Verteidigung

Künftiger Marine-Inspekteur: Alles im Einsatz, was schwimmt

Künftiger Marine-Inspekteur: Alles im Einsatz, was schwimmt

Künftiger Marine-Inspekteur: Alles im Einsatz, was schwimmt

dpa
Rostock
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Vizeadmiral Jan Christian Kaack, künftiger Inspekteur der Marine, steht im Marinekommando. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

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Vizeadmiral Kaack wird an diesem Freitag neuer Inspekteur der Marine. Bereits jetzt hat er das Kommando über rund 16.300 Soldaten, davon 1700 im Einsatz. Und er hofft auf eine schnellere Beschaffung.

Der Konflikt um die Ukraine hat zu einem Einsatz der Deutschen Marine in einem bisher unbekannten Umfang geführt. Wie der künftige Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, sagte, sind insgesamt 24 Schiffe im Mittelmeer und auf der Ostsee im Einsatz, darunter drei Fregatten. «Wir haben alles rausgebracht, was schwimmt. Wir können so zusammen mit den Nato-Partnern Präsenz zeigen.» Die Schiffe sind unter anderem Teil der sogenannten ständigen Nato-Verbände. Diese seien auf dem höchsten Gefechtsstand und die Soldaten bestens ausgebildet.

Kaack wird am Freitag zum Marineinspekteur ernannt. Der bisherige Stellvertreter folgt damit auf Kay-Achim Schönbach, der im Januar seinen Posten nach umstrittenen Äußerungen zum Ukraine-Konflikt geräumt hatte.

«Die Russen haben gesehen, wie viele Einheiten wir innerhalb eines Tages umgruppiert haben», sagte Kaack. So stehe in der Ostsee eine Fregatte mit einem Luftraum-Weitbereichsradar, und Minenabwehreinheiten seien nach vorne gebracht worden. «Die Russen schauen uns zu und wissen, wie weit sie gehen können.» Kaack betonte, dass jeder die Bewegungen der Marine sehen kann: «Der, der sich bedroht fühlt, und der, der droht.»

Dabei seien die Einheiten in der Ostsee von großer Bedeutung für die baltischen Staaten und Finnland. «Unsere Partner im Osten wissen, dass wir für sie einstehen», betonte Kaack. So lagen im Februar zwei Schiffe im Hafen der estnischen Hauptstadt Tallinn. «Das ist dort sehr gut angekommen.» Tallinn ist rund 200 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.

Die militärische Lage in der Ostsee bezeichnete Kaack als relativ ruhig. «Bei der russischen Marine sind keine gesteigerten Aktivitäten oder Aggressionen zu erkennen.» Er sehe aktuell nicht die Gefahr, dass die Nato in den Ukraine-Konflikt hineingezogen werde.

Die neuen Aufgaben durch den Ukraine-Konflikt ebenso wie die Ankündigung des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Streitkräfte hätten für einen positiven Ruck in der Marine gesorgt. «Die Einheiten werden wo immer möglich schneller instandgesetzt», betonte Kaack. Es gehe nicht um Aufrüstung, sondern um Ausrüstung mit Ersatzteilen, Munition oder Kommunikationsmitteln.

Kaack hofft, dass es nun gelingt, die permanenten Engpässe bei der Beschaffung oder der Reparatur zu beseitigen. Es sei frustrierend, wenn so viele Schiffe in oder vor den Werften liegen und nichts passiert. «Das ist widersinnig: Die Werften hätten die Kapazitäten und bräuchten dringend die Arbeit, aber wir kriegen sie da nicht hinein.» So liege die Korvette «Ludwigshafen am Rhein» seit Dezember 2019 an der Pier, weil für die Instandsetzung nicht die entsprechenden Personalkapazitäten in der Bundeswehr vorhanden sind.

Jan Christian Kaack ist 59 Jahre alt und ist seit September vergangenen Jahres Vize-Marineinspekteur. Zuvor war er Kommandeur eines Nato-Schulungszentrums in Stavanger (Norwegen).

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