Bildung

Nach Hamas-Angriff: Jüdisches Museum als Lernort gefragt

Nach Hamas-Angriff: Jüdisches Museum als Lernort gefragt

Nach Hamas-Angriff: Jüdisches Museum als Lernort gefragt

dpa
Rendsburg (dpa/lno) -
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Banner mit der Aufschrift «Moin Mentsh» steht neben einer Treppe im Jüdischen Museum. Foto: Frank Molter/dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Angriff der Hamas auf Israel hat auch Auswirkungen auf die Arbeit des Jüdischen Museums in Rendsburg. Noch mehr als zuvor ist dessen Expertise als außerschulischer Lernort nachgefragt.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober erhält das Jüdische Museum in Rendsburg vermehrt Anfragen von Schulen, die sich über Judentum und Antisemitismus informieren wollen. Zum einen würden die normalen Angebote einfach sehr, sehr viel gebucht, sagte der Leiter des Museums Jonas Kuhn der Deutschen Presse-Agentur. An das Museum werde der Bedarf herangetragen, «nicht nur im Bereich Nahostkonflikt, sondern auch Antisemitismus, Rassismus was anzubieten», sagte Kuhn. Viele Lehrkräfte sagten in Gesprächen, sie seien unsicher, wie sie mit der Thematik umgehen sollen.

Zudem gebe es momentan so viele Anfragen für langfristige Kooperationen wie noch nie. Ein Berufsbildendes Zentrum, das unter anderem Tief-, Straßen- und Kanalbauer ausbildet, will etwa die Patenschaft für die Stolpersteine in Schleswig-Holstein übernehmen, wie Kuhn sagte. Dann solle jede Klasse zu Workshops ins Museum kommen, wo man sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Antisemitismus auseinandersetzen. Die Stolpersteinpflege sei dann im Prinzip der praktische Anteil, um das auch mit ihrem Berufsfeld zu verknüpfen. Auch von einem Fußballverein beispielsweise gibt es demnach Anfragen für Kooperationen und Austausch.

Dies hänge auch mit der Neueröffnung mit neu konzipierter Dauerausstellung zusammen, die wertgeschätzt werde. «Es hängt aber auch eben damit zusammen, dass die Schulen selber gerade die Notwendigkeit sehr stark spüren.»

Kuhn berichtete von einem Gespräch mit dem Leiter der Meldestelle für antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein (Lida SH). Dieser habe erzählt, dass sie derzeit täglich sechsmal mehr Vorfälle gemeldet bekommen. Und auch die Vertreter und Vertreterinnen der Landesverbände beklagten, dass sie im Alltag mehr Anfeindungen erlebten, «gerade wenn sie als jüdisch erkennbar sind». Eine Dame habe berichtet, dass sie sich habe anschreien lassen müssen, weil sie die Zunahme des Antisemitismus und die fehlende Empathie der Mehrheitsbevölkerung thematisiert hat. In Schleswig-Holstein seien es eher solche Fälle und Schmierereien.

Das gesamte Sicherheitsgefühl der Leute sei zerstört aufgrund dessen, was gerade in Deutschland passiere und in Israel sowieso, sagte Kuhn mit Blick auf die Aussagen von Gemeindemitgliedern. «Aber ich glaube, diese fehlende Solidarität der deutschen Bevölkerung, die macht den fast noch mehr zu schaffen. Das ist wirklich problematisch.»

Das Jüdische Museum in Rendsburg gehört eigenen Angaben zufolge zu den ersten Jüdischen Museen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik gegründet worden sind. Es ist in der einzigen ursprünglich erhaltenen Synagoge Schleswig-Holsteins beheimatet.

Mehr lesen