 sinkt.

Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte zu den Ursachen der anhaltend hohen Zahl von Neuinfektionen: «Es sprechen jetzt jedenfalls keine Ergebnisse dafür, dass das allein auf Mutationen zurückzuführen ist.» Hamburg sei eine Großstadt in einer sehr aktiven Metropolregion. Es habe eine Reihe von Corona-Ausbrüchen gegeben, die auf Pendlerbewegungen zurückgingen. «In den Metropolen geht es zuerst hoch und am langsamsten wieder runter, gerade in einer mit 200 000 Einpendelbewegungen pro Tag», sagte Leonhard.

Die britische Variante B.1.1.7 wurde nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Hamburg bislang neunmal nachgewiesen, die südafrikanische Variante B.1.135 in zwei Fällen. Inzwischen werden grundsätzlich fünf Prozent der positiven Befunde bei PCR-Tests sowie alle Verdachtsfälle durch eine Genomsequenzierung weiter untersucht, um die als ansteckender geltenden Mutanten festzustellen.

Die Virus-Varianten breiten sich in Deutschland schnell aus, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Nach neuen Daten des RKI stieg der Anteil der in Großbritannien entdeckten Mutation binnen zwei Wochen von knapp 6 auf mehr als 22 Prozent.

Sollte sich das Infektionsgeschehen in Hamburg nicht verlangsamen, plant der Senat zunächst keine neuen Maßnahmen. «Wir haben mit unserem Regelungskorsett in Hamburg kaum noch eine Möglichkeit, Kontakte noch weiter einzuschränken», sagte Leonhard. Hamburg sei auch nicht unter den ersten Bundesländern, die die Schulen und Kitas wieder öffneten. Die geplante Öffnung der Friseursalons sei keine Idee aus Hamburg gewesen.

An den Schulen und Kitas gibt es zurzeit nur einen Notbetrieb. Eine Öffnung der Schulen vor den Ferien in der ersten Märzhälfte hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) ausgeschlossen. Über die Kitas will Leonhard Ende Februar mit den Trägern, Erzieherinnen und Eltern sprechen. Womöglich könnte es einen eingeschränkten Regelbetrieb ab der zweiten Märzwoche geben, sagte die Sozialsenatorin.

In den Hamburger Krankenhäusern lagen am Dienstag 330 Corona-Patienten, von denen 83 auf Intensivstationen behandelt wurden. Seit Beginn der Pandemie starben 1202 Menschen an oder mit dem Virus, wie das RKI mitteilte. Der Gesundheitsbehörde zufolge haben sich seit Beginn der Pandemie etwa 49 566 Menschen nachweislich infiziert. Etwa 44 200 gelten nach RKI-Angaben inzwischen als genesen.

69 666 Menschen erhielten eine Erstimpfung gegen das Coronavirus, davon 37 359 bereits auch die Zweitimpfung. Laut RKI liegt Hamburg bei der Impfquote leicht über dem deutschlandweiten Schnitt. Das Gros der Prioritätsgruppe 1, also die über 80-Jährigen und das Pflegepersonal, werde im März ein vollständiges Impfangebot erhalten haben, sagte Leonhard. Bis Ende Februar sollen die Zweitimpfungen in Pflegeheimen abgeschlossen sein.

In Hamburg sollen in Kürze auch Menschen, die aus beruflichen Gründen zur zweiten Prioritätsgruppe gehören, erste Einladungen zum Impfen bekommen. Das könnten beispielsweise Mitarbeiter in Arztpraxen, Polizisten oder Feuerwehrleute sein, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Wie viele Menschen insgesamt in Hamburg dieser Gruppe angehören, stehe noch nicht fest, erklärte der Sprecher.

Für die Berufstätigen eigne sich der Impfstoff Astrazeneca gut, der in Deutschland nur für unter 65-Jährige empfohlen ist. «Davon erreichen uns in den kommenden Wochen rund 45 000 Dosen. So haben wir Spielräume, diesen Menschen zeitnah ein Impfangebot machen zu können», sagte der Sprecher weiter. 70- bis 79-Jährige, die auch zur zweiten Prioritätsgruppe gehören, müssen andere Impfstoffe bekommen und nach Angaben der Behörde demnach noch warten.

Gleichzeitig zu den Menschen aus der zweiten Prioritätsgruppe würden auch noch Menschen aus der ersten Prioritätsgruppe geimpft. Am Donnerstag werden noch einmal 4000 Termine für diese erste Prioritätsgruppe freigeschaltet, hieß es.

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