Geschichte

«Kleine Sensation»: Hinweise auf früheres jüdisches Leben

«Kleine Sensation»: Hinweise auf früheres jüdisches Leben

«Kleine Sensation»: Hinweise auf früheres jüdisches Leben

dpa
Schleswig (dpa/lno) -
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Bisher geht man davon aus, dass es seit rund 400 Jahren jüdisches Leben in Schleswig-Holstein gibt. Doch eine Urkunde von 1424 lässt Historiker aufhorchen. Sie enthält ein Indiz, dass auf früheres jüdisches Leben im Norden schließen lässt.

Ein 600 Jahre altes Schriftstück könnte laut Historikern neue Erkenntnisse über frühes jüdisches Leben im Norden liefern. Für den Leiter des Landesarchivs, Prof. Rainer Hering, ist das äußerlich unscheinbare Schriftstück von 1424 daher eine «kleine Sensation». Denn in dem Dokument sei von christlichen oder jüdischen Geldverleihern die Rede, sagte Hering am Montag in Schleswig. «Das ist der älteste Hinweis auf Juden in Lauenburg und damit nach unserem Kenntnisstand auf dem Gebiet des heutigen Schleswig-Holsteins.»

Die Forschung gehe bisher davon aus, dass erst Ende des 16. Jahrhunderts Jüdinnen und Juden hier lebten. «Diese Urkunde macht nun deutlich, dass mehr als 150 Jahre vorher möglicherweise eben auch Jüdinnen und Juden hier gelebt haben.» Sicher sein könne man sich nicht, aber es sei ein wichtiges Indiz.

Die Urkunde, die am 1. Februar 600 Jahre alt wird, ist seit dem 19. Jahrhundert im Bestand des Landesarchivs in Schleswig. Dass die Archivare nun auf das Dokument aufmerksam wurden, lag am Besuch des Antisemitismusbeauftragten des Landes, Gerhard Ulrich, im vergangenen Jahr. «Da habe ich mal geschaut, was haben wir eigentlich zum Thema Juden in Schleswig-Holstein», sagte Hering. Durch die Onlinerecherche in den digitalisierten Dokumentes des Landesarchivs sei er dann auf die Urkunde gestoßen. Dies zeige auch, wie wichtig es sei, Dokumente zu digitalisieren und immer mal wieder andere Fragestellungen in der Onlinesuche anzuwenden.

Ob Juden und Jüdinnen nun tatsächlich bereits deutlich vor Ende des 16. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein lebten, müsse nun Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sein. «Dafür haben wir leider nicht die Ressourcen im Archiv. Wir sind dazu da, die Überlieferungen zu erhalten über Jahrhunderte», sagte Hering.

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