Vereinsstruktur
Kühne und der HSV: «Schlacht noch nicht geschlagen»
Kühne und der HSV: «Schlacht noch nicht geschlagen»
Kühne und der HSV: «Schlacht noch nicht geschlagen»
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Klaus-Michael Kühne wiederholt in einem interview sein Angebot, weiteres Geld in sein «Hobby» Hamburger SV zu stecken. Dafür will er mehr Einfluss. Die Aussagen kommen zu einem spannenden Zeitpunkt.
Klaus-Michael Kühne hat wieder einmal über sein «Hobby» Hamburger SV geredet. In einem Interview in der März-Ausgabe des «Manager Magazin» bekräftigte er, weitere Millionen in den Fußball-Zweitligisten stecken zu wollen. «Ich bin bereit, noch einmal einen großen Betrag einzusetzen, bis zu 120 Millionen Euro. Aber dann muss sich der HSV umstrukturieren, dann müssen die Gremien anders besetzt werden», sagte der 85 Jahre alte Milliardär. Mit einer neuen Rechtsform könne man das Kapital erhöhen. «Das geht heute nicht. Dazu ist der Verein aber nicht bereit.»
Seit 2014 ist der Fußball-Profibereich des HSV in einer Aktiengesellschaft ausgegliedert. Der Verein hält an der AG satzungsgemäß 75,1 Prozent. Kühne besitzt 15,1 Prozent der Anteile. Dem ehemaligen Finanzvorstand und Medizin-Unternehmer Thomas Wüstefeld gehören etwas mehr als fünf Prozent, die er 2021 von Kühne erwarb. Die restlichen Anteile verteilen sich auf vier Kleinaktionäre.
Derzeit prüft der Verein eine Änderung der Rechtsform von einer AG zur einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Wie Vizepräsident Michael Papenfuß auf der HSV-Mitgliederversammlung im Januar erläuterte, liegt der Vorteil darin, dass mehr Anteile verkauft werden können und der Verein dennoch die alleinige Kontrolle behält.
Das gefällt Kühne nicht. Bei der Rechtsform seien die Aktionäre nahezu rechtlos, kritisierte der in der Schweiz lebende Hamburger. «Vereinspräsident Marcell Jansen steht leider gegen mich; aber da gibt es momentan zwei Fraktionen», meinte er weiter und fügte hinzu: «Die Schlacht ist noch nicht geschlagen.»
Im vergangenen August hatte Kühne über seine Holding AG sein Angebot von 120 Millionen Euro öffentlich gemacht und in einem «10-Punkteprogramm zur Sanierung des Hamburger Traditionsvereins» seine Bedingungen und seine Ansprüche beschrieben. In der Fanszene regte sich Protest gegen den Investor. Innerhalb des Vereins wurde das Angebot ebenfalls kritisch gesehen. Und auch Jansen reagierte auf die Offerte zurückhaltend bis ablehnend.
Die Veröffentlichung des Interviews kommt kurz vor dem als Friedensgipfel deklarierten Treffen mit Jansen und den Aktionären am Freitag. Bei der Zusammenkunft geht es unter anderem um die Besetzung des eigentlich sieben Personen umfassenden Aufsichtsrats. Auf der letzten AG-Hauptversammlung am 2. Februar hatte es keine Einigung unter den Gesellschaftern gegeben.
Nach dem Ausscheiden des umstrittenen Detlef Dinsel, dessen Mandat mit der Sitzung endete, sind nur noch fünf Kontrolleure und in Lena Schrum eine Kontrolleurin in dem Rat. Jansen (37) hatte sich für Dinsel starkgemacht und möchte Schrum nicht mehr in dem Gremium haben. Dinsel erklärte mittlerweile nach Kritik von mehreren Seiten - besonders aus der Fanszene, aber auch aus dem Gesellschafter-Kreis - seinen Verzicht auf eine Bewerbung.
Kühne stellte in dem Interview noch einmal heraus, dass sein Investment beim HSV nicht gerade erfolgreich ist. «Ich sage es ganz offen: Insgesamt war es ein Flop», meinte er. «Ich habe mich dazu hinreißen lassen als Fußballfan; es ging damit los, bestimmte Spieler für den HSV zu sichern. Dann habe ich für 60 Millionen Euro 20 Prozent der Anteile gekauft. 5 Prozent habe ich wieder abgegeben; fast zum Einstiegspreis.» Der Rest der 100 Millionen seien Darlehen gewesen. «Die haben wir abgeschrieben.»
«Irgendein Hobby» brauche man schon, nannte er als Grund für seine Investitionen in den Traditionsverein. «Ich sehe jedes Spiel im Fernsehen und zittere mit. Und ich hoffe wie viele andere auch, dass mal irgendwann der Aufstieg gelingt. Ich würde auch noch einmal helfen.»
Zuletzt hatte er Geld gegeben, um das Volksparkstadion im Hinblick auf die EM 2024 zu modernisieren. «Der Finanzvorstand sprach mich an, ob ich helfen könnte. Die Sache eilt, die EM ist schon nächstes Jahr. Und da habe ich mich dann breitschlagen lassen», erklärte Kühne. Die Bedingungen seien fair. «Man braucht insgesamt 20 bis 25 Millionen Euro. Ich habe 10 Millionen als Darlehen gegeben mit der Möglichkeit, das Geld in Kapital umzuwandeln, wenn eine Strukturreform kommt», betonte er. Und zurückzahlen könne der Club zu vier Prozent Zinsen, «das ist moderat», meinte Kühne: «Ich will kein Geschäft machen; ich will helfen.»