Geschichte

Kein Sieger bei Wettbewerb für Bismarck-Denkmal

Kein Sieger bei Wettbewerb für Bismarck-Denkmal

Kein Sieger bei Wettbewerb für Bismarck-Denkmal

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Die Baustelle am Bismarck-Denkmal. Bis Juni 2023 sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. Foto: Christian Charisius/dpa

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Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie man sich kritisch mit dem Bismarck-Denkmal auseinandersetzen kann. Doch keine der Ideen überzeugte. Die Opposition spricht von Steuergeldverschwendung.

Der internationale Wettbewerb für eine künstlerische Ergänzung («Kontextualisierung») des Bismarck-Denkmals in Hamburg hat keinen Sieger hervorgebracht. Stattdessen hat die Jury entschieden, die Preisgelder als Aufwandsentschädigung zu gleichen Teilen an die acht Teilnehmer der zweiten Runde des Wettbewerbs zu vergeben, wie die Hamburger Kulturbehörde am Freitag mitteilte. Die Jury empfiehlt, in einem nächsten Verfahrensschritt den Schwerpunkt auf Vermittlung und gesellschaftlichen Diskurs zu verlagern, «um die zwingend notwendige Kontextualisierung des Ortes darstellbar zu machen».

Der Prozess zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Denkmal und zur künstlerischen Kontextualisierung wurde angestoßen, nachdem es aus der Zivilgesellschaft Proteste gegen die unreflektierte Sanierung des Denkmals und die mangelnde Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Hamburgs gegeben hatte. Nach einer dreijährigen Sanierung soll das 34 Meter hohe Denkmal von Otto von Bismarck (1815-1898) bis Ende Juli in neuem Glanz erstrahlen.

Die Jury kam zur Auffassung, «dass durch eine einzelne künstlerische Intervention die Aufgabe in ihrer Komplexität und mit all ihren Facetten nicht erfüllt wurde», heißt es in ihrer Entscheidung. Zudem habe der Wettbewerbsprozess deutlich gemacht, dass auch die topographischen Gegebenheiten besonders schwierige Herausforderungen darstellen würden. «Ich danke der Jury für die intensiven Debatten, die dem Prozess einen wichtigen weiterführenden Erkenntnisgewinn gebracht haben», sagte Christina Weiss, die Vorsitzende der Jury.

«Dass die Jury nach intensiven Beratungen feststellen musste, dass die eingereichten Arbeiten der Komplexität und Vielschichtigkeit der Aufgabe nicht gerecht werden konnten, ist natürlich bedauerlich», sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dennis Thering, sprach von einer «Farce» und einer «skandalösen Steuergeldverschwendung». Das Geld wäre «in einen sauberen und sicheren Alten Elbpark eindeutig besser investiert». Genau das werde die CDU in der kommenden Bürgerschaft beantragen.

Die Kulturbehörde hatte 2021 mehrere Workshops veranstaltet, in denen sie Experten aus dem In- und Ausland eingeladen hatte, sich mit der historischen Bedeutung Bismarcks, insbesondere seiner Rolle im deutschen Kolonialismus, auseinanderzusetzen und Vorschläge für einen angemessenen Umgang mit dem Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark zu diskutieren. Im August 2022 startete der Ideenwettbewerb zur Kontextualisierung des Denkmals. In der Jury waren auch zahlreiche Initiativen vertreten, die sich seit langem kritisch mit Hamburgs kolonialer Vergangenheit auseinandersetzen.

Der Wettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals ist Teil der «Hamburg dekolonisieren! Initiative zur Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Stadt», einem Projekt der Stiftung Historische Museen Hamburg. Alle für das Wettbewerbsverfahren eingereichten Entwürfe werden vom 26. Juli an für einen Zeitraum von rund drei Wochen im Museum für Hamburgische Geschichte vorgestellt. Die Kosten für die Sanierung des Denkmals werden mit rund neun Millionen Euro veranschlagt. Den größten Teil davon trägt der Bund. Für den künstlerischen Wettbewerb und die damit verbundenen Veranstaltungen gibt Hamburg 250 000 Euro aus.

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