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«Die Kuh ist vom Eis»: Metaller im Norden erhalten mehr Geld

«Die Kuh ist vom Eis»: Metaller im Norden erhalten mehr Geld

«Die Kuh ist vom Eis»: Metaller im Norden erhalten mehr Geld

dpa
Hamburg
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Das Logo der IG Metall. Foto: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild

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Statt prozentualer Lohnerhöhungen gibt es für die norddeutschen Metaller Einmalzahlungen. Der Arbeitgeberverband Nordmetall und die IG Metall Küste haben sich auf die Übernahme des Pilotabschlusses der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie verständigt.

Die rund 140 000 Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie erhalten statt einer prozentualen Lohnerhöhung im nächsten und übernächsten Jahr Einmalzahlungen. In diesem Jahr bekommen sie bis spätestens Ende Juni eine Corona-Beihilfe in Höhe von 500 Euro. Der Arbeitgeberverband Nordmetall und die IG Metall Küste verständigten sich am Freitag in Hamburg auf die Übernahme des Pilotabschlusses der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie.

«Wir haben es geschafft, die Kuh ist vom Eis», sagte die Nordmetall-Verhandlungsführerin und Personaldirektorin der Bremer Lürssen Werft, Lena Ströbele. Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sprach von einem «guten Paket». Vor dem Abschluss in Nordrhein-Westfalen hatten sich die Tarifparteien im Norden - begleitet von zahlreichen Warnstreiks - in fünf Verhandlungsrunden nicht einigen können.

Der nun verabredete Tarifvertrag läuft vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien bis Ende September 2022 und betrifft Metaller in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein. «Ich denke, wir haben einen sehr fairen Kompromiss, der auch die aktuelle Lage reflektiert, gefunden», sagte Ströbele mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie insbesondere im Schiff- und Flugzeugbau.

So gibt es im Februar 2022 eine Einmalzahlung in Höhe von 18,4 Prozent des monatlichen Bruttogehalts. Von Februar 2023 an steigt die jährliche Zahlung dann auf dauerhaft 27,6 Prozent eines Monatsentgelts. Umgerechnet auf eine prozentuale Erhöhung bedeute dies eine Steigerung der Entgelte um etwa 2,3 Prozent, sagte Friedrich.

Ströbele betonte, diese Sonderzahlung könne auch für einen teilweisen Entgelt-Ausgleich genutzt werden, etwa wenn ein Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen die Arbeitszeit der Beschäftigten kollektiv bis hin zu einer Vier-Tage-Woche absenken müsse. Ob das zum Tragen kommt, entschieden Arbeitgeber und Betriebsräte in den Unternehmen selbst, sagte Friedrich. «Das ist eine Entscheidung, die die Betriebsparteien im Betrieb gemeinsam freiwillig fällen müssen. Das kann nicht erzwungen werden.»

Anders sehe es bei der bereits bestehenden jährlichen Sonderzahlung in Höhe von knapp 380 Euro aus, deren Auszahlung nun von Juni auf den Oktober verschoben worden sei. Sie könne ersatzlos gestrichen werden, wenn die Nettoumsatzrendite des Unternehmens unter 2,3 Prozent falle, sagte Ströbele. Voraussetzung sei jedoch, dass der Unternehmer deren Aussetzen oder Streichen mindestens vier Wochen vorher anmeldet. Sollte sich dann beim Erstellen der Jahresabschlüsse herausstellen, dass das Unternehmen die 2,3 Prozent doch erreicht hat, «dann würde dieser Einmalbetrag nachgezahlt werden», sagte Ströbele.

Abgesehen von den Einmalzahlungen haben sich die Tarifparteien angesichts der großen Herausforderungen durch die Transformationsprozesse in der norddeutschen Industrie zudem darauf geeinigt, firmenspezifische Zukunftstarifverträge zu ermöglichen. Dabei verpflichten sich die Arbeitgeber zu Gesprächen mit dem Betriebsrat, behalten aber die Entscheidung über die Firmenstrategie und das Zukunftsbild des Unternehmens in der Hand. Die Tarifparteien können zu den Gesprächen hinzugezogen werden.

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