Jubiläum

Landfrauenverband vermisst Respekt in der Politik

Landfrauenverband vermisst Respekt in der Politik

Landfrauenverband vermisst Respekt in der Politik

dpa
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Petra Bentkämper: «Wir brauchen wieder einen anderen Umgang miteinander.» Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB

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Die politischen Gräben beschäftigen auch den Landfrauenverband - zum 75. Bestehen gibt es daher nicht nur feierliche Worte. Die Frauen wollen Vorbild sein für eine respektvolle Streitkultur.

Kiel (dpa/lno) - Die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Petra Bentkämper, beklagt die heutige Streitkultur in der Politik, in der sie eine Art «Vernichtungsstrategie» sieht. Sie könne nicht nachvollziehen, dass das Ergebnis der Europawahl im Juni nicht dazu geführt habe, dass sich die demokratischen Parteien gemeinsam auf den Weg machten, um die Demokratie zu erhalten, sagte sie bei einer Pressekonferenz zum Landfrauentag in Kiel. Natürlich sei Politik Wettbewerb und es müsse gestritten werden, aber respektvoll und miteinander. «Jeder tritt jedem ordentlich auf die Füße», kritisierte Bentkämper. Sie vermisse gegenseitigen Respekt.

Wie es anders laufen könnte, machen die Landfrauenvereine - die Interessen von Frauen auf dem Land vertreten - nach Darstellung von Hauptgeschäftsführerin Daniela Ruhe vor: Sie seien Lernorte für Demokratie. In den Vereinen würden Dinge ausgehandelt, demokratisch diskutiert und abgestimmt. Das führe dazu, dass man die Mehrheitsmeinung dann auch aushalten und mitvertreten müsse. 

Özdemir fordert Parteien zum Lösen der Probleme auf

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ging in seiner Rede auf die parteiübergreifende Zusammenarbeit bei der Lösung von Problemen ein. Das Motto müsse künftig wieder sein: «Erst kommt das Land, dann kommt lange Zeit nichts, dann kommt die Partei und ganz zum Schluss die Person - und nicht umgekehrt», forderte der Bundesminister. 

Gleichzeitig dankte er dem Landfrauenverband dafür, «das Heil nicht in der Radikalisierung zu suchen», sondern nach guten Kompromissen Ausschau zu halten. Es werde allerdings noch etwas Zeit vergehen, bis auch gesagt werden könne, dass Frauen in der Landwirtschaft die gleichen Chancen hätten - aber der Verband habe «den Stein ins Rollen» gebracht.

Jubiläum der Landfrauen - Gratulation vom Bundespräsidenten

Beim diesjährigen Landfrauentag in Kiel feiert der Verband unter dem Motto «75 Jahre Landfrauen - Auf Kurs in die Zukunft» seinen Geburtstag. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam zur Eröffnung und beschwor in einer Rede die gemeinsame Kraft der Landfrauen.

«Frauen wissen aus Jahrhunderten Lebenserfahrung, wie wichtig es ist, sich zusammenzuschließen – weil sie viel zu lange unter Ungleichbehandlung, unter existenzieller Abhängigkeit, unter schlechterer Gesundheitsversorgung und Armut und auch unter häuslicher Gewalt gelitten haben und es leider teilweise immer noch tun», sagte er. 

Alleine müsse man oft stumm bleiben, weil man am kürzeren Hebel sitze. «Aber gemeinsam kann man etwas ausrichten», betonte Steinmeier. Dabei hätten Frauen den Männern oftmals etwas voraus. Seit mehr als einem Jahrhundert schließen sich Frauen auf dem Land zusammen, um ein gerechteres Zusammenleben zu organisieren, wie Steinmeier betonte.

 Ministerpräsident Günther wirbt für Optimismus

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther bescheinigte dem Verband eine zupackende Art, mit dem er dem Land wieder Optimismus geben könne. Die Deutschen guckten viel zu skeptisch nach vorn, sagte der CDU-Politiker. «Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und mal wieder darauf gucken, was wir gut können in unserem Land und uns nicht in den negativen Punkten ergötzen.»

Gleichzeitig müsse man auch mit unterschiedlicher politischer Auffassung gemeinsam für Deutschland einstehen können, erklärte Günther. Daher wolle er dafür werben, dass der Zusammenhalt gepflegt werde und die Menschen dem gegenüber auch zuhören, Respekt zollen und auch darüber nachdenken, ob andere nicht vielleicht auch recht haben könnten. 

 

 

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