Gewalttat

Messerangriff auf Frau mit Kind: Prozess begonnen

Messerangriff auf Frau mit Kind: Prozess begonnen

Messerangriff auf Frau mit Kind: Prozess begonnen

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Schild mit der Aufschrift "Angeklagter" wird auf die Gerichtsbank gestellt. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild

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Ein Frau geht mit ihrem kleinen Sohn aus dem Haus - und wird plötzlich mit einem Messer angegriffen. Ein halbes Jahr nach der Tat steht ihr früherer Lebensgefährte in Hamburg vor Gericht. War ein Sorgerechtsstreit das Motiv für den Angriff?

Vor den Augen ihres sechsjährigen Sohnes wird Ende Januar eine Frau beim Verlassen ihres Hauses in Hamburg von einem Mann angegriffen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stößt er die 35-Jährige zu Boden und sticht siebenmal mit einem Messer auf sie ein. Nur dank des schnellen Einsatzes der Rettungskräfte überlebt sie. Gut sechs Monate nach der Tat steht ihr früherer Lebensgefährte und Vater des gemeinsamen Kindes vor einer Schwurgerichtskammer am Landgericht Hamburg. Zum Auftakt des Prozesses wirft die Staatsanwältin dem 44-Jährigen versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung und versuchte gefährliche Körperverletzung vor.

Der Anklage zufolge passte der Ghanaer die 35-Jährige an jenem Samstagnachmittag vor ihrer Wohnung im Stadtteil Barmbek-Nord ab. Sie hatte das Mehrfamilienhaus gerade mit ihrem Sohn und in Begleitung ihres neuen Lebensgefährten verlassen und wollte noch Müll wegbringen. Der Angeklagte sei auf seine Ex-Partnerin zugegangen und habe sie zu Boden gestoßen, woraufhin sich ihr neuer Lebensgefährte schützend vor sie stellte.

Der Angeklagte habe ein Messer gezogen und versucht, auf ihn einzustechen. Der 27-Jährige habe jedoch ausweichen können und sei unverletzt geblieben. Dann soll der Angeklagte auf die am Boden liegende Frau eingestochen und sie mit mindestens sieben Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben. Ihr neuer Lebensgefährte sei weggelaufen, der Angeklagte habe ihn noch mehrere Hundert Meter mit dem Messer auf einem Fahrrad verfolgt. Schließlich sei der 44-Jährige geflüchtet. Eine Sofortfahndung der Polizei blieb erfolglos.

Elf Tage nach der Tat wurde der Angeklagte in einer luxemburgischen Ortschaft nahe der deutschen Grenze festgenommen und am 13. Februar nach Hamburg in Untersuchungshaft gebracht, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Auf die Spur des mutmaßlichen Täters soll die Polizei über eine Telefonnummer gekommen sein, die zu einer Bekannten des Beschuldigten in Luxemburg führte. Die Tatwaffe - ein Klappmesser - konnten die Ermittler nicht finden. Nach Verlesung der Anklage äußerte sich der 44-Jährige zunächst nicht zu den Vorwürfen, weil seine Verteidigerin erkrankt war und sich von einem Kollegen vertreten ließ.

Der Tat sei ein Sorgerechtsstreit vorausgegangen, erklärte der Gerichtssprecher. Die Eltern hätten sich längere Zeit vor der Tat getrennt. Der Angeklagte sei erstmals 2012 nach Deutschland eingereist. 2015 sei er erneut ins Land gekommen. Im Herbst 2016 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Im Februar 2020 wurde der Angeklagte gewalttätig gegen seine Partnerin. Damals lebten beide gemeinsam in der Wohnung in Barmbek-Nord. Wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung wurde er 2021 zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte habe auch das Sorgerecht für das Kind verloren. Der Kontakt zu dem Jungen sei abgebrochen, sagte der Gerichtssprecher.

Bei dem Messerangriff vom 28. Januar erlitt die Frau laut Anklage lebensbedrohliche Verletzungen an der Leber und am Dünndarm sowie diverse Schnittverletzungen an den Armen. Anwohner hatten nach Angaben der Polizei die Rettungskräfte alarmiert. Die Frau wurde in Begleitung eines Notarztes in ein Krankenhaus gebracht und sogleich operiert. Einen Arm könne sie noch nicht wieder richtig bewegen, erklärte der Gerichtssprecher. Am Tatort hatte ein Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes Angehörige, Zeugen und Ersthelfer betreut. Das Gericht hat sechs weitere Prozesstermine bis zum 8. September angesetzt.

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