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Matthiae-Mahl im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Matthiae-Mahl im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Matthiae-Mahl im Zeichen des Ukraine-Kriegs

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Der US-amerikanische General Christopher Cavoli, Oberbefehlshaber der NATO, spricht. Foto: Marcus Brandt/dpa

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Das traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats hat in diesem Jahr nur ein Thema. Bei edlem Wein und Essen werden die Gäste von einem Nato-General mit der Kriegsrealität in der Ukraine konfrontiert. Von der Hoffnung auf Frieden ist kaum die...

Das erste traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats nach der Corona-Pandemie hat am Freitag im Zeichen des russischen Angriffs auf die Ukraine gestanden. Der Nato-Oberbefehlshaber in Europa, General Christopher Cavoli, erklärte, die Allianz müsse sich auf eine neue Realität einstellen. Das Ausmaß dieses Krieges sei unglaublich, sagte Cavoli am Freitag als Ehrengast im Hamburger Rathaus. Russland habe bislang mehr als 2000 große Kampfpanzer verloren. Mehr als 200 000 russische Soldaten und über 1800 Offiziere seien gefallen oder verwundet worden. Pro Tag verschieße die russische Armee im Schnitt über 23 000 Artilleriegeschosse.

Wenn es für die Nato hart auf hart komme, müsse «harte Kraft» ein Argument sein. «Wenn der andere mit einem Panzer kommt, sollte man auch einen Panzer haben», sagte Cavoli. Er betonte zugleich die Bedeutung der zivilen Führung: «Aus diesem Konflikt haben wir gelernt, dass die zivile Führung absolut essenziell ist.» Sie könne die Nation mobilisieren und die Partner inspirieren.

Die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Helga Maria Schmid, erklärte, die OSZE stehe zur Unterstützung von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine bereit. Schmid zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der mit Blick auf einen chinesischen Friedensplan Gespräche nicht nur mit Moskau, sondern vor allem mit Kiew unter dem Dach der Vereinten Nationen gefordert hatte. «Dem kann ich nur zustimmen und hinzufügen, dass die OSZE zu diesem Zeitpunkt dann auch ihren Beitrag leisten wird», sagte die Generalsekretärin ebenfalls als Ehrengast des Senats.

Zuvor hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) vor den rund 400 geladenen Gästen die Unterstützung der Hansestadt und Deutschlands für die Ukraine bekräftigt. Der russische Präsident Wladimir Putin habe in einer Rede kürzlich deutlich gemacht, dass die Angriffe Russlands weitergingen, erklärte Tschentscher und fügte hinzu: «Solange dies der Fall ist, werden auch Deutschland, werden unsere Partner in Europa und der Nato die Ukraine dabei unterstützen, ihr durch Artikel 51 der UN-Charta legitimiertes Recht auf Selbstverteidigung auszuüben.»

Der Angriff auf die Ukraine habe die europäische Sicherheitsordnung erschüttert. Die militärische Verteidigungsfähigkeit habe einen hohen Stellenwert erlangt. «Die Bedrohung unserer Sicherheit findet nicht nur in den Zeitungen und den Talkshows im Fernsehen statt. Sie ist real», betonte der Bürgermeister. Hamburg sei mit seinem Hafen für die Sicherheit von nationaler Bedeutung. «Diese Bedeutung muss uns im Rathaus, in unseren Sicherheitsbehörden und systemrelevanten Einrichtungen bewusst sein», forderte Tschentscher.

Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine seien auch in Hamburg zu spüren. Der Umschlag im Hafen sei gesunken, gestörte Lieferketten führten zu Engpässen in der Produktion. Der Bürgermeister erinnerte an den «Pakt für Solidarität und Zukunft», den Hamburg wenige Wochen nach Kriegsbeginn mit Kiew geschlossen habe. Ein aktuelles Projekt der Handelskammer Hamburg sei der Verkauf von ukrainischen Produkten in Deutschland.

Das Motto des Matthiae-Mahls lautete in diesem Jahr «Zur Sicherheit in der Zeitenwende». Das erstmals im Jahr 1356 veranstaltete Festessen war wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren ausgefallen. Am Freitag nahmen nach den Worten von Tschentscher Gäste aus mehr als 70 Nationen teil. Vertreter des ukrainischen oder russischen Generalkonsulats waren nach Angaben des Senats nicht anwesend.

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