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Metaller erhöhen den Druck: Tausende im Warnstreik

Metaller erhöhen den Druck: Tausende im Warnstreik

Metaller erhöhen den Druck: Tausende im Warnstreik

dpa
Hamburg/Bremen/Kiel/Rostock
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Eine IG-Metall-Fahne weht im Wind. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt/Symbolbild

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Kurz vor der möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben die Beschäftigten im Norden noch einmal die Muskeln spielen lassen. Laut IG Metall traten fast 50.000 Beschäftigte in einen War...

Einen Tag vor der möglicherweise entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben im Norden Tausende Beschäftigte den Druck mit einem Warnstreik noch einmal erhöht. An den Arbeitsniederlegungen beteiligten sich am Mittwoch nach Angaben der IG Metall Nord in allen fünf norddeutschen Bundesländern mehr als 47.300 Beschäftigte aus 190 Betrieben. Insgesamt gab es beim «Küstenaktionstag» der IG Metall in 13 Städten Demonstrationszüge.

Allein in Hamburg haben den Angaben zufolge rund 26.000 Beschäftigte aus 80 Betrieben die Arbeit niedergelegt, rund 5000 seien zur Kundgebung auf dem Fischmarkt erschienen. In Bremen versammelten sich demnach 2500 der insgesamt 10.000 Teilnehmer aus 20 Betrieben, um dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der IG Metall, Hans-Jürgen Urban, zuzuhören.

In Schleswig-Holstein waren laut Gewerkschaft 4500 Beschäftigte aus 44 Betrieben dem Aufruf zum Warnstreik gefolgt. Die mit 1500 Teilnehmenden größte Kundgebung gab es in Kiel, gefolgt von Lübeck, Flensburg, Itzehoe und Rendsburg. Im nordwestlichen Niedersachsen waren laut IG Metall 6000 Beschäftigte im Warnstreik. Kundgebungen gab es in Cuxhaven, Emden, Nordenham, Papenburg und Rastede. In Mecklenburg-Vorpommern versammelten sich 800 Beschäftigte in Rostock.

Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sagte bei der Kundgebung in Hamburg, der «Küstenaktionstag» sei ein kraftvolles Signal an die Arbeitgeber: «Macht den Weg für eine Lösung am Donnerstag in Baden-Württemberg frei, oder uns stehen auch an der Küste stürmische Wochen bevor.» Ohne ein Verhandlungsergebnis in Ludwigsburg stünden auch im Norden 24-Stunden-Warnstreiks, eine Urabstimmung und ein unbefristeter Streik an. Der Bezirkschef der Gewerkschaft für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, warnte in Hannover die Arbeitgeber: Die Aktionen seien als eine «letzte Mahnung» zu verstehen.

Die IG Metall verlangt für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hatten in den bislang regional geführten Verhandlungen jeweils Einmalzahlungen von 3000 Euro und zudem bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine nicht bezifferte Erhöhung der Lohntabellen angeboten.

Nun setzt die IG Metall auf einen Pilotabschluss im Südwesten. Der Bundesvorstand der Gewerkschaft hatte am Montagabend grünes Licht für einen Einigungsversuch im Bezirk Baden-Württemberg gegeben. Die Verhandlungen sollen in fünfter Runde am Donnerstag in Ludwigsburg beginnen. Friedrich betonte: «Die Beschäftigten müssen sofort massiv entlastet werden, die Monatsentgelte dauerhaft steigen und die unsägliche Forderung nach einem flexiblen Weihnachtsgeld vom Tisch.»

Der Arbeitgeberverband Nordmetall hatte den Warnstreik bereits am Dienstag scharf kritisiert. «Dass die IG Metall Küste Streiks als notwendig empfindet, wissen wir. Aber das Ausmaß ist zu diesem Zeitpunkt unangemessen», sagte Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele. Die IG Metall falle in alte Verhaltensmuster zurück und beteilige sich am gewerkschaftsinternen Wettbewerb, wer mehr Streikende auf die Straße bringen könne, kritisierte die Personaldirektorin der Unternehmensgruppe Lürssen. «Und das wenige Tage vor einem bundesweiten Lösungsversuch.»

Parallel zum Warnstreik in der Metall- und Elektroindustrie war die Belegschaft des Windanlagenbauers Vestas erneut zum Streik aufgerufen. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich bundesweit mehrere hundert Beschäftigte insbesondere aus dem Service. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Vestas sprachen unter anderem auf den Kundgebungen in Hamburg und Rendsburg. Sie kämpfen dafür, überhaupt einen Tarifvertrag zu bekommen.

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