Proteste

Linke demonstrieren für Umverteilung auf Sylt

Linke demonstrieren für Umverteilung auf Sylt

Linke demonstrieren für Umverteilung auf Sylt

dpa
Sylt
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Teilnehmer einer Demonstrantion des Bündnisses "Wer hat, der gibt" ziehen durch Westerland. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

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Sylt gilt als Insel der Reichen. Nicht zufällig haben linke Aktivisten die Nordsee-Insel als Ziel einer Protestaktion gegen die zunehmende Kluft zwischen armen und wohlhabenden Menschen gewählt.

Ohne große Zwischenfälle ist eine Demonstration von linken Aktivisten für soziale Gerechtigkeit auf der auch als «Insel der Reichen» bekannten Nordseeinsel Sylt verlaufen. Die Nacht zum Sonntag sei «absolut ruhig» geblieben, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Am Samstag waren den Angaben zufolge rund 400 Demonstranten unter dem Motto «Sylt Entern! Make The Rich Pay» von Westerland nach Kampen gezogen. Die Teilnehmer waren zumeist mit der Bahn vor allem aus Norddeutschland angereist. Die Organisatoren - das linke Bündnis «Wer hat, der gibt» - sprachen von rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

«Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten», stand auf einem Banner, das an einem Kleintransporter an der Spitze des Demonstrationszuges befestigt war. Die hohen Kostensteigerungen bei Energie, Kraftstoffen und Lebensmitteln hatten zuletzt die politische Debatte um wachsende Armut und soziale Verantwortung neu belebt.

Das Aktionsbündnis forderte eine einmalige Vermögensabgabe zur Deckung der Kosten der Corona-Krise, die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Erhöhung des Spitzensteuersatzes für besonders hohe Einkommen. Internationale Steueroasen sollen abgeschafft, große Erbschaften und Schenkungen höher besteuert werden.

«Auf Sylt bejubeln sich Reiche für Leistungen, die sie nicht erbracht haben, und vererben Geld, das sie nicht verdient haben», hieß es in einem Aufruf von «Wer hat, der gibt» im Internet. Andernorts sei das Armutsniveau auf einem Rekordhoch, die rapide steigenden Preise trieben immer mehr Menschen in die Existenzangst.

Die Polizei begleitete den Demonstrationszug mit deutlich sichtbaren Kräften. Den Angaben zufolge verlief der Marsch von Westerland nach Kampen friedlich und wurde zwischenzeitlich nur kurz gestoppt, als Teilnehmer Rauchtöpfe zündeten.

Bei einer Versammlung am Abend vor dem Rathaus in Westerland fiel nach Polizeiangaben lediglich ein Mann auf, weil er nackt war. Die Polizei nahm den Alkoholisierten in Gewahrsam und versuchte, einige aufgebrachte Menschen zu beruhigen, die damit nicht einverstanden waren.

Sylt mit seinen teilweise exklusiven Feriendomizilen gilt für viele als Synonym für Abgehobenheit und Reichtum. Erst Anfang Juli war mit der Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Insel wieder ins Rampenlicht geraten. Es war eine Gruppe von Punks mit dem Ziel angereist, die Feier zu stören, doch hatten sie sich für ihren lautstarken Protest laut Polizei das falsche Hotel ausgesucht.

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