Kreis Segeberg

Nach Unfalltod von 16-Jähriger steht junger Mann vor Gericht

Nach Unfalltod von 16-Jähriger steht junger Mann vor Gericht

Nach Unfalltod von 16-Jähriger steht junger Mann vor Gericht

dpa
Bad Segeberg (dpa/lno) -
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Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

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Ein 16 Jahre altes Mädchen sitzt in einem Linienbus, als plötzlich ein Auto durch die Seitenscheibe schlägt. Die junge Frau stirbt auf der Stelle. Für den heute 22-jährigen Autofahrer geht es nach fast zwei Jahren vor Gericht um Schuld und St...

Er soll betrunken mit einem Auto von der Straße abgekommen sein und bei dem anschließenden Unfall eine 16 Jahre alte Jugendliche in einem Bus getötet haben. Ein 22-Jähriger muss sich für den Unfall im Oktober 2020 seit Donnerstag vor dem Jugendschöffengericht in Bad Segeberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten weiter vor, er habe betrunken hinter dem Steuer gesessen, sei vom Unfallort geflüchtet und habe sich erst einen Tag später über einen Anwalt bei der Polizei gemeldet.

Der damals 20-Jährige war den Ermittlungen zufolge in einem Auto mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde auf den Grünstreifen neben der Bundesstraße 432 zwischen Leezen und Bad Segeberg geraten und dann mit zwei Bäumen kollidiert. Dabei sei der Wagen in die Luft geschleudert worden und mit dem Heck voran in die Seitenfenster eines entgegenkommenden Linienbusses gekracht. Die 16-Jährige saß in dem Bus und starb unmittelbar an ihren massiven Kopfverletzungen. Auch weitere Fahrgäste wurden verletzt.

Ein Verteidiger des Angeklagten verlas eine Erklärung, in der sein Mandant sein tiefstes Bedauern ausdrückte. Egal, wie der Prozess ausgehe, er werde sich immer vorwerfen, dass diese eine Autofahrt eine derartige Tragödie ausgelöst habe. Sein größter Wunsch sei es, den Unfall ungeschehen machen zu können. Der Angeklagte selbst - ein groß gewachsener, kräftiger Mann mit kurzen blonden Haaren - sei nicht in der Lage, selbst das Wort zu ergreifen. Der 22-Jährige kämpfte während der kaum 30 Minuten dauernden Verhandlung mit den Tränen und knetete ein Taschentuch in den Händen.

Die Staatsanwältin warf dem Angeklagten vor, er hätte erkennen müssen, dass er alkoholbedingt nicht mehr in der Lage gewesen sei, ein Kraftfahrzeug zu führen. Er habe später die Unfallstelle verlassen, ohne sich um mögliche Opfer zu kümmern, obwohl ihm die Schwere des Unfalls bewusst gewesen sein musste.

Erst am zweiten Prozesstag am 11. August werden ein Gutachter und Zeugen gehört. Unter anderem soll der Busfahrer befragt werden. Die Mitspieler einer Fußballmannschaft sollen von der Ereignissen in einem Vereinsheim vor dem Unfall berichten. Damit will das Gericht klären, wie viel Alkohol der Angeklagte getrunken hatte. Jugendrichter Tobias Kleimann sagte, er wolle das Verfahren möglichst am zweiten Verhandlungstag auch abschließen. Ein Urteil nach Jugendstrafrecht sei wahrscheinlich, weil der Angeklagte zum Unfallzeitpunkt heranwachsend war, sagte der Richter.

Ungewöhnlich sei, dass die Familie der Getöteten nicht als Nebenkläger auftrete und es auch keine Adhäsionsverfahren gebe, mit denen zivilrechtliche Ansprüche wie Schmerzensgeld oder Schadenersatz geltend gemacht werden können.

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