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Mordversuch und Penisfotos: 23-Jähriger will gestehen

Mordversuch und Penisfotos: 23-Jähriger will gestehen

Mordversuch und Penisfotos: 23-Jähriger will gestehen

dpa
Hamburg
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Eine Statue der Justitia mit einer Waage und einem Schwert in ihren Händen. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild

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Weil seine Annäherungsversuche von einer 17-Jährigen zurückgewiesen werden, soll ein junger Mann in Hamburg-Wilhelmsburg zu extremer Gewalt gegriffen haben. Jetzt steht er wegen Bedrohung, Verbreitung pornografischer Bilder und Mordversuchs in zwei Fällen vor Gericht.

Wegen Mordversuchs in zwei Fällen, Verbreitung pornografischer Inhalte und Bedrohung muss sich seit Dienstag ein 23-Jähriger in einem Prozess vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Türken vor, am 11. März dieses Jahres auf eine damals 52 Jahre alte Frau und deren 13-jährigen Sohn geschossen zu haben. Der Angeklagte soll den beiden vor einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Wilhelmsburg aufgelauert haben. Die Frau erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen, der Junge blieb körperlich unverletzt (Az. 604 Ks 7/21).

Der Verteidiger des Angeklagten kündigte an, sein Mandant werde die objektiven Tatumstände gestehen. Der 23-Jährige habe die Frau und den Jungen nicht töten wollen. Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter wenige Stunden nach den Schüssen nahe seiner Wohnung in Wilhelmsburg festgenommen. Sein Mandant habe sich im Grunde selbst gestellt, erklärte der Verteidiger.

Motiv der Tat soll laut Anklage die Verärgerung des Angeklagten über die Tochter der Frau gewesen sein. Diese habe seine Annäherungsversuche zurückgewiesen. Im September vergangenen Jahres habe er die damals 17-Jährige als «Schlampe» beleidigt und ihr auf den Hinterkopf geschlagen. Außerdem zerstörte er eine Scheibe an ihrem Wohnhaus.

Im Januar habe der Angeklagte ihr Fotos seines Geschlechtsteils zusammen mit Beleidigungen und Drohungen über Instagram schicken wollen. Dabei verwechselte er jedoch die Adressatin und sandte die Nachrichten an eine andere Frau ähnlichen Namens. Diese erhielt der Anklage zufolge Fotos einer Schusswaffe und seines Penis. Der Beschuldigte habe gedroht, dass sie ihr Leben ohne ihre Familie im Rollstuhl verbringen werde und «dass er sich nur schwer aufhalten könne, nicht der ganzen Familie in den Kopf zu schießen». Die Empfängerin der Drohungen habe bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet, sagte ein Gerichtssprecher.

Der Angeklagte habe in der Zeit danach angenommen, die ihm bekannte junge Frau zeige die versandten Bilder im Stadtteil herum, hieß es in der Anklage. Er habe sich als Vergewaltiger dargestellt gefühlt. Als die Mutter und der jüngere Bruder der Frau am 11. März vom Einkaufen kamen, habe er die beiden vor dem Haus angeschrien. Dann habe er unvermittelt eine Pistole gezogen und aus maximal zwei Metern Entfernung viermal geschossen. Schwer verletzt habe sich die 52-Jährige ins Haus retten können. Im Krankenhaus haben sie acht Tage im Koma gelegen.

Mutter und Sohn sind im Prozess als Nebenkläger zugelassen. Ihre Vertreterin, Rechtsanwältin Claudia Krüger, sagte, die beiden seien vor der Tat völlig arg- und wehrlos gewesen. Die Familie stamme aus dem Iran, sei aber voll integriert. Die inzwischen 18-jährige Tochter habe nach einem sehr guten Abitur Medizin studieren wollen.

Der Angeklagte mit dunklen Haaren erschien in einem hellblauen Hemd und Jeans im Gerichtssaal. Die Strafkammer hat acht weitere Verhandlungstermine bis Mitte Dezember angesetzt.

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